Urs Wey brachte die Handballerinnen der Spono Eagles zum Fliegen - jetzt tritt er zurück

Als Präsident führt Urs Wey die Spono Eagles zu mehreren Titeln. Nun gibt der 57-jährige Oberkircher sein Amt ab. Ein Nachfolger ist noch nicht gefunden.

Stephan Santschi
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Ob die GV am 23. Juni über die Bühne gehen kann, ist wegen der Coronakrise ungewiss. Fest steht hingegen, dass Urs Wey als Präsident der Spono Eagles abtreten wird. Seit 2011 ist der heute 57-jährige Oberkircher an der Spitze des Vereins – zunächst im Co-Präsidium mit Stephan de Gasperi, später alleine. Unter seiner Führung gewann Nottwil zwei Meistertitel, drei Schweizer Cups und zwei Super Cups. Wenig fehlte und ein weiterer Erfolg wäre hinzugekommen. Am 15. März, nur zwei Tage nach dem viral bedingten Saisonabbruch, stand der Cupfinal auf dem Programm – mit Spono als haushohem Favoriten gegen die zweite Equipe des LC Brühl. «Das wäre eine riesige Sache gewesen. Doch es bringt nichts, dem nachzutrauern», sagt Wey.

Urs Wey mit dem Meisterpokal von 2018 zu Hause in Oberkirch.

Urs Wey mit dem Meisterpokal von 2018 zu Hause in Oberkirch.

Boris Bürgisser (Oberkirch, 24. April 2020)

Seine Zeit bei Spono war auch so prägend. Als der frühere Präsident des Kunstturnerverbands Luzern, Ob- und Nidwalden antrat, war Nottwil schon ein Spitzenklub, richtig gut war der Ruf indes nicht. «Es hiess, es werde nicht so professionell gearbeitet», erzählt Wey und nennt ein Beispiel: «Die Sommerferien der Spielerinnen verteilten sich über fünf bis sieben Wochen.» Anders gehe das nicht, beschied man ihm. Von wegen. «Der Trainer legt fest, in welchem Zeitraum Pause ist», betonte Wey. Und ordnete Entsprechendes an.

Der Coup mit Trainer Urs Mühlethaler

Den entscheidenden Schritt in Richtung seriösem Leistungssport machte Wey 2014, als er den ebenso kompetenten wie streitbaren Urs Mühlethaler als Trainer installierte. «Wenn es nur ums Verwalten ginge, wäre ich der Falsche. Ich will gestalten und neue Wege finden», erläutert Wey seine Denkweise. Mit dem fordernden und akribischen Mühlethaler holte er wider alle Unkenrufe einen Gleichgesinnten ins Boot.

Aus ähnlichem Holz geschnitzt wie Urs Wey: Der ehemalige Spono-Trainer Urs Mühlethaler.

Aus ähnlichem Holz geschnitzt wie Urs Wey: Der ehemalige Spono-Trainer Urs Mühlethaler.

Philipp Schmidli

Was folgte, war fast revolutionär. Aus Spono Nottwil wurden die Spono Eagles, die fortan wie der König der Lüfte nach Höhenflügen streben sollten. Es entstand eine Vereinshymne («Fly Spono Fly»), ein Logo mit Adlerkopf und es kam zum Wechsel der Dressfarben von Blau-Weiss zu Pink-Schwarz. «Für die Spielerinnen war diese Idee ein absolutes No-Go», berichtet Wey und fügt schmunzelnd an: «Gemacht haben wir es trotzdem. Ein paar Monate später konnten sie es sich gar nicht mehr vorstellen, in einer anderen Farbe zu spielen.»

Das Budget verdoppelt

Hinter den Kulissen arbeitete der Bankexperte mit über 20-jähriger Führungserfahrung bei der UBS an der finanziellen Potenz des Landklubs. Über sein gutes Beziehungsnetz akquirierte er diverse Geldgeber. Das Budget wurde mehr als verdoppelt und beziffert sich auf weit über eine halbe Million Franken. Mit Ivana Ljubas und Neli Irman leistet man sich zudem zwei starke Ausländerinnen. 2016, nach zehnjähriger Durststrecke und schier unzähligen zweiten Plätzen, fand der Meisterpokal und die Hühnerhaut-Atmosphäre zurück in die SPZ-Halle. Ein weiterer Meistertitel (2018) und drei Cupsiege (2013, 18, 19) sorgen am Ende für eine Bilanz, auf die Urs Wey stolz ist.

Topshot aus Bosnien: Ivana Ljubas mit der Cup-Trophäe vor einem Jahr.

Topshot aus Bosnien: Ivana Ljubas mit der Cup-Trophäe vor einem Jahr.

Roger Grütter

Jetzt aber ist genug. Die Art und Weise, wie er den Präsidenten-Job lebt, ist kräftezehrend. Für seinen Verein setzt er enorm viel ehrenamtliche Zeit ein. «Mir war es wichtig, auch im technischen Bereich nahe dran zu sein», sagt Wey und betont: «Das heisst nicht, dass mein Nachfolger das auch so handhaben muss.» Als Geschäftsführer eines Storenunternehmens und Vater von drei erwachsenen Töchtern freut er sich auf mehr Zeit für die Familie, Freunde und das Golfen.

Noch gibt es keinen Nachfolger

Wer ihn beerbt, ist trotz langer Suche offen. Auch für die abtretenden Vorstandskollegen Mirjam Frey (Geschäftsstelle), Linus Schmid (Nachwuchs & Breitensport) und Andrea Kaufmann (Medien & Kommunikation) gibt es noch keinen Ersatz. «Das passt irgendwie zur Entwicklung der Gesellschaft. Es wird gerne kritisiert, aber wenig Verantwortung übernommen», bedauert Wey. Ein Weitermachen komme nicht in Frage. «Wenn es mein Nachfolger wünscht, werde ich weiter die Sponsoren betreuen. Aber als Präsident höre ich nach neun ausserordentlich bereichernden Jahren auf.»