Für Noah Lopez ist das ITF-Turnier in Luzern die temporäre Abschiedsvorstellung. Der 15-jährige Ballwiler zieht für ein Jahr nach Barcelona, um in einer Akademie auf die Karte Tennis zu setzen.
Er hat einen sehr guten Sommer hinter sich. Noah Lopez gewann das U16-Turnier von Tennis Europe in Oberentfelden, erreichte bei zwei weiteren internationalen Events in Österreich die Viertelfinals und bewies seine Formstärke zuletzt mit dem Gewinn des regionalen Tableaus beim Leuchtenstadt Open. Der 15-jährige Ballwiler spazierte dabei richtiggehend durch die Draw, in drei Einsätzen gab die Nummer 1 des Feldes kumuliert vier Games ab. «Ich bin zufrieden, es läuft mir gut», resümierte er und lächelte. Immer wieder konnte er seine Stärken ausspielen: die grosse Ballsicherheit und die Übersicht. Was noch fehlt, sind krachende Gewinnschläge. «Ich will in Zukunft mehr Druck entwickeln.»
Es ist Sonntagnachmittag, Lopez hat sich gerade im TC Lido für das ITF-Turnier eingeschrieben, wo er eine Wild Card erhält und heute Dienstag zum Startspiel gegen Jan Sebesta antritt. Die Schulterverletzung, die ihn zur Aufgabe in Kreuzlingen zwang, sollte kein Hinderungsgrund mehr sein: Konkrete Ziele hat er sich für den internationalen Heimauftritt nicht gesteckt: «Ich will einfach gut spielen.» Wenn das gelingt, sollte einiges möglich sein: An das einzige ITF-Turnier der Region hat er gute Erinnerungen: Vor Jahresfrist erreichte er bei seiner Premiere als Lucky Loser das Hauptfeld.
Es ist für Lopez gleichzeitig die vorläufige Abschiedsvorstellung in der Region. Nächste Woche disloziert er nach Barcelona, wo er ein Jahr vermehrt auf die Karte Tennis setzt, so wie dies einst schon Leute wie Andy Murray, Stan Wawrinka oder Swetlana Kusnezowa gemacht haben. Nicht in den grossen Akademien wie Casal/Sanchez oder Bruguera, sondern in einer eher kleineren. «Ich will so grosse Fortschritte wie möglich machen.»
Fortschritte, die ihn näher an die Verwirklichung seines grossen Traums bringen sollen, «die Top 100 der Welt sind mein Ziel». Dafür will Noah, der als Dreijähriger durch seinen Grossvater zum Tennis kam, viel investieren. Der Ballwiler, der bis jetzt die Sportkanti Alpenquai besuchte, trainiert heute schon siebenmal pro Woche, die Konditionseinheiten eingerechnet. Gefördert und gefordert wird er vom tschechischen Erfolgscoach Michael Birner in Sursee. Als Junior hatte er bis zum zwölften Altersjahr auch noch im Mittelfeld Fussball gespielt, der Entscheid fiel ihm dann aber nicht schwer: «Im Tennis ist man selber für alles verantwortlich, das ist der grosse Reiz.»
Der Umzug macht dem Sohn eines Spaniers und einer schweizerisch-tschechischen Mutter keine grosse Angst, nicht nur, weil er sich in der Landessprache bereits perfekt verständigen kann. «Ich freue mich einfach auf die neue Erfahrung.» Gespielt wird praktisch nur auf Sand, was ihm entgegenkommt: «Das ist mein Lieblingsbelag, da kommen meine Stärken am besten zur Geltung.» Wer weiss, vielleicht kann er im Mai beim ATP-Turnier in Kataloniens Metropole dann auch seinem Idol Rafael Nadal zuschauen, der das Turnier schon zehnmal gewonnen hat. «An ihm gefällt mir alles: Er ist Spanier, er ist Linkshänder wie ich, und vor allem kämpft er immer vorbildlich.»
Marco Keller
regionalsport@luzernerzeitung.ch
Hinweis
Die ITF Luzern U18 Competition findet von heute bis Sonntag im TC Luzern Lido statt. Spielbeginn ist jeweils um 9 Uhr.
Am Samstag und Sonntag beginnen die Halbfinals und Finals jeweils um 10 Uhr.