Sportchef Meyer verlängert die Galgenfrist von FCL-Trainer Häberli

FCL-Sportchef Remo Meyer ändert nach dem 0:3 beim FC Zürich nichts: Thomas Häberli bleibt Trainer.

Daniel Wyrsch
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Thomas Häberli (links) bespricht sich im Spiel in Zürich mit Assistenzcoach Manuel Klökler. Bild: Martin Meienberger/Freshfocus (23. November 2019)

Thomas Häberli (links) bespricht sich im Spiel in Zürich mit Assistenzcoach Manuel Klökler. Bild: Martin Meienberger/Freshfocus (23. November 2019)

Die Unzufriedenheit beim FC Luzern ist gross. Am Samstag nach der klaren 0:3-Niederlage beim FC Zürich verwickelten zwei, drei Fans die Mannschaft in einen einseitigen Dialog am Absperrgitter zum Gästeblock. Die FCL-Profis lauschten der laut vorgetragenen Kritik. An vorderster Front stand der langjährige Goalie David Zibung (35). «Dave hat einen guten Draht zu den Fans, er ist länger dabei als wir anderen», erklärte Captain Pascal Schürpf. «Sie wollten uns klar machen, dass wir vor allem im nächsten Match zu Hause gegen St.Gallen eine bessere Leistung zeigen müssen als gegen den FCZ.»

Schürpf stand vor den Ultras nur in der zweiten Reihe. Das gilt auch für den sportlichen Auftritt des 30-jährigen Baslers. Der Angreifer gehört in der Verfassung dieser Saison nicht mehr zu den Leistungsträgern wie in den vergangenen zwei Jahren. Ein Tor und zwei Assists sind zu wenig für einen wie ihn, der letzte Saison noch neun Tore und neun Assists zum fünften Schlussrang des FCL beigesteuert hatte.

Mit dem öffentlichen Streit in der Holding startete die Negativserie

Pascal Schürpf sagte zu seiner mageren Saisonbilanz: «Das ist zu wenig für mich, diese Kritik ist berechtigt.» Er wies aber auch darauf hin, dass er immer wieder Pässe vors gegnerische Tor spiele, die durchaus verwertbar wären.

Schürpf erinnerte sich in Zürich nach dem Match an eine erst noch vor einem halben Jahr publizierte Aussage in unserer Zeitung: «Richtigerweise wurde geschrieben: Wenn es Schürpf läuft, dann läuft es der Mannschaft.»

Jetzt aber tut sich nicht nur der Captain schwer, sondern das ganze Team. Die Leichtigkeit ist abhandengekommen. Kein Wunder nach nunmehr vier Niederlagen in Serie. Zu drehen begonnen hat die Abwärtsspirale vor einem Monat eher unvermittelt in Neuenburg, Tage zuvor war der selbstzerstörerische Streit im Aktionariat öffentlich geworden. Dazu kam das Verletzungspech, das im Ausfall von Mittelfeldspieler Marvin Schulz gipfelte. Gegen Xamax kassierte Luzern nach einer schwachen Leistung prompt eine 0:2-Niederlage. Dann folgten die beiden 1:2-Heimpleiten gegen Lugano und Aufsteiger Servette. Vor der Länderspielpause sah sich der Luzerner Sportchef Remo Meyer gezwungen, den Trainer öffentlich anzuzählen. Meyer hatte in einem Interview festgestellt, dass Thomas Häberli das Potenzial der Mannschaft nicht ausschöpfe. Die Kritik kam einer Demontage des Coaches gleich.

Alle sind gefordert: Team, Staff und der Sportchef

Der selbe Meyer war am Samstag nach der 0:3-Klatsche in Zürich weder für die TV-Stationen noch für die Zeitungs- und Radiojournalisten zu sprechen. Gestern Sonntag stellte er sich unseren Fragen zur unmittelbaren Zukunft von Häberli. Schriftlich via E-Mail antwortete Meyer: «Natürlich sind wir mit dem Spiel gegen Zürich alle nicht zufrieden. Die Enttäuschung ist daher mehr als nachvollziehbar.» Und: «Wie vergangene Woche schon gesagt, wollen wir uns gemeinsam auf die letzten Spiele konzentrieren, um gute Leistungen abrufen zu können und um noch weitere Punkte einzufahren.» Sportchef Meyer kommunizierte in der Wir-Form, schloss sich also von den grossen Herausforderungen nicht aus. «Wir sind alle gefordert; die Mannschaft, der Staff und ich gleichermassen.»

Allerdings steht Remo Meyer weiter zu seiner Beurteilung der Leistungen von Trainer Thomas Häberli und der Mannschaft: «Dass wir mit dem bisher Gezeigten nicht zufrieden sein können, liegt auf der Hand.» Entsprechend steht Luzerns Sportchef weiter zu seinem viel zitierten Interview. Somit geht die Galgenfrist von Trainer Häberli weiter.

Rotsünder Eleke bleibt von Einzelkritik verschont

Stürmer Blessing Eleke musste im Letzigrund nach einem brutalen Foul in der 40. Minute den Platz verlassen. Der Nigerianer war FCZ-Gegenspieler Becir Omeragic mit der offenen Sohle auf die Wade getreten. Schiedsrichter Stefan Horisberger hatte nach Intervention des VAR die Szene noch einmal am TV-Bildschirm angeschaut und schliesslich Eleke statt der gelben die rote Karte gezeigt. Meyer ging gestern Sonntag mit dem erfolglosen und nun auch noch unbeherrschten Angreifer dennoch nicht hart ins Gericht: «Blessing wie das gesamte Team konnten bisher nicht überzeugen. Eine Kritik nur an einer Person erachten wir als nicht richtig.»

Ähnlich sieht es Pascal Schürpf. Vor den restlichen Vorrundenspielen gegen St.Gallen (3.), YB (1.) und Basel (2.) forderte der FCL-Captain: «Wir müssen zusammenhalten.»

Zürich - Luzern 3:0 (1:0)

8398 Zuschauer. - SR Horisberger. - Tore: 13. Kramer (Rüegg) 1:0. 59. Schönbächler (Sohm) 2:0. 68. Kramer (Pa Modou) 3:0.

Zürich: Brecher; Rüegg (64. Britto), Nathan, Omeragic, Pa Modou; Domgjoni, Sohm (85. Janjicic); Tosin, Marchesano, Schönbächler; Kramer (79. Ceesay).

Luzern: Müller; Sidler, Knezevic, Lucas, Grether; Voca, Mistrafovic; Eleke, Males (73. Cirkovic), Ndiaye (83. Margiotta); Schürpf.

Bemerkungen: Zürich ohne Charabadse, Hekuran Kryeziu, Mirlind Kryeziu, Mahi und Winter (alle verletzt). Luzern ohne Arnold, Binous, Kakabadse, Ndenge, Schulz und Schwegler (alle verletzt). 53. Lattenschuss Males. 42. Rote Karte gegen Eleke (Foul). Verwarnungen: 65. Voca (Foul). 93. Sidler (Foul).