Super League
Rekordmeister mit Aufbruchstimmung nach Chaos an der Spitze: GC startet gegen Lugano mit einem 2:1-Erfolg

Nach unruhigen Wochen mit Führungswechsel siegen die Grasshoppers gegen Lugano bei ihrem Saisonstart. Dabei ist die Klubbesitzerin erstmals im Stadion.

Raphael Gutzwiller, Zürich
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Hayao Kawabe, der zweifache Torschütze für die Grasshoppers.

Hayao Kawabe, der zweifache Torschütze für die Grasshoppers.

Michael Buholzer / KEYSTONE

Es ist noch keine Euphorie, doch ein Hauch von Aufbruchstimmung ist spürbar bei diesem ersten Auftritt der Grasshoppers in dieser Saison. Es läuft die 47. Minute, nach einem klugen Zuspiel von Giotto Morandi steht Hayao Kawabe alleine vor dem Tor und schiebt ein zum 2:0.

Am Ende gibt es einen 2:1-Sieg für die Zürcher, die gut auftreten. Dabei hat es in diesem Sommer wiedermal Chaos gegeben in der Klubleitung. Vom chinesische Projekt mussten sich Sportchef Seyi Olofinjana und der Managing Director Shqiprim Berisha verabschieden. Mit Bernt Haas wurde ein ehemaliger Spieler als neuer Sportchef installiert. Haas steht für ein anderes GC. Jenes, das in der Schweiz das Mass aller Dinge gewesen war. Zwischen 1994 und 2001 wurde der Aussenverteidiger vier Mal mit den Grasshoppers Schweizer Meister.

Nur 4132 Zuschauer im Letzigrund

Diese Zeiten sind weit weg, als der Rekordmeister als letztes Team der Super League am Sonntagnachmittag in die neue Saison startet. Nur 4132 Personen wollen GC im Letzigrund sehen. Die Stimmung ist dafür in Ordnung, was daran liegt, dass es richtig gut läuft für das Heimteam. Schon in der zwölften Minute fällt das Führungstor. Kawebe köpfelt eine Flanke von Morandi zum 1:0 ein. Nach der Pause trifft er zum zweiten Mal. Und weil Lugano nicht mehr als der Anschlusstreffer durch den Penalty von Zan Celar gelingt, siegen die Grasshoppers zum Saisonauftakt.

Beim Jubel der GC-Spieler wird sichtbar: Der Letzigrund ist nur sehr spärlich gefüllt.

Beim Jubel der GC-Spieler wird sichtbar: Der Letzigrund ist nur sehr spärlich gefüllt.

Michael Buholzer / KEYSTONE

Für GC ist es ein Start nach Mass gegen den vermeintlichen Favoriten in diesem Duell, der mit viel Vorschusslorbeeren in die Saison gestiegen ist und nach zwei Partien noch ohne Punkte dasteht. Ganz anders ist die Situation der Hoppers, die nach den Unruhen an der Vereinsspitze mit Gegenwind umgehen mussten. Die Erwartungshaltung an das Team war vor dieser ersten Partie tief. «Doch das hat nichts mit unser Mannschaft zu tun und wie wir arbeiten», meint Trainer Giorgio Contini.

Klubbesitzerin Jenny Wang zum ersten Mal im Stadion

Im Stadion bei diesem Eröffnungsspiel ist zum ersten Mal Klubbesitzerin Jenny Wang. Im GC-Trikot sitzt sie in ihrer Loge, applaudiert den Spielerin nach der Partie. Gewusst von der Anwesenheit der Klubchefin haben zwar einige Spieler, darunter Captain Amir Abrashi. Er sagt jedoch: «Für uns hat sich dadurch nichts geändert. Wir haben auch nicht mit ihr Kontakt gehabt oder ähnliches.»

Grasshoppers-Besitzerin Jenny Wang (rechts) mit GC-Präsident Sky Sun.

Grasshoppers-Besitzerin Jenny Wang (rechts) mit GC-Präsident Sky Sun.

Michael Buholzer / KEYSTONE

Just zum ersten Spiel der Klubchefin haben die Zürcher dafür auch auf dem Platz ein gutes Stück Identifikation zurück: Petar Pusic. Seit Dezember 2021 litt der 23-jährige Mittelfeldspieler an den Folgen einer Corona-Infektion, gab nun sein Comeback. «Mir bedeutet es enorm viel, wieder zurück zu sein», sagt er. Nach seiner Einwechslung wird er bei fast jeder Ballberührung gefeiert. Bei den Fans ist er der absolute Liebling. «Jeder weiss, dass GC für mich nicht nur ein Verein ist. Wenn ich auf dem Platz bin, liebe ich es, in diesem Trikot Fussball spielen zu dürfen.»

Seit sechs Jahren spielt Pusic schon in der ersten Mannschaft der Hoppers, hat dabei schon mit weit über 100 verschiedenen Spielern für seinen Verein gespielt. Er hat schon so viele Unruhen innerhalb des Vereins erlebt, dass ihn auch der Führungswechsel im Sommer nicht beunruhigte. Ähnlich wie sein Trainer sagt er auch, dass solche Geschichten in der Kabine überhaupt kein Thema seien. Pusic sagt:

«In der Mannschaft ist die Stimmung so gut, wie ich es bei uns noch nie erlebt habe. Deshalb kann man nicht vergleichen, wie die Atmosphäre im Team ist und was von aussen über uns geschrieben wird.»

Und Captain Abrashi ist sich sicher: «Bei jedem Sieg kommen auch wieder mehr Zuschauer in den Letzigrund, mit dem Erfolg kehren die Fans zurück ins Stadion.» Am Ende zählt doch in erster Linie das, was auf dem Platz passiert. Und das war zum Saisonauftakt gut für GC.