Beim FC Zürich macht sich nach dem schlechten Saisonstart mit fünf sieglosen Spielen die Ernüchterung breit. Trainer Franco Foda schafft es nicht, den hohen Erwartungen beim Stadtklub gerecht zu werden.
Knapp drei Monate ist er nun her, der sensationelle Titelgewinn des FC Zürich. Als Spieler wie Dzemaili, Ceesay oder Marchesano unter Trainer André Breitenreiter zu grossen Meisterhelden wurden und ganz Zürich in Ekstase versetzten. Doch mit der Herrlichkeit ist es nach dem völlig missratenen Start in die neue Saison vorbei. Nach nur drei Spielen in der neuen Super-League-Saison sucht der FC Zürich mit ihrem neuen Coach Franco Foda seine Form.
Die Lage für den Stadtklub ist ernüchternd: nur ein Punkt bei einem Torverhältnis von 0:6 – der amtierende Meister findet sich nach der 0:2-Niederlage gegen den FC St.Gallen auf dem letzten Tabellenplatz wieder, bereits sechs Punkte hinter Leader YB. Auch die Mission Champions-League-Qualifikation ist für den FC Zürich nach zwei enttäuschenden Auftritten (Gesamtscore 4:5) gegen Karabach bereits vorbei, immerhin resultierten aus den beiden Spielen vier Tore.
Eigentlich hätte der FC Zürich im letzten Spiel gegen St.Gallen mindestens einen Treffer verdient gehabt. In der zweiten Halbzeit, als der FCZ bereits mit zwei Längen im Rückstand war, trafen Marchesano, Gnonto sowie Okita nur die Torumrandung. Insgesamt schossen die Zürcher elf Mal auf das Tor des FC St.Gallen – vier Schüsse mehr als der Gegner.
In der vergangenen Saison hätte bei diesen guten Torchancen wohl mindestens ein Tor herausgeschaut, doch die Leichtigkeit scheint derzeit wie verflogen. Immerhin darf die Mannschaft aus der zweiten Hälfte viel Positives mitnehmen. Nach dem Spiel meinte Franco Foda:
«Das war bisher unser bestes Spiel. Ich kann uns nichts vorwerfen und sehe viele positive Elemente.»
Auch FCZ-Präsident Ancillo Canepa meinte nach dem Spiel, dass mindestens drei oder vier Tore hätten herausschauen müssen. Im Anschluss an die Partie gegen St.Gallen versammelte der FCZ-Trainer seine Spieler geschlossen in einem Kreis, um ihnen trotz der Enttäuschung Mut zuzusprechen. Er sagte: «Wir haben angesichts der guten Leistung keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen.» FCZ-Sportchef Marko Jurendic sprach von Ruhe und Geduld, die seine Mannschaft nun brauche.
Was in dieser Saison besonders auffällt, ist, dass Franco Foda sehr häufig rotiert. Für das Spiel in St.Gallen wechselte er nicht weniger als sieben Spieler gegenüber dem Rückspiel gegen Karabach aus.
Bereits in den vergangenen Partien hatte der ehemalige Naticoach Österreichs die halbe Mannschaft ausgewechselt. Einerseits ist diese Massnahme verständlich, musste der FC Zürich seit Saisonbeginn innerhalb von 14 Tagen fünf Spiele absolvieren. Allerdings wirkt die Mannschaft folglich zu wenig eingespielt.
Dabei hätte Foda eine eingespielte Truppe zur Verfügung, lediglich die Stammspieler Assan Ceesay und Ousmane Doumbia haben den Verein verlassen. Dennoch ist sich Foda nach wie vor nicht im Klaren, ob er in der Abwehr mit einer Dreier- oder Viererkette agieren möchte.
Foda selbst findet nach dem Spiel in St.Gallen nicht, dass er es mit den vielen Rotationen übertrieben habe: «Ansonsten hätten wir kein solches Spiel gemacht.» Der FCZ-Coach muss sich allerdings die Kritik gefallen lassen, den einen oder anderen Leistungsträger zu oft zu schonen.
Neben der noch unklaren Spielphilosophie Fodas spielen beim FC Zürich derzeit einige Spieler unter ihren Möglichkeiten. Leistungsträger wie Marchesano, Boranijasevic oder Guerrero sind nicht mehr in der Form aus dem Frühjahr, Routinier Blerim Dzemaili ist angeschlagen. Ausserdem fehlt den Zürchern seit dem Abgang von Stürmer Ceesay einer, der vorne für die Tore sorgt. Mit der jüngsten Verpflichtung des offensiven Mittelfeldspielers Donis Avdijaj soll diesbezüglich Abhilfe geschaffen werden.
Die neuen Spieler wie Ole Selnaes oder der junge Jonathan Okita brauchen noch Anlaufzeit. Ein Lichtblick ist das Comeback von Becir Omeragic, der gegen Karabach nach über vier Monaten Verletzungspause wieder auflaufen konnte und gegen den FC St.Gallen in dieser Saison erstmals durchspielen konnte.
Für den FC Zürich geht es nach dem Ausscheiden in der Champions-League-Qualifikation bereits am Donnerstag in der Qualifikation für die Europa League weiter. Der Schweizer Meister trifft auswärts auf den nordirischen Meister FC Linfield. Dazu sagt Foda:
«Wir müssen so rasch wie möglich einen Sieg holen. Ich hoffe sehr, dass es nun am Donnerstag endlich klappt.»
In diesem Duell ist der FC Zürich zu favorisieren, ein Ausscheiden wäre eine weitere herbe Enttäuschung. Immerhin würde der FC Zürich dann noch in der Conference-League-Qualifikation antreten dürfen. Am kommenden Sonntag soll beim Heimspiel gegen den FC Sion dann endlich der erste Sieg in der Liga her.