Jetzt wird es dramatisch: Zwei Spiele vor Saisonschluss ist der SC Kriens noch in Abstiegsgefahr. Und am Donnerstag (20.00, Kleinfeld) kommt Lausanne, das seinerseits auch unter Siegzwang steht.
Jeder hat es schon gespielt, als Kind oder mit seinen Kindern: Schwarzer Peter. Verlierer ist, wer am Schluss diese Karte in der Hand hält. Die anderen sind fein raus.
So verhält es sich auch in der Challenge League, wo heute und am Sonntag die letzten beiden Runden der Saison 2018/19 ausgetragen werden. Nur einer muss absteigen, jener Klub, der am Schluss auf Rang 10 steht. Und dieses Jahr ist es auch nicht so, dass einer aus finanziellen Gründen freiwillig geht oder auf Geheiss der Liga gehen muss. In die Promotion League muss, den Schwarzen Peter in den Händen hält am Sonntagabend jenes Team, das am wenigsten gepunktet hat (oder bei Punktgleichheit die schlechteste Tordifferenz vorweist).
Der SC Kriens, vor einem Jahr glorioser Aufsteiger aus der Promotion League und mit einem neuen Stadion aufwartend, scheint in der Tabelle auf einem beruhigenden Rang platziert zu sein. Doch dieser Rang 7, vor den mitzitternden Rapperswil-Jona, Schaffhausen und Chiasso, ist trügerisch. Denn Kriens muss gegen Lausanne (Rang 3), das in die Super League will, und gegen Servette, das schon in die Super League aufgestiegen ist, antreten – beide Clubs mit doppelten und dreifachen Saisonbudgets im Vergleich mit dem SCK.
Klar, der FC Chiasso hat die schlechteste Ausgangslage. Doch wie soll Kriens, das in den letzten beiden Partien ausgerechnet auf seinen Superspieler Nico Siegrist (Bänderriss im Fuss) verzichten muss, heute agieren? Voll auf Angriff und Sieg spielen? Oder doch lieber ein Unentschieden verteidigen, daneben ins Tessin schielen und auf Chiasso-Gegner Aarau hoffen?
Rolf Fringer (62, Ex-Nationaltrainer und regelmässiger Besucher der SCK-Heimspiele):
«Ich erteile den Kriensern sicher keine Ratschläge. Trainer Bruno Berner hat gute Arbeit geleistet und weiss bestimmt, was zu tun ist. Aber ich sage: Wenn Kriens gegen Lausanne mit demselben Enthusiasmus spielt wie in den Partien, die ich miterlebt habe, dann hat es sich den Ligaerhalt verdient.»
Mario Soldati (76, Krienser Aufsteigertorhüter von 1974 und regelmässiger Besucher der SCK-Heimspiele):
«Die Defensivarbeit ist gegen Lausanne wichtig. Aber der SCK scheint mir ein wenig ausgebrannt zu sein, deshalb hoffe ich, dass Aarau in Chiasso gewinnt. Dann wäre nämlich der Punkt, den Kriens zuletzt in Aarau holte, Gold wert und würde den Ligaerhalt bedeuten.»
Bruno Galliker (55, Kriens-Sportchef):
«Wir schauen nicht nach Chiasso. Wir müssen unsere eigenen Hausaufgaben machen, wollen gegen Lausanne gewinnen. Sowie wir jedes Spiel gewinnen wollen.»
Paul Wolfisberg (85, Ex-Nationaltrainer, Ex-Kriens-Trainer und regelmässiger Besucher der SCK-Heimspiele):
«Schade, dass Siegrist, mein Krienser Traumspieler, ausfällt. Aber mein inneres Gefühl sagt mir, dass sie es schaffen werden. Gegen Lausanne gibt es für die Krienser Mannschaft sicher etwas zu holen.»
Bruno Berner (41, Kriens-Trainer):
«Es ist die 35. Runde, und wir spielen zum 35. Mal, um zu siegen. Was auf den anderen Plätzen geschieht, können wir nicht beeinflussen – was auf dem Kleinfeld passiert, aber schon.»
Matthias Senn (56, Stadtrat und Bauvorsteher Kriens sowie regelmässiger Besucher der SCK-Heimspiele):
«Einerseits bin ich davon überzeugt, dass Kriens in dieser Runde ebenso viele Punkte holt wie Chiasso. Andererseits hat sich der SCK mit dem 1:1 in Aarau aus dem kleinen Tief zurückgemeldet und ist durchaus in der Lage, gegen ein derzeit nicht überragendes Lausanne auf Sieg zu spielen.»
Der Krienser Sportchef Bruno Galliker muss nebenher, mitten im Abstiegskampfstress, bereits die nächste Saison planen. In der Challenge League würde sie für den SCK am Wochenende des 19./20./21. Juli starten. Das ist in zwei Monaten.
Fest steht bereits, dass der palästinensische Nationalstürmer Saleh Chihadeh Kriens verlassen wird und in die Super League zum FC Thun wechselt. Zum SCK wechseln wird dafür womöglich der aktuell noch für Vaduz spielende Igor Tadic (32). Der Zuger schoss schon für Kriens Tore, als der SCK noch unter Trainer Maurizio Jacobacci in der Challenge League spielte. Kriens soll sich bereits in Verhandlungen mit Tadic befinden.
Im Weiteren könnte Filip Ugrinic, der zuletzt beim FC Luzern kaum noch zum Zuge kam, ein Thema werden. Sportchef Galliker spricht von einem «interessanten Spieler für Kriens», verweist aber auf die ungewisse Ligazugehörigkeit des SCK. Kein Krienser Comeback geben dürfte Claudio Lustenberger, der eben erst beim FC Luzern seinen Rücktritt erklärt hat. Seine Arbeit als Talentmanager beim FCL dürfte ein 100-Prozent-Job sein, der kaum noch Challenge-League-Aktivität zulassen würde.
Eine definitive Entscheidung in Sachen «Abstiegslift» könnte heute Abend übrigens lediglich gegen den FC Chiasso fallen. Der Rest bleibt bis zur sonntäglichen Schlussrunde im Rennen. Apropos Schwarzer Peter. Der Blick auf die Spielerlisten von Chiasso, Schaffhausen, Rapperswil und Kriens zeigt, dass bei allen vier Clubs insgesamt ein einziger «Peter» figuriert: Es ist Rapperswils Pedro Teixeira.
Challenge League. 35. Runde (Donnerstag, 20.00): Kriens - Lausanne-Sport. Chiasso - Aarau. Rapperswil-Jona - Winterthur. Schaffhausen - Wil. Vaduz - Servette.
Rangliste (alle 34 Spiele): 1. Servette* 73 (81:35). 2. Aarau 58 (61:46). 3. Lausanne-Sport 57 (56:35). 4. Winterthur 50 (50:48). 5. Wil 42 (32:43). 6. Vaduz 42 (45:59). 7. Kriens 36 (45:52). 8. Schaffhausen 36 (39:59). 9. Rapperswil-Jona 35 (46:54). 10. Chiasso 33 (41:65). * Aufsteiger
Hinweis: Der SC Kriens lässt heute für das Spiel gegen Lausanne alle weiblichen Fans und alle Jugendlichen unter 16 Jahren gratis auf die Stehplätze.