Grossaktionär Bernhard Alpstaeg sagt, er besitze die Mehrheit der FCL-Aktien. Doch so klar ist das offenbar nicht. Ein Mehrheitsaktionär könnte zudem auch den FCL-Interessen entgegenstehen.
Die FCL-Holding könnte einen neuen Aktionär bekommen: Wie Recherchen unserer Zeitung ergaben, ist der Nidwaldner Unternehmer Reto Zimmermann bereit, 5 Prozent der Aktien zu übernehmen (Ausgabe vom 23. November). Ob er sein Vorhaben auch in die Tat umsetzen kann, ist jedoch noch offen. Gegenüber dem «Blick» erklärte Grossaktionär Bernhard Alpstaeg (73) kürzlich, er sei im Besitz von 52 Prozent der Holding Aktien – und habe nicht die Absicht, Aktien zu verkaufen. Diese Aussage erstaunt. Denn sie würde bedeuten, dass der Swisspor-Patron neben seinem eigenen, ursprünglichen Aktienanteil von 27 Prozent auch den 25-Prozent-Anteil von Walter Stierli besitzen würde (siehe Grafik).
Die besagten Aktien gab FCL-Ehrenpräsident Stierli (70) nach seinem Rücktritt aus dem Verwaltungsrat Ende 2014 dem FC Luzern zu einem «sehr fairen Preis» zurück. Kolportiert werden 500000 Franken, was deutlich unter dem Marktpreis von mindestens 7,5 Millionen Franken liegen würde. Das letzte Statement des FCL zu Stierlis Aktienpaket stammt aus dem Juni 2015. Der damals neu gewählte Verwaltungsratspräsident Philipp Studhalter erklärte damals: «Wir haben einstimmig beschlossen, sie (die Aktien von Walter Stierli, Anm. d. Red) an einen neuen Investor zu verkaufen.» Offen sei, ob die 25 Prozent als Ganzes oder gestückelt verkauft würden.
Offiziell gibt es bezüglich dieser Aktien, die seit Anfang 2015 treuhänderisch verwaltet werden, bis heute keine anders lautenden Informationen. Das deutet darauf hin, dass die Aktien nicht im Besitz von Bernhard Alpstaeg, sondern im Besitz der Holding sind. Davon geht auch die Mehrheit der Holding-Aktionäre aus, wie Recherchen unserer Zeitung zeigen.
Bernard Alpstaeg äussert sich auf Anfrage nicht dazu, ob er nun im Besitz der «Stierli-Aktien» ist und wie viel er allenfalls dafür bezahlt hat. Zu den aktuellen Besitzverhältnissen meint er: «Wir sind derzeit in Gesprächen. Unser Ziel ist es, für den FCL eine gute Lösung zu erzielen.»
Wer die Aktien besitzt, ist von entscheidender Bedeutung. Auch für die Kapitalisierung der FCL Holding AG:
Besitzt Bernhard Alpstaeg die «Stierli-Aktien», entgingen der Holding und somit dem FC Luzern potenzielle Einnahmen in Millionenhöhe. Wie dies mit der von ihm erwähnten «guten Lösung» für den FCL zusammenpasst, darüber schweigt sich Alpstaeg derzeit ebenfalls noch aus.
Klar ist: Wer die Aktienmehrheit in der FCL Holding AG besitzt, erhält nicht automatisch mehr Macht. Jeder Aktionär, der mindestens 10 Prozent der Aktien besitzt, ist Mitglied im Verwaltungsrat und hat ungeachtet der Grösse seines Aktienpakets genau eine Stimme. Dies ist im Aktionärsbindungsvertrag festgehalten. Derzeit sitzen sechs Personen im Verwaltungsrat: Die Aktionäre Alpstaeg, Samih Sawiris, Hans Schmid, Marco Sieber und Josef Bieri sowie Nicht-Aktionär Philipp Studhalter aufgrund seines Amtes als Präsident.
Finanziell hingegen hat eine höhere Beteiligung durchaus Auswirkungen: Ein allfälliges Defizit beim FCL wird vom Verwaltungsrat gedeckt – anteilmässig zum Aktienbesitz (allfällige Überschüsse wie im eben abgeschlossenen Geschäftsjahr bleiben in der Holding). Wer also mehr Aktien hat, bezahlt gemäss dieser freiwilligen Vereinbarung auch einen grösseren Anteil.
Insofern müsste der Verwaltungsrat eigentlich daran interessiert sein, die Last auf mehr Schultern zu verteilen, sprich weitere Aktionäre – am besten mit je einem 10-Prozent-Anteil – in den Holding-Kreis aufzunehmen. Eine grössere Zahl an lokalen Aktionären hätte noch weitere Vorteile: Sie würde die Verankerung in der Region verstärken und ein Klumpenrisiko verhindern. Der Abgang eines einzelnen Aktionärs würde so nicht gleich zum finanziellen Risiko für den Klub.