Der 46-jährige Adrian Gisler aus Eschenbach ist der 300 000 Läufer, der in der 41-jährigen Geschichte des Luzerner Stadtlaufs durchs Ziel lief.
Kurz nach 15.30 Uhr am Samstagnachmittag ist es so weit. «Achtung, aufgepasst, Achtung, jetzt kommt er ...», rief der Platzspeaker auf dem Kapellplatz ins Mikrofon: der 300 000. Finisher, den der Luzerner Stadtlauf je erlebt hat. Es ist die Startnummer 15 384, in persona: Adrian Gisler, 46-jährig, in Emmen arbeitender Schreiner aus Eschenbach. Knapp hinter ihm ins Ziel laufend: Sohn Nico, 7-jährig.
Der vierfache Vater Adrian Gisler weiss im ersten, ... eigentlich auch im zweiten und dritten Moment nicht so recht, wie im geschieht. Alle Kameras und Mikrofone richten sich plötzlich auf ihn und seinen Nico. Adrian Gisler hört zwischen dem eigenen Durchschnaufen und dem Getöse aus der Lautsprecheranlage und den Anfeuerungsrufen der Zuschauer für die weiter und weiter und weiter im Ziel ankommenden Läufer nur irgendwie die Zahl «300 000» heraus und erhält nun ein Couvert in die Hand gedrückt. Darauf geschrieben: die Zahl 300 000. Nun wird Gisler, Mitglied der Turnerriege STV Emmen, aufgeklärt. Er sei ... eben, der 300 000. Stadtläufer, der’s ins Ziel geschafft hat, und dies, was hier im Couvert stecke, sei die Auszeichnung dafür. Und nun muss Gisler noch ein bisschen genauer aufgeklärt werden: Nein, 300 000 Franken sind es dann schon nicht, aber dafür ein Gutschein für einen schönen Badespass für Familie Gisler im Swiss Holiday Park in Morschach.
«Ich bin komplett untrainiert an den Start gegangen», erzählt Gisler, «eigentlich ist es Nico zu verdanken, dass ich so punktgenau der 300 000. Läufer bin. Nico war der Tempomacher.» Schon 10 bis 12 Mal war Vater Gisler Teilnehmer am Luzerner Stadtlauf, beim 41. vom vergangenen Samstag sind auch Jonas (10) und Julia (9) Gisler in ihren Schülerkategorien mit dabei. Nur Nils (6), immerhin auch schon zweimaliger Teilnehmer, hat dieses Jahr keine Lust, geniesst es für einmal, mit Mami Simone im Ziel das ganze Drumherum zu bestaunen. Trotz «Teilnahmeverweigerung» – auch Nils wird im Swiss Holiday Park planschen dürfen. Während sein Bruder Nico im Zielgelände und im Dress des FC Barcelona weiter ob des Medieninteresses staunt, sagt sein Papi: «Der Luzerner Stadtlauf ist einfach eine tolle Sache. Er vermittelt Begeisterung für den Laufsport, für den Sport allgemein. Die Atmosphäre an diesem Samstag in der Stadt ist jeweils unbeschreiblich. Ein richtiges Volksfest eben.» Nächstes Jahr also wieder dabei? Adi Gisler schaut ein bisschen ungläubig, ähnlich wie vorher, als ihm die Auszeichnung in die Hand gedrückt wurde. «Nächstes Jahr? Was für eine Frage. Aber sicher!»
Nachdem Julia und Jonas später auch durchs Ziel gelaufen sind, geht’s für die Gislers langsam wieder heimwärts nach Eschenbach. Auf dem Programm steht ein gemeinsamer TV-Abend: «Wir schauen den Fussballmatch YB – FCL zusammen», ruft Nico. Und der Papa ergänzt: «Nico ist ein Omlin-Fan.» Den FCL-Keeper wird’s, trotz der 1:2-Niederlage, bestimmt freuen.
Turi Bucher
arthur.bucher@luzernerzeitung.ch