SPORTLEREHRUNG: Sie ist die Sportlerin des Jahres

Überraschender Triumph an der Wahl des Luzerner Sportlers 2015. Mit Leichtathletin Géraldine Ruckstuhl setzt sich ein Nachwuchstalent gegen Profis durch.

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Leichtathletin Géraldine Ruckstuhl (18) präsentiert im Luzerner Regierungsgebäude ihre Auszeichnung. (Bild: Corinne Glanzmann / Neue LZ)

Leichtathletin Géraldine Ruckstuhl (18) präsentiert im Luzerner Regierungsgebäude ihre Auszeichnung. (Bild: Corinne Glanzmann / Neue LZ)

Stephan Santschi

Nicht Mario Gyr und Simon Schürch, Welt- und Europameister im Rudern, auch nicht Rollstuhlfahrer Marcel Hug, der den Boston-Marathon gewann – die Wahl für Luzerns Sportler des Jahres 2015 fiel gestern Abend auf Géraldine Ruckstuhl. Die Nachwuchsathletin aus Altbüron – die vorgestern ihren 18. Geburtstag feierte – erhielt am meisten Zuspruch der 83 Anwesenden aus Sport, Politik und Gesellschaft im Luzerner Kantonsratssaal. Entsprechend erstaunt hielt sie fest: «Das hätte ich nicht erwartet, immerhin bin ich gegen Profis, gegen Topsportler angetreten.» Vielleicht profitierte sie bei der Rangverkündigung etwas vom Bonus der Anwesenheit. Während Hug auf Teneriffa im Trainingslager weilt, verliessen Gyr/Schürch die Veranstaltung frühzeitig, um morgen im Training fit zu sein.

U-18-Weltmeisterin im Siebenkampf

Die Leistung Ruckstuhls im Jahr 2015 schmälert dies nicht – mit dem Gewinn des U-18-WM-Titels im Siebenkampf schaffte sie Grossartiges. Vom Schweizerischen Leichtathletikverband wird sie als Athletin mit «World Class Potential» eingestuft und deshalb speziell gefördert. Auch das Preisgeld über 8000 Franken, das Ruckstuhl gestern gewann, wird sie wohl in den Sport investieren. «Es ist an der Zeit, dass ich neue Speere kaufe», sagte die Sport-KV-Absolventin.

Belohnt wird auch die Prävention

Die Sieger der anderen vier Kategorien waren im Voraus von einer Jury eruiert worden. Der Preis für den Nachwuchssportler des Jahres ging an Sandra Garibay und Fabio Gasser – beide gewannen im zarten Alter von 16 Jahren in der Königsklasse des Geräteturnens den Schweizer-Meister-Titel. Garibay und Gasser, die auch in der Liebe zueinandergefunden haben, erhielten zusammen 4000 Franken. Die beiden Präventionspreise gewannen der Trägerverein Midnight Sports Stadt Luzern (1. Rang/4000 Franken) und Shukokai Karate Luzern (2. Rang/3000 Franken). Midnight Sports organisiert pro Jahr 75 Veranstaltungen für über 4000 Teilnehmer. «Rund 80 Prozent davon haben einen Migrationshintergrund», sagt Martin Nideröst, der Präsident des Trägervereins. Das Projekt macht den Jugendlichen an Samstagabenden die Turnhallen zugänglich und wirkt damit präventiv gegen Suchtmittelmissbrauch, Gewalt und Vandalismus.

23 000 Franken ausbezahlt

Dass Sport und Gesellschaft vieles gemeinsam haben, stellte in seiner Begrüssungsrede der Luzerner Sportdirektor Guido Graf fest. «Wie in der Gesellschaft ist der Individualismus auch im Sport auf dem Vormarsch. Fitnesscenter werden immer beliebter, dafür klagen die Vereine über einen Mitgliederschwund.» Das sei bedauerlich, merkte Graf an, schliesslich hätten die heutigen Spitzensportler ihre Karriere in einem Verein begonnen. Nicht nur Spitzensportler sind gestern geehrt worden, auch für die «Ehrenamtlichen ist wieder ein Podest aufgestellt worden. Sie werden für ihr Herzblut belohnt», betonte Kantonsratspräsident Franz Wüest. Sieger dieser mit 2000 Franken dotierten Kategorie wurde Rita Brönnimann vom Turnverein Stadt Luzern. Der Anerkennungspreis (2000 Franken), der ein Lebenswerk ehrt, ging an die Dressurreiterin Marcela Krinke Susmelj. Die Ebikonerin hat trotz ihrer 50 Jahre weiterhin Chancen auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio. «Schön, dass ihr Dressurreiten ausgegraben habt», merkte sie mit einem Schmunzeln an und machte deutlich, wie schwer der Überlebenskampf für Spitzenathleten in Randsportarten ist. Insgesamt wurden 23 000 Franken ausbezahlt. Finanziert wird dies aus dem Sportfonds des Kantons Luzern und von der Lungenliga Luzern-Zug. Die Preise werden im Auftrag des Kantons von der IG Sport Luzern verliehen.

Hinweis

Sportler des Jahres 2015: Géraldine Ruckstuhl (Altbüron, Leichtathletik). – Nominiert waren auch: Mario Gyr (Luzern)/Simon Schürch (Schenkon/Rudern). Marcel Hug (Neuenkirch/Rollstuhlsport). Nachwuchssportler/-in des Jahres 2015: Sandra Garibay (Adligenswil)/Fabio Gasser (Meggen/Geräteturnen). Anerkennungspreis: Marcela Krinke Susmelj (Ebikon/Dressur­reiten). Präventionspreis: Trägerverein Midnight Sports Stadt Luzern und Shukokai Karate Luzern. Ehrenamtliche des Jahres: Rita Brönnimann (Kriens/Turnen).