Die Ebikonerin Desirée Wagner (30) blickt der WM in den USA zuversichtlich entgegen. Auf dem Weg zum Top-Ten-Ergebnis soll ihr auch ein «Lehrblätz» nützlich sein.
Stephan Santschi
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Wenn sie auf den September vor einem Jahr zurückschaut, gerät Desirée Wagner ins Schwärmen. Erstmals nahm die Triathletin an einer Weltmeisterschaft teil, Austragungsort war Mooloolaba an der Sunshine Coast von Australien: «Eine Supererfahrung, eine geniale Strecke und viele Zuschauer. Triathlon ist dort eine Nationalsportart.»
Auch sportlich war die Ebikonerin gut unterwegs und gar auf Top-Ten-Kurs – bis ihr ein Konzentrationsfehler unterlief. «Vor dem Wechsel vom Velo auf die Laufstrecke habe ich mich nochmals verpflegt. Dabei überholte mich eine Konkurrentin. Im Anschluss habe ich den Abstand zu ihr nicht eingehalten. Als Folge musste ich eine fünfminütige Zeitstrafe wegen Windschattenfahrens absitzen», erzählt sie und hält fest: «Damit war das Rennen mehr oder weniger gelaufen. Fünf Minuten sind in dieser Sportart eine Welt.» Am Ende blieb ihr in ihrer Kategorie der 18. Rang – im Falle eines optimalen Auftritts hatte sie mit einer Klassierung in den ersten sechs geliebäugelt.
Am 9. September findet nun die Neuauflage der WM statt, wieder an einem Ort mit klangvollem Namen: Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee. Mit dem «Lehrblätz» aus Australien will die mittlerweile 30-Jährige in ihrer Alterskategorie (30- bis 34-Jährige) in die Top Ten kommen. Wiederum startet sie in ihrer Lieblingsdisziplin, dem Half Ironman – mit einer Schwimmstrecke über 1,9 km, 90 km Radfahren und einem Halbmarathon (21,1 km). Die Vorfreude ist gross: «Die Gegend dort soll sehr schön sein.» Ebenso wie der Respekt: «Es dürfte sehr heiss werden, das bin ich nicht so gewohnt.»
Die Wettkampfroute komme ihr entgegen, weil sie eine gute Bergfahrerin sei und es auf dem Velo doch einige Höhenmeter zu absolvieren gebe. Als nicht so starke Schwimmern passt es ihr zudem, dass in einem Fluss (Tennessee River) geschwommen wird. Und nicht im Meer wie in Australien. «Flaches Wasser ist mir lieber.»
Die Resultate der jüngeren Vergangenheit zeugen derweil davon, dass Desirée Wagner in einer guten Verfassung ist. An der Europameisterschaft in Dänemark gewann sie in ihrer Kategorie die Bronzemedaille, an den Schweizer Meisterschaften schaffte sie es mit Platz drei erstmals auf das Podest. Die nationale Serie für den Breitensport, den Swiss Triathlon Circuit, führte sie bis Ende August an. Zurückzuführen seien die Erfolge auf das vor einem Jahr erhöhte Trainingspensum. «Mein Körper hat sich mittlerweile daran gewöhnt. So kann ich die Qualität im Training steigern.» Generell stelle sie fest, dass sie mit den Fortschritten auch ehrgeiziger geworden sei. Den Gedanken an die Umstellung auf das Profitum habe sie aber schnell wieder verworfen: «Klar reizt es mich, doch dafür reicht mein Level wohl nicht aus. Wenn ich mich als Profi unter ‹ferner liefen› klassiere, verdiene ich kein Geld. Der Aufwand und der Ertrag würden nicht übereinstimmen», sagt Wagner, die bei den Zuger Strafverfolgungsbehörden in einer 80-Prozent-Anstellung als Sekretärin arbeitet.
Der Spass also steht weiterhin im Vordergrund, mit dieser Einstellung ist sie am 3. September in Begleitung ihres Ehemanns Matthias auch Richtung USA abgeflogen. Davor ist ihr die Hauptprobe für die WM in Chattanooga geglückt: Im französischen Vichy bestritt Wagner einen schnellen Half Ironman bei hohen Temperaturen, um die Verhältnisse in den USA zu simulieren. Am Ende gewann sie ihre Altersklasse und belegte im gesamten weiblichen Teilnehmerfeld den neunten Platz. «Mein gutes Gefühl bestätigte sich auch resultatmässig. Meine Formkurve für die WM passt.»
Nächstes Jahr wird sie dann womöglich den Fokus auf den Swiss Triathlon Circuit richten. Die zwischenzeitliche Führung im Gesamtklassement hat sie neugierig gemacht. Aufgrund der WM wird sie jedoch in diesem Jahr keine Rennen dieser elf Wettkämpfe umfassenden Serie mehr bestreiten.