TENNIS: Emotionale Schweizer ersticken Frankreichs Euphorie

Die französischen Fans versuchten am Sonntag noch einmal alles. Gegen einen Roger Federer in Glanzform war aber kein Kraut gewachsen. Nicht einmal das Auspfeifen wollte so richtig gelingen.

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Fan-Transparent einer Schweizerin im Stadion Pierre Mauroy in Lille. (Bild: Keystone)

Fan-Transparent einer Schweizerin im Stadion Pierre Mauroy in Lille. (Bild: Keystone)

Grenzenloser Jubel nach dem Gewinn der hässlichsten Salatschüssel der Welt. (Bild: Keystone)
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Empfang der Davis-Cup-Helden in einem Nebenraum im Stadion Pierre Mauroy von Lille. (Bild: Keystone)
Es gibt viel zu lachen: Stan Wawrinka (links) mit Roger Federer, beobachtet von Marco Chiudinelli (rechts) und Severin Lüthi. (Bild: Keystone)
Roger Federer (link) und Stan Wawrinka werden von den Fans empfangen. (Bild: Keystone)
"Riesig" sei dieser Triumph, meinte Roger Federer noch auf dem Platz. (Bild: Keystone)
Er hätte nochmals eine "unglaubliche Partie" gespielt, so Federer weiter. (Bild: Keystone)
Er fügte auch noch an, dass nicht alles optimal gelaufen sei. Aber bemerkt hat das ausser Perfektionist Federer gewiss niemand. (Bild: Keystone)
Severin Lüthi, Roger Federer, Marco Chiudinelli, Stanislas Wawrinka und Michael Lammer mit der Trophäe. (Bild: Keystone)
Das gesamte Team feiert den Triumph. (Bild: Keystone)
Roger Federer mit Tränen in den Augen. (Bild: Keystone)
Roger Federer macht mit den 3000 mitgereisten Fans die Welle (Bild: Keystone)
Roger Federer nach dem grandiosen Sieg gegen Gasquet am Boden, erster Gratulant ist Coach Severin Lüthi. (Bild: Keystone)
Gross die Freude bei Severin Lüthi und Roger Federer. (Bild: Keystone)
Bild: Keystone
Roger Federer geht nach seinem Sieg zu Boden. (Bild: Keystone)
Roger Federer berät sich mit seinem Team. (Bild: Keystone)
Federer auf Sand in Topform (Bild: Keystone)
27432 Zuschauer sind im Stadion. (Bild: Keystone)
Richard Gasquet (links) mit Captain Arnaud Clement. (Bild: Keystone)
Roger Federer in seinem Einzel gegen Richard Gasquet. (Bild: Keystone)
Ueli Maurer verfolgt die Partie von Roger Federer. (Bild: Keystone)
Roger Federer (ATP 2) gegen Richard Gasquet (ATP 24) (Bild: Keystone)
Roger Federer liess kein Break zu (Bild: Keystone)
Einmarsch des Schweizer Staffs ins Stadion. (Bild: Keystone)
Schweizer Fans verfolgen die Partie in Genf auf Grossleinwand. (Bild: Keystone)
Die französische Box: Coach Lionel Roux und die Spieler Julien Benneteau und Trainer Michael Llodra watch Switzerland. (Bild: Keystone)
Hopp Schweiz. (Bild: Keystone)
Rund 3000 Fans aus der Schweiz sind im Stadion. (Bild: Keystone)
27432 Zuschauer sind im Stadion. (Bild: Keystone)

Grenzenloser Jubel nach dem Gewinn der hässlichsten Salatschüssel der Welt. (Bild: Keystone)

Zu den Klängen des Guns N' Roses-Knallers «Welcome to the Jungle» marschierte Roger Federer einem Gladiatoren gleich in die mit 27'448 Tennisfans noch einmal bis über den letzten Platz hinaus gefüllte Fussballarena in Lille ein. Mit 1:2 standen die Franzosen mit dem Rücken zur Wand, die in Blau gekleideten Supporter wollten aber nochmals alles versuchen, die Wende herbeizuschreien. Erstmals an diesem Wochenende wurde Federer bereits beim Einspielen ausgebuht - zumindest ein bisschen. Richard Gasquet, der den am Arm verletzten Jo-Wilfried Tsonga ersetzen musste, erhielt frenetischen Applaus.

Es nützte jedoch alles nichts. Zu dominant trat der Basler auf, dem noch am Freitag wegen der Folgen seiner Rückenbeschwerden gegen Gaël Monfils kaum etwas gelingen wollte, der sich aber im Doppel vom Samstag an der Seite - und mit viel Unterstützung - Stan Wawrinkas wieder in Form gespielt hatte. Als sich Gasquet Mitte des zweiten Satzes bei Aufschlag Federers endlich einmal einen 15:30-Vorteil verschaffte, hallten die «Richard»-Rufe noch einmal durchs Rund. Doch Federer blieb cool. Wie überall auf der Welt, wurde die Atmosphäre nie feindselig, wenn er spielt.

Dazu liessen sich die mehrere tausend Schweizer Fans in ihren unübersehbaren roten Trikots nie unterkriegen und hielten stimmlich dagegen. Schon bald war klar, dass der schmächtige Gasquet, immerhin einst die Nummer 7 der Welt, nicht zum Riesen werden würde. Nachdem der Schweizer nach nur 112 Minuten beim ersten Matchball einen unerreichbaren Stoppball gespielt hatte, sank er in die Knie, dann auf den Bauch. Er erster Gratulant war Captain Severin Lüthi bei Federer, als nächster rannte Stan Wawrinka, dessen Dienste gestern Sonntag nicht mehr gebraucht wurden, auf den Sandplatz.

«Das ist ein Sieg für das Team und unsere Fans, die uns immer unterstützt haben», sagte der 33-jährige Basler mit Freudentränen in den Augen. «Am meisten freue ich mich aber für Stan. Das ist sein Sieg. Er hat in all den Jahren so viel gegeben für diese Mannschaft.» Dieser lobte dafür seinen Teamkollegen, mit dem er sich noch am Samstag vor einer Woche im Masters-Halbfinal in London einen Marathon geliefert hatte, der anschliessend für etwas böses Blut gesorgt hatte. «Vor dem Wochenende dachten die Leute, wir hätten eine Krise, aber wir sind immer ruhig geblieben», stellte Wawrinka fest. «Roger hat unglaublich gespielt. Wir verstehen uns gut und sind glücklich, wenn wir zusammen spielen können. Wenn wir Probleme haben, dann reden wir miteinander.»

Zu den Klängen von «I Gotta Feeling» der Black Eyed Peas erhielten die Schweizer Davis-Cup-Helden schliesslich die silberne «Salatschüssel». Von der Hallendecke schwebten rot-weisse Konfetti, ein Feuerwerk sorgte für einen würdigen Abschluss des Feuerwerks, das die Schweizer in Lille gezündet hatten. Auch die französischen Fans applaudierten fair. Und das Gefühl, dass die Nacht im Norden Frankreichs lang und feucht-fröhlich wurde, ist sicher nicht falsch.

Marcel Hauck (si), Lille