Die Spono Eagles gewinnen die Finalissima in Zug mit 37:31 und sind zum sechsten Mal Schweizer Meister.
Die letzten Sekunden verrannen, selbst Carmen Jund und Livia Amrein, die bisher keinen Einsatz hatten, durften kurz ran, erzielten sogar jeweils ein Tor. Dann war Schluss, die Nottwiler Feier konnte beginnen. Mit 37:31 gewannen die Spono Eagles die fünfte und entscheidende Partie des Playoff-Finals, zum sechsten Mal liessen sie sich zum Schweizer Meister küren. «Unglaublich», schwärmte Captain Sabrina Amrein mit der Goldmedaille um den Hals, als die ersten Jubelstürme und die Pokalübergabe vorüber waren. «Genugtuung», empfinde sie, sagte Topskorerin Xenia Hodel. Und Trainer Urs Mühlethaler befand:
«Für solche Momente machen wir den ganzen Chrampf.»
Auf der anderen Seite flossen Tränen, der LK Zug hat die Titelverteidigung vor einer grossartigen Kulisse mit 1100 Fans verpasst. Sibylle Scherer, die Rekord-Torschützin der SPL 1, tröstete jede ihrer Teamkolleginnen, jene, die weinten, nahm sie in den Arm. «Vielleicht machte ich das auch zum Selbstschutz», sagte sie mit wässrigen Augen. Die 30-jährige Rückraumspielerin tritt nach 304 Partien und 1696 Toren zurück. Immerhin sass ihr letzter Wurf, wie sie es sich gewünscht hatte, wegen ihrer Schwangerschaft kam sie nur noch für die Penalties auf den Platz. «Klar bin ich enttäuscht, aber auch mega stolz auf dieses Team. Selbst als wir mit zehn Toren hinten lagen, haben wir nicht aufgegeben.»
Damit ist es vorweggenommen: So ausgeglichen wie üblich war das Zentralschweizer Derby diesmal nicht, die Nottwilerinnen gaben von Beginn weg den Ton an. Die Abwehr agierte hart und kompakt. Und wer trotzdem eine Lücke fand, verzweifelte an Goalie Aline Strebel. Die 20-Jährige nagelte ihr Gehäuse vorübergehend zu und zementierte damit den Eindruck, den sie bereits in den ersten vier Partien dieser Best-of-5-Serie geweckt hatte: Strebel war im finalen Meisterrennen die beste Torhüterin. Bis zur Pause hatte sie ihre Abwehrquote auf 43 Prozent hochgeschraubt. «Wir vergaben zu viele 100-prozentige Chancen, das führte zum Bruch», stellte LKZ-Trainer Damian Gwerder fest. Tor um Tor zogen die Luzernerinnen weg, 18:10 führten sie zur Pause, kurz danach lagen sie sogar mit zehn Treffern vorne (26:16). Selbst die persönliche Tragödie von Catherine Csebits steckten sie im Kollektiv weg. Die Rückraumspielerin, die in ihrer Laufbahn viel Verletzungspech beklagte, musste nach sieben Minuten mit einem lädierten Knöchel ausgewechselt werden. Alle Versuche der Physiotherapeutin, sie wieder einsatzfähig zu machen, scheiterten. «Dieser Ausfall hat mir zu denken gegeben», gestand Mühlethaler hinterher.
Für Csebits sprangen aber andere in die Bresche. Ana Emmenegger zum Beispiel, oder Alina Stähelin, deren Auftritt an Coolness kaum zu überbieten war. Hinten räumte sie in gewohnt resoluter Manier auf, vorne traf Stähelin auf ihrer angestammten Position im linken Aufbau nach Belieben, neun von zehn Würfen waren drin. Dank ihr und Linkshänderin Xenia Hodel löste sich Spono aus der Umklammerung Zugs, das mit dem Mute der Verzweiflung immer offensiver deckte, Nottwil nervös machte und bis zur 54. Minute auf drei Treffer herankam (31:28).
Zu den grossen Emotionen schlichen sich im Moment des Triumphs auch ein paar tiefgreifende Gedanken an den letzten März. Die Spono Eagles waren damals völlig aus dem Tritt geraten. «Wir hatten keinen Spass und kein Selbstvertrauen mehr», erinnert sich Sabrina Amrein. Der Vorstand reagierte, stellte Trainer Fabio Madia frei und holte Mühlethaler, der bereits 2018 beim letzten Meistertitel Nottwils die Verantwortung an der Seitenlinie trug. «Wir standen uns selbst im Weg», erzählt Hodel.
«Wir brauchten jemanden, der die Richtung vorgibt und jedem klarmacht, was sein Job ist.»
Das ist Mühlethaler und seinem Staff mit Angela Dolder, Ivana Ljubas und René Joller gelungen. Dem LKZ bleibt derweil der Trost des gewonnenen Cupfinals gegen Nottwil im Penaltyschiessen. Gwerder erinnerte sich zwar nochmals hadernd an den vergangenen Mittwoch, als Zug mit seinem letzten Angriff des vierten Spiels auch den Meistertitel hätte gewinnen können. Letztlich war er mit sich und dem Team aber im Reinen: «Spono war etwas besser. Wir haben ein junges Team, da passieren Fehler. Obwohl uns mit Celia Heinzer die Topskorerin fehlte, haben wir Paroli geboten.»
LK Zug – Spono Eagles 31:37 (10:18)
Sporthalle. – 1100 Zuschauer. – SR Hennig/Meier. – Strafen: 2-mal 2 Minuten gegen Zug, 3-mal 2 Minuten gegen Spono. – Zug: Abt (3 Paraden)/Ligue (6); Taivan, Estermann (5 Tore), Stutz (2), Spieler (2), Riner (4), Eugster (1), Goldmann; Scherer (10/9), Steinmann, Hasler-Petrig (7), Bächtiger, Zaetta. – Spono: Strebel (12 Paraden)/Schaller/Ort; Mia Emmenegger (3 Tore), Hodel (7/1), Csebits (2), Zumstein (6), Sabrina Amrein (4), Stähelin (9), Boesen (2); Schardt, Decurtins (1), Ana Emmenegger (1), Jund (1), Livia Amrein (1). – Bemerkungen: Strebel pariert Penaltys von Stutz (3./0:0) und Scherer, die im Nachschuss trifft (45./21:27).