STREETHOCKEY: Auf dem Feld ist er Denker und Lenker

Die Oberwil Rebells haben ihren Top-Verteidiger Andrew Hildreth wieder. Für den Amerikaner ist das zweite Engagement eine Herzensangelegenheit.

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Andrew Hildreth ist im Sommer zu den Oberwil Rebells zurückgekehrt. Er gilt als einer der besten Verteidiger. (Bild Stefan Kaiser)

Andrew Hildreth ist im Sommer zu den Oberwil Rebells zurückgekehrt. Er gilt als einer der besten Verteidiger. (Bild Stefan Kaiser)

Marco Morosoli

Noch immer bekommt der neue (alte) Oberwil-Rebells-Verteidiger Andrew Hildreth (27) weiche Knie, wenn er an die Streethockey-WM in Zug im vergangenen Juni zurückdenkt. «Es war ein cooler Event. Ich habe auch noch nie vor so vielen Zuschauern gespielt», sagt der gross gewachsene Amerikaner. Gefallen hat ihm natürlich auch das Drumherum mit den vielen Konzerten auf dem Arenaplatz vor der Bossard-Arena. Hildreth sagt: «Ich hätte es gerne, wenn jeder Tag so wäre wie diejenigen an der WM in Zug.» Hildreth wird aber nicht nur die Ambiance in bester Erinnerung bleiben. Den Turniersieg haben die US-Boys gegen die Slowakei knapp verpasst: «Wir sind aber stolz darauf, dass wir als US-Auswahl zum ersten Mal eine Medaille geholt haben.»

Die Lust aufs Nationalteam

Dass er mit der Nationalmannschaft seines Heimatlandes überhaupt so weit gekommen ist, hat Hildreth «überrascht», weil wir «im Vorfeld nur wenig zusammen trainiert haben». Doch beim nächsten Mal (2017 in Pardubice, Tschechien) soll dies besser werden. Bei dieser Weltmeisterschaft will Andrew Hildreth natürlich auch wieder mit von der Partie sein.

Doch vorerst konzentriert sich der in Leominster im US-Bundesstaat geborene Verteidiger auf sein Engagement bei den Oberwil Rebells. «Ich hatte meine zweite Familie vermisst», sagt der Abwehrspieler. Beim sechsfachen Schweizer Meister hat Hildreth in der Spielzeit 2010/2011 bis 2012/2013 schon einmal mitgespielt. Doch dann zog es ihn in seine Heimat zurück: «Meinem Bruder ging es nicht gut. Ich wollte bei ihm sein. Jetzt ist er wieder gesund. Und es ist mir zunehmend ein wenig langweilig geworden.» Da kommt er auf die Idee bei Patrick Wismer, dem langjährigen Oberwil-Rebells-Spieler, anzuklopfen. Da sich auch der Seriensieger einen Vollprofi nicht leisten kann, hat Hildreth ein zweites Standbein gesucht. Und da ist ihm Wismer, der in Baar das Restaurant Hello World führt, eine grosse Hilfe gewesen. «Er hat mich wieder im Service eingestellt», sagt Andrew Hildreth, der durch den Besuch der Hotelfachschule in der Gastronomie Erfahrung hat.

Schon gut integriert

So kann Hildreth, der zu 60 Prozent bei den Oberwil Rebells angestellt ist, sich in der verbleibenden Zeit noch im Restaurant in Baar nützlich machen. Und er verfügt über eine gewisse Erfahrung. Schon bei seinem ersten Gastspiel hat er Teilzeit im Restaurant Schiff gearbeitet. Und dieser stete Kontakt mit den Gästen hat dazu geführt, dass er Deutsch schon sehr gut versteht. Nur ab und an muss er nach einem Wort suchen, doch da die Kundschaft meist auch des Englischen mächtig ist, fällt dies so oder so nicht ins Gewicht.

Dass es mit dem nötigen Visum geklappt habe, sei auch «Glück gewesen». Und er freut sich auch, dass er fast an jedem Training und an den Spielen der Oberwil Rebells teilnehmen kann. «Der Spielplan und mein Arbeitsplan passen gut zusammen», erzählt der rechts schiessende Verteidiger.

Seine Referenzen sind dabei ausgezeichnet. Bei der Streethockey-Weltmeisterschaft im Juni wird Hildreth als der wertvollste Verteidiger ausgezeichnet. Eine Ehre, die ihm auch beim kürzlich durchgeführten World-Cup in Nitra (Slowakei) zuteil wird. Dort holt er sich mit den Oberwil Rebells den ersten Titel der Saison 2015/2016. Der neue Oberwil-Söldner hat dabei einen wesentlichen Anteil gehabt. Mit sieben Treffern in fünf Partien ist der Nordamerikaner der Akteur, der mit sieben Treffern am meisten ins Schwarze getroffen hat.

Und auch für die Meisterschaft ist Andrew Hildreth topmotiviert: «Wir müssen wieder Meister werden. Unser Ziel muss es sein, so viele Spiele wie möglich zu gewinnen. Dabei will ich mithelfen.» Im Mannschaftsgefüge der Oberwiler spielt dabei Hildreth eine Schlüsselrolle wie einst der langjährige Oberwiler Trainer Tibor Kapanek. Er ist als Dreh- und Angelpunkt vorgesehen. Er soll die Pässe verteilen. Und da hilft ihm sicher, dass er, wie er selber sagt, einer ist, der das Spiel lesen kann.» Auch in technischer Hinsicht hat Hildreth kaum Defizite.

Aber selbst ein kompletter Spieler wie der 27-Jährige weiss, dass er noch zulegen kann: «Ich bin mir bewusst, dass ich mich kräftemässig noch nicht auf dem höchsten Level befinde. Ich arbeite aber daran.» Und das hat er auch im Sommer gemacht.

Nach der WM ist er gleich in Zug geblieben: «Ich habe mir nur noch ein paar Tage Ferien mit meinen Eltern gegönnt.» Die drei sind dabei nach München und nach Salzburg gefahren.

Meisterschaftspremiere zu Hause

Zum ersten Mal wieder im Oberwil-Dress ist Andrew Hildreth am kommenden Sonntag beim Heimspiel gegen die Sierre Lions zu sehen (Spielbeginn: Herti-Nord, 14 Uhr). Der US-Boy hofft natürlich, dass es bei dieser Partie mehr Zuschauer hat als beim letzten Mal, als er für die Oberwiler im Einsatz war. Für viele der treuen Rebells-Fans wird es ein «Déja-vu» sein. Hildreth gehört zur Familie und hat diesmal vor, länger zu bleiben – obwohl er schon drei Titel geholt hat. Er sagt: «Ich bin immer noch hungrig.» Worte, welche die Oberwil-Rebells-Verantwortlichen gerne hören werden.