Nach Coop verkauft nun auch die Migros eigene Zylinder für das Sodastream-Sprudelsystem. Dahinter steht ausgerechnet der ehemalige Chef von Sodastream Schweiz.
Jahrelang sprudelten die Umsätze von Sodastream in der Schweiz. Denn hierzulande nutzt ein Viertel aller Haushalte Geräte von Sodastream. Die hiesige Niederlassung mit Sitz im zugerischen Hünenberg konnte von 2014 bis 2018 den Umsatz jeweils im zweistelligen Bereich steigern.
Seit der Übernahme durch Pepsico vor zwei Jahren gibt der israelische Sprudelsystemhersteller keine Länderzahlen mehr bekannt. Doch es ist offensichtlich, dass der Umsatz in der Schweiz jüngst eingebrochen sein muss. Grund: Es gibt immer mehr alternative Anbieter von auffüllbaren CO2-Zylindern. Diese Flaschen sind jeweils mit dem Sodastream-System kompatibel, kosten aber weniger als das Original. Nur schon der Entscheid von Coop vor einem Jahr, die auffüllbaren CO2-Zylinder von Sodastream aus dem Regal zu kippen und eigene Zylinder zu verkaufen, war ein empfindlicher Nackenschlag für Sodastream Schweiz.
Nun folgt der nächste Rückschlag für Sodastream, denn seit Weihnachten hat auch die Migros eigene CO2-Zylinder im Angebot, und zwar in der ganzen Schweiz. Konsumenten sparen mit dem Alternativprodukt der Migros einen Fünfliber: Die Migros-Flasche kostet bei einem Neukauf knapp 23 Franken, das Original kostet hingegen fast 28 Franken. In diesen Preisen ist jeweils ein Depot von 10 Franken enthalten.
«Unsere Marktanalysen haben gezeigt, dass unsere Kundinnen und Kunden die Möglichkeit schätzen würden, auf eine günstigere Lösung zurückzugreifen», sagt ein Migros-Sprecher auf Anfrage. «So haben wir uns entschlossen, unter dem Label M-Classic ein günstigeres Produkt zu lancieren.» Woher die Migros die alternativen CO2-Zylinder bezieht, verrät sie nicht. Ein Blick auf die Flasche verrät, dass das Label Sodanow dahintersteht. Diese Marke ist erst kürzlich registriert worden – und zwar ausgerechnet von Thomas Cantaro.
Der 43-Jährige war bis Mitte des vergangenen Jahres Chef von Sodastream Schweiz. «Ich habe die Marke nach meinem Weggang registriert», bestätigt Cantaro auf Anfrage. Einzelheiten zu seinem neuen Geschäft will Cantaro aber noch nicht nennen. Seinen Aussagen zufolge ist sein Zylinder 2 Franken günstiger als die Coop-Eigenmarke.
Bei Sodastream heisst es auf Anfrage, man beobachte den Markteintritt der Migros im Bereich der CO2-Zylinder «mit grossem Interesse». Der grösste Player im Schweizer Detailhandel sei «ein wichtiger Partner für Sodastream». Tatsächlich verkauft die Migros auch weiterhin parallel zum Eigenprodukt sowohl Zylinder als auch Geräte von Sodastream.
Man braucht aber kein Experte zu sein, um abzuschätzen, dass der Verkauf der 5 Franken günstigeren Zylinder auf die Absatzzahlen des Originalprodukts drücken werden. Sodastream sagt dazu lediglich, dass man sich als Marktführer im Bereich der Wassersprudler laufend bemühe, das Distributionsnetz auszubauen und Sortiment und Service «noch besser auf die Bedürfnisse der Nutzer anzupassen und zu optimieren». So können Kunden zum Beispiel seit kurzem ihre Sodastream-Gasfüllung ohne Zusatzkosten online bestellen. Der Austausch von leeren Sodastream-Zylindern gegen volle findet anschliessend direkt im eigenen Briefkasten statt. Grundsätzlich stelle man bei Sodastream «mit Befriedigung fest, dass das Konzept, den verschwenderischen Verbrauch von Ressourcen für den Vertrieb von Wasser in Einwegplastikflaschen zu eliminieren, an Bedeutung gewinnt.»
Das ist tatsächlich der Fall, wie aus dem Handel zu erfahren ist. Allerdings verlangen Kunden eben nicht unbedingt immer das Originalprodukt. Coop ist mit den Alternativprodukten der skandinavischen Marken Mysoda und Aarke zufrieden, heisst es auf Anfrage. Aldi verkauft seit letztem Sommer CO2-Zylinder unter der Eigenmarke Sodastar sowie sporadisch als temporär begrenzte Aktionsartikel auch Wassersprudler der gleichen Marke. Auch Aldi berichtet von erfreulichen Absatzzahlen.