LZ-Weihnachtsaktion
Dreifache Mutter leidet an Krebs: «Die Ärzte sagen, ich sei ihnen ein Rätsel»

Die dreifache Mutter Sylvia Lüthi aus dem Kanton Luzern hat Krebs. Und leider weiss man noch nicht, wie man diesen behandeln soll.

Arno Renggli
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Sylvia Lüthi mit ihren Kindern Jessica (17), Jennifer (9) und Jannic (11).

Sylvia Lüthi mit ihren Kindern Jessica (17), Jennifer (9) und Jannic (11).

Bild: Pius Amrein
(20. Dezember. 2020)

Sylvia Lüthi ist ein Frau, die viel leisten kann und will. Weil sie schon als Teenagerin auf eigenen Füssen stehen und Geld verdienen muss, kann sie keine Berufsausbildung machen. Nach verschiedenen Jobs als Handwerkerin oder Putzkraft beginnt sie, in einem Kiosk zu arbeiten. Und mit Können und Fleiss schafft sie es zur stellvertretenden Leiterin. Während sie sich als Alleinerziehende um drei Kinder kümmert. Ja, sie kann viel leisten. Eigentlich. Doch im Moment geht fast nichts mehr.

Letztes Jahr ist bei ihr ein Eierstockkrebs diagnostiziert worden. Sie muss sich einer Operation und anschliessend einer langwierigen Chemotherapie unterziehen. Diese zeigt zwar die erhoffte Wirkung. Aber das Problem ist noch komplexer. Aufgrund eines genetischen Defektes, der sich erst jetzt gezeigt hat, produziert ihr Körper Krebszellen. Gleich zwei Tumore sind dieses Jahr entdeckt worden, darunter einer in der Luftröhre. Doch Operationen sind derzeit nicht möglich: Zum einen stellen sie an sich zu grosse Risiken dar, zum anderen ist Sylvia Lüthi insgesamt zu geschwächt für einen solchen Eingriff. Denn unter der Chemotherapie haben verschiedene Organe gelitten, darunter ihr Herz, das inzwischen viel zu langsam schlägt. Somit ist auch die ganze Energieversorgung sehr schwach.

Operation wäre nötig, damit man den Krebs bekämpfen kann

Die 43-Jährige steckt in einem Teufelskreis: Für die Operationen ist sie zu schwach, doch erst diese würden eine Gewebeuntersuchung ermöglichen, um welche Art Krebs es sich handelt und wie man ihn bekämpfen könnte. «Diese Situation ist sehr schwierig», gibt Sylvia Lüthi zu.

«Es geht mir körperlich sehr schlecht, und zugleich muss ich enorm viel Geduld aufbringen, weil niemand sagen kann, was der nächste Schritt sein soll. Und wann dieser möglich sein wird. Die Ärzte sagen, dass ich für sie ein Rätsel bin.»

Schwer ist die ganze Situation auch für ihre drei Kinder, die bei unserem Besuch mit am Tisch sitzen und das Gespräch verfolgen. Jessica, mit 17 die Älteste, lebt wegen ihrer Ausbildung zur Kinderbetreuerin derzeit in einer Wohngemeinschaft in Basel und ist nur an Wochenenden zu Hause. Dadurch hat sie auch emotional am meisten Distanz. «Für mich ist es wichtig, dass meine Mutter mich immer offen informiert, wie es ihr geht und was mit ihr passiert. Auf diese Weise komme ich im Moment gut damit klar.»

Die Kinder gehen vor

Diese Offenheit versucht Sylvia Lüthi auch gegenüber den anderen Kindern anzuwenden. Beim 11-jährigen Jannic, der an einer Sprachbehinderung leidet, ist schwieriger abzuschätzen, wie er mit der Krankheit seiner Mutter umgeht. Die 9-jährige Jennifer kann sich mehr einbringen und stellt auch konkrete Fragen. Etwa ob Mami wieder ins Spital muss. Auch bei unserem Besuch ist sie sehr lebhaft, will gleich das Büchlein lesen, das wir als kleines Präsent mitgebracht haben.

Sylvia Lüthi musste schon immer mit wenig Geld auskommen, in dieser Situation aber ganz besonders. Krankheitsbedingt hat sie stark abgenommen, sodass der Entlastungsbeitrag der LZ-Weihnachtsaktion auch für einige neue Kleider gedacht ist. Wenn sie nach vorne blickt, wünscht sie sich, möglichst wieder zu Kräften zu kommen; ein wenig gesundheitliche Stabilität. Dass sie wieder ganz gesund wird, ist leider wenig wahrscheinlich. Aber etwas ist ihr noch wichtiger – dass es ihren Kindern gut geht.

«Ich denke immer zuerst an sie.»

Und die kleine Jennifer sagt spontan: «Das weiss ich, Mama.»