Stadler nimmt neuen Anlauf

Der EVZ-Verteidiger Livio Stadler hat eine schwierige Saison mit der Versetzung ins Farmteam hinter sich. Unter dem neuen Coaching-Staff glaubt der 20-Jährige wieder an seine Chance.

Sven Aregger
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Mit neuem Feuer aufs Eis: Livio Stadler vor dem NLA-Spiel gegen den HC Lugano. (Bild: Alexandra Wey/Keystone (Zug, 22. September 2018)

Mit neuem Feuer aufs Eis: Livio Stadler vor dem NLA-Spiel gegen den HC Lugano. (Bild: Alexandra Wey/Keystone (Zug, 22. September 2018)

Livio Stadler ist gut gelaunt nach dem 6:3-Erfolg in Fribourg. Er spricht über den optimalen Start der Zuger mit drei Siegen in drei Spielen. Er erzählt, dass er von seinem Abwehrpartner und Vorbild Raphael Diaz viel lernen könne. Und er betont, wie viel Spass das Eishockey mache mit dem neuem Coaching-Staff. Stadler sagt: «Ich spüre das Vertrauen von Trainer Dan Tangnes. Und ich freue mich sehr, dass ich wieder eine Chance erhalte.»

Der 20-jährige Verteidiger nimmt einen neuen Anlauf im National-League-Team des EV Zug – nach einer Saison, die für ihn nicht reibungslos verlaufen ist. Im Sommer 2017 kehrte er früher als geplant aus Schweden zurück, wo er sich in der U20-Mannschaft von Lulea weiterentwickeln sollte. Der EVZ brauchte einen Ersatz für den verletzten Verteidiger Santeri Alatalo. Die Wahl fiel auf Stadler, den Zuger, der alle Juniorenstufen im Klub durchlaufen hat. Der junge Defensivspezialist stieg mit Ambitionen in die Meisterschaft, aber nach 17 Spielen unter Headcoach Harold Kreis wurde er ins Farmteam EVZ Academy versetzt. Er sagt: «Es war ein schwieriges Jahr. So hatte ich es mir nicht vorgestellt.»

Ein Anführer in der Swiss League

Stadlers Talent ist unbestritten, er gilt als intelligenter, technisch und spielerisch versierter Verteidiger. Aber gerade mental hatte er noch Defizite. «Ich habe zu viel gewollt und mich dadurch verkrampft. Ein Dämpfer war auch, dass ich den letzten Cut für die U20-WM nicht geschafft hatte», sagt er. Dass er von Kreis nur wenig Vertrauen und kaum Eiszeit erhielt, lässt er unerwähnt. Er will niemandem eine Mitschuld geben, stattdessen merkt er an: «Ich muss mich an der eigenen Nase nehmen.»

Rückblickend war für ihn die Versetzung ins Farmteam vielleicht genau das Richtige, um in der Entwicklung einen Schritt vorwärtszukommen. In der Swiss League übernahm er eine tragende Rolle, bei der erstmaligen Playoff-Teilnahme der Academy führte er die junge Mannschaft als Captain an. Stadler tankte neues Selbstvertrauen. «Es war eine lehrreiche Saison. Ich habe erfahren, dass ich nicht gleich den Kopf hängen lassen darf, wenn es mal nicht läuft. Und dass ich auch Fehler machen kann», sagt er.

Grosses Lob vom Trainer

Auch körperlich hat er an sich gearbeitet. Der 1,83 m grosse und 85 Kilo schwere Athlet absolvierte im Sommer die Spitzensport-RS in Magglingen und nutzte die Zeit, um an Muskelmasse zuzulegen. Zudem begann er nach einer zweijährigen Pause mit dem zweiten Teil der Ausbildung in der klubeigenen Hockey Academy, wo junge Spieler unter professionellen Bedingungen trainieren und gleichzeitig eine kaufmännische Lehre absolvieren können. Jeweils am Dienstagnachmittag und am Donnerstag geht Stadler zur Schule. Weiter arbeitet er zehn bis zwölf Stunden pro Woche im Treuhandbüro seines Vaters Peter, der bis 1993 ebenfalls für den EV Zug verteidigt hat. Der zusätzliche Aufwand ist für Livio Stadler kein Problem, im Gegenteil: «Ich mag die Abwechslung.»

Livio Stadler hat neuen Mut gefasst, er will möglichst viel Spielpraxis sammeln und sich für einen Profivertrag empfehlen. Doch er weiss auch, dass er nicht jedes Spiel in der National League wird bestreiten können – insbesondere wenn die Verteidigung nach verletzungsbedingten Ausfällen wieder vollzählig ist. «Der Konkurrenzkampf ist gross, aber ich sehe es als Herausforderung.»

Livio Stadler lässt sich nicht mehr so schnell aus der Bahn werfen, und das Lob seines Trainers dürfte ihn bestärken. Dan Tangnes sagt: «Livio hat eine grosse Zukunft vor sich.»