Volleyball
Jörg Gautschi verabschiedet sich als Libero bei Volley Luzern: «Das letzte Spiel wird emotional werden»

Das letzte Saisonspiel von Volley Luzern ist gleichzeitig seine letzte Partie als Spieler. Libero Jörg Gautschi (38) wird bei den Blauweissen künftig nur noch als Sportchef fungieren.

Interview: Alex Piazza
Drucken

Jörg Gautschi, am Mittwochabend spielen Sie gegen Lausanne Ihr letztes Spiel im Dress von Volley Luzern. Was erwarten Sie?

Ich denke, das Spiel wird für mich sehr emotional werden. Und dennoch ist es die richtige Entscheidung, sportlich kürzerzutreten. In den letzten acht Jahren habe ich einen Riesenaufwand betrieben. Sechs von sieben Tagen waren dem Volleyball gewidmet, und das jeweils über acht Monate hinweg. In dieser Zeit habe ich ein einziges Training aus privaten Gründen verpasst. Das war, als mein Vater gestorben ist. Für mich gab es sonst keinen Grund, nicht zu trainieren. Ausserdem will ich den jüngeren Kräften in unserem Team nicht vor der Sonne stehen.

Jörg Gautschi spielt seit sieben Jahren bei Volley Luzern.

Jörg Gautschi spielt seit sieben Jahren bei Volley Luzern.

Bild: Thomas Läderach

Wie kamen Sie zum Volleyball?

Mein Vater und meine Mutter spielten schon Volleyball und trainierten diverse Teams des SV Volley Wyna. So stand ich bereits als 5-Jähriger regelmässig in der Turnhalle. Als ich 10 war, gründeten meine Eltern in Reinach das Minivolleyball. Dadurch konnte ich selbst auch mitspielen. Da hats mich endgültig gepackt. Ich war aber schon damals der Kleinste. Mein Glück: Als ich 16 war, wurde im Volleyball die Libero-Position eingeführt. So bekam ich die Chance, bei den Herren mitzuspielen. Sonst hätte es mir wohl nicht gereicht.

Letztlich reichte es trotz Ihrer Körpergrösse in die NLA.

Ich war immer sehr ambitioniert und wollte mich nicht mit 2.-Liga-Volleyball zufriedengeben. Mit 18 Jahren besuchte ich ein Schnuppertraining beim NLA-Team des VBC Sursee. Der Libero war aber sehr stark, spielte sogar in der Nati. Also versuchte ich es beim VBC Buochs, wo ich dann ein Jahr in der NLB spielte. 2015 wurde ich vom VBC Luzern, damals in der NLB, als Libero engagiert. Der Klub stieg sogleich in die NLA auf. Und aus dem VBC Luzern wurde Volley Top Luzern. Seither spiele ich hier als Libero und rutschte allmählich auch in die Rolle des Sportchefs hinein.

Welches sind aus Ihrer Sicht die sportlichen Highlights dieser Zeit?

Im März 2020 lagen wir auf Rang drei, als die Saison wegen Corona abgebrochen wurde. Auch der Cupfinal, für den wir uns qualifiziert hatten, wurde abgesagt. Stattdessen durften wir in der folgenden Saison den Supercup gegen Lausanne bestreiten und gewannen. Im Challenge Cup bezwangen wir Luxemburg und trafen dann auf Montpellier. Gegen dieses europäische Spitzenteam spielen zu dürfen, und das vor 1500 Zuschauern, war ein unvergessliches Erlebnis.

Gab es auch Enttäuschungen?

Ja. Dass wir in dieser Saison die Playoffs knapp verpassten. Das tut mir leid für die Jungs. Wir haben Nationalspieler im Team, auch solche, die in anderen Klubs Profiverträge bekommen würden. Sie spielen aber lieber in Luzern, wo wir einen tollen Zusammenhalt haben und das Umfeld stimmt. Sie alle hätten es verdient gehabt. Zudem ist es schade für den ganzen Verein. Denn eines ist klar: Sportlicher Erfolg hilft, gute Spieler zu engagieren, und er hilft bei der Sponsorensuche.

Jonas Peter soll ab nächster Saison Ihren Part als Libero übernehmen. Trauen Sie es ihm zu?

Auf jeden Fall. Wir haben ihn während der ganzen Saison behutsam aufgebaut. In den Playouts, wo er verstärkt zum Zug kam, hat er seine Sache hervorragend gemacht. Ich bin mir sicher, dass er der Mannschaft in der nächsten Saison ein starker Rückhalt sein wird. Er bringt jedenfalls alles mit, was es braucht.

Sie bleiben in Luzern Sportchef. Was trauen Sie der Mannschaft in der nächsten Saison zu?

Wir haben ein gutes Kader beisammen. Darunter sind nicht weniger als vier Nationalspieler. Auch der Trainer bleibt. Ausserdem konnten wir uns im Sponsoringbereich weiter steigern. Darum bin ich guter Dinge, dass wir nächste Saison einen weiteren Schritt nach vorne machen können, also die Playoffs erreichen.