Super League
Fankurven vor dem Stadion, drinnen wie ein Geisterspiel: Beim 1:1 zwischen dem FCB und YB fehlt es an Emotionen

Die Fans des FC Basel und YB sind aus dem Stadion gesperrt, beim 1:1-Unentschieden vermissen die Spieler ihre Supporter.

Raphael Gutzwiller
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Die YB-Spieler lassen sich von ihren Fans, die ausserhalb des Stadions sind, feiern.

Die YB-Spieler lassen sich von ihren Fans, die ausserhalb des Stadions sind, feiern.

Bild: Claudio De Capitani / freshfocus

Die Affiche ist die grösstmögliche im Schweizer Fussball. Im Vergleich zwischen dem FC Basel und dem BSC Young Boys vereinen sich 12 der letzten 13 Meistertitel unter sich. Wenn Rot-Blau und Gelb-Schwarz gegeneinander spielen, dann ist immer Feuer drin. Doch diesmal stellt YB-Mittelfeldspieler Christian Fassnacht fest: «Es fühlte sich an, als wären gar keine Zuschauer im Stadion.»

Soeben hatten sich die Teams mit einem 1:1-Unentschieden getrennt. Es ist das richtige Resultat für eine Partie, in der es an vielem fehlte. An spielerischer Klasse beider Teams, aber vor allem an der Ambiance im Stadion. Nachdem beim Cup-Halbfinal am 4. April eine Gruppe Basler Fans Sicherheitsmitarbeiter attackiert und drei von ihnen schwer verletzt hatten, blieb sowohl die Muttenzerkurve als auch der Gästesektor geschlossen. Schliesslich sind immerhin 14'142 Zuschauer im Stadion, der Grossteil davon FCB-Saisonabo-Besitzer. Nur eine kleine Gruppe von YB-Supporter verirrt sich in den Sektor gleich neben den Gästesektor, sie hatten die Tickets wohl vor der Schliessung des Ticketverkaufs erworben, die nach der Bekanntgabe der Massnahmen beschlossen worden war.

Hätte gerne mehr Stimmung erlebt: Christian Fassnacht (links).

Hätte gerne mehr Stimmung erlebt: Christian Fassnacht (links).

Bild: Claudio De Capitani / freshfocus

Dass die singenden Fans im Stadion fehlen, hat einen direkten Einfluss auf das sportliche, sagt Fassnacht. «Logisch ist man auch so motiviert und hat die nötige Spannung, aber es fühlt sich bei dieser Atmosphäre nicht gleich an, wie wenn die Stimmung da wäre.» Auch FCB-Captain Taulant Xhaka vermisste die Unterstützung aus der Kurve und sagt: «Die Stimmung war ein wenig so wie zu Coronazeiten.» Damals blieben die Stadien entweder ganz leer – oder wurden nur zu einem kleinen Teil gefüllt. Tatsächlich sind diesmal zwar mehr Menschen im Stadion, richtig laut wird es ohne den Dauer-Support der Fangruppen aber nur selten.

YB- und FCB-Fans vor dem Stadion bleiben friedlich

Gekommen zum St. Jakob-Park sind die beiden Fanlager dennoch. Die YB-Fans befinden sich hinter dem Gästesektor in einem abgesperrten Bereich. Rund 200 Personen wollten mit ihrer Anreise ein Zeichen gegen Kollektivstrafen setzten. Sie grillieren Würste und schauen auf zwei mitgebrachten Fernsehern das Spiel. Dann und wann sind ihre Sprechchöre auch im Stadion zu hören. Auf der Gegenseite, hinter der Muttenzerkurve, sind auch mehrere hundert FCB-Ultras ausserhalb des Stadion. Trotz delikater Ausgangslage bleibt alles friedlich. Die Fangruppierungen treffen nicht aufeinander.

Zwischen den Fan-Gruppierungen bleibt es friedlich.

Zwischen den Fan-Gruppierungen bleibt es friedlich.

Bild: Juri Junkov

Sportlich gibt es zwischen YB und dem FCB ein 1:1-Unentschieden, das sich nur phasenweise auf jenem Niveau befindet wie die letzten Aufeinandertreffen dieser Teams. Das Remis geht in Ordnung, weil beide Teams nur eine Halbzeit lang in Normalform spielen. In den ersten 45 Minuten ist YB deutlich besser, geht nach einer tollen Kombination von Rieder, Garcia und dem Kopfball von Nsame in Führung. Danach ist vom baldigen Meister aber praktisch gar nichts mehr zu sehen. Stattdessen erwacht der FCB nach der Pause, der starke Zeki Amdouni erzielt mit einem Kopftor in der 67. Minute den Ausgleich. Die Basler sind danach näher am Entscheidungstreffer, dennoch geht die Punkteteilung in Ordnung.

Ein Spiel ohne grosse Unterstützung: YBs Meschack Elia am Ball gegen FCB-Captain Taulant Xhaka.

Ein Spiel ohne grosse Unterstützung: YBs Meschack Elia am Ball gegen FCB-Captain Taulant Xhaka.

Bild: Claudio De Capitani / freshfocus

Der Partie ist jedoch anzumerken, dass beide Teams nicht alles riskieren, um als Sieger vom Platz zu gehen. Basel rotiert in der Startelf zwischen den beiden Viertelfinals der Europa-Conference-League gegen Nizza durch. Erst nach einem Dreifachwechsel zur Pause sind sie konkurrenzfähig. Und im Berner Lager beschäftigt die Frage, wann YB als Meister feststeht. Christian Fassnacht sagt: «Natürlich wollen wir viel lieber auf dem Platz Meister werden als auf dem Sofa.» Hätte YB gegen Basel gewonnen, wäre es möglich gewesen, dass die Berner am Sonntag Meister geworden wären, ohne zeitgleich zu spielen. Dieses Szenario ist aus Berner Sicht nun nicht zu befürchten.

Die Partie zwischen den grössten beiden Schweizer Teams bleibt auch wegen fehlender Fans kaum in Erinnerung. FCB-Trainer Heiko Vogel sagt: «Auch wenn die Massnahmen richtig waren, soll dies eine Ausnahme bleiben. Das normale Programm für eine solche Affiche wäre ein volles Stadion.»