Dieselmotoren
8 Fragen und 8 Antworten zum Abgas-Skandal

Der Abgasskandal mit den betroffenen Fahrzeugen der VW-Marken erschüttert die Autobranche. Doch was ist wirklich passiert? Und welche Kosten kommen auf die Kunden zu? Wir haben acht Fragen gestellt – und sie beantwortet.

Michael Wanner
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Der Skandal erschüttert den VW-Konzern in den Grundfesten. In den USA losgetreten, hat er längst Europa und die Schweiz erreicht.

Der Skandal erschüttert den VW-Konzern in den Grundfesten. In den USA losgetreten, hat er längst Europa und die Schweiz erreicht.

Keystone

1. Was ist wirklich passiert?

Der Volkswagen-Konzern hat mittels einer Software die Abgasmessungen bei Dieselautos manipuliert. Die manipulierte Software hatte den Motor so gesteuert, dass bei Tests die Abgas-Grenzwerte nicht überschritten wurden. Im normalen Strassengebrauch stossen die Autos aber bis zum Vierzigfachen der erlaubten Stickoxide aus. Das Umweltministerium der USA hat die Trickserei nun aufgedeckt. Volkswagen geht derzeit von 11 Millionen betroffenen Autos weltweit aus. Gestern hat nun das Bundesamt für Strassen (Astra) durchgegriffen und bestimmt, dass die betroffenen Fahrzeuge der VW-Marken vorübergehend nicht mehr verkauft werden dürfen.

2. Wieso ist das ein Problem?

Erstens ist Stickoxid gesundheitsschädlich. Erhöhte Werte in der Luft sind schädlich für Menschen und erhöhen das Risiko von Krankheit und Tod, ähnlich dem Rauch von Zigaretten. Zweitens hat das Fehlverhalten massive finanzielle Konsequenzen für VW. Der Konzern wird Autos zurückrufen müssen, es werden Bussen von Behörden anfallen, in den USA könnten diese im schlimmsten Fall bis zu 18 Milliarden Franken betragen. Zudem ist vor allem in den USA auch mit Schadenersatzklagen zu rechnen. VW hat dafür bereits Rückstellungen in der Höhe von 7,1 Milliarden Franken gebildet.

3. Wer ist schuld?

Im Gegensatz zu anderen Autoskandalen, bei denen durch fahrlässiges Verhalten Menschen zu Schaden gekommen sind, zum Beispiel aufgrund technischer Mängel, handelt es sich im vorliegenden Fall um vorsätzliches Handeln. Um die strengen Abgastests für Diesel in den USA zu bestehen, haben VW-Ingenieure und Manager absichtlich eine manipulierte Software eingebaut. Der Betrug hat VW offenbar geholfen, den lukrativen US-Markt für Diesel-Fahrzeuge zu erobern. Konkret schuld sind die Urheber dieses Plans, das heisst die Ingenieure und die Top-Manager, welche die Manipulation geplant und ausgeführt haben. Ob Ex-Chef Winterkorn davon wusste, wird womöglich nie aufgeklärt.

4. Welche Autos sind betroffen?

VW geht von 11 Millionen Fahrzeugen weltweit aus. Im Zentrum stehen Fahrzeuge mit dem Motortyp EA 189. In den USA sind die VW-Modelle Jetta, Beetle, Passat und Golf betroffen sowie der Audi A3. Auch in Europa sind Autos mit 1,6- und 2,0-Liter-Dieselmotoren mit der manipulierten Technik verkauft worden. In Deutschland sind laut Verkehrsminister Alexander Dobrindt 2,8 Millionen Autos betroffen. VW arbeitet nach eigenen Angaben mit Hochdruck daran, Transparenz herzustellen. Audi bestätigte, die fraglichen Motoren bei den Reihen A1, A3, A4 und A6 verbaut zu haben. Welche Baureihen und Modelljahre betroffen sind, ist aber noch unklar. Skoda bestätigte, Modelle der Reihen Fabia, Roomster, Octavia und Superb aus den Jahren 2009 bis 2013 teilweise mit den besagten Dieselmotoren ausgerüstet zu haben.

5. Sind Schweizer Autos betroffen?

Das Astra geht von rund 180 000 Fahrzeugen aus. Der Chef des VW-Importeurs Amag, Morten Hannesbo, meldete sich gestern zu Wort: Alle betroffenen Autos werden für die Kunden kostenlos und so schnell wie möglich nachgebessert, sobald Volkswagen eine entsprechende Lösung vorlegt.

6. Welche Kosten kommen auf die Kunden zu?

Für die Kosten einer Rückrufaktion in der Schweiz wird laut einem Amag-Sprecher VW geradestehen. Die betroffenen Fahrzeugbesitzer müssen sich aber auf höhere Versicherungskosten einstellen. Fahrzeuge mit besseren Abgaswerten profitieren heute von Versicherungsrabatten. Diese würden wegfallen, die Versicherungen sich entsprechend verteuern. Rückwirkende Nachzahlungen sind dagegen nicht zu erwarten.

7. Was wird aus der Firma VW?

Der Reputationsschaden für VW ist da. Wie sich der Skandal auf Verkaufszahlen der VW-Marken wie Audi oder Porsche auswirkt, bleibt abzuwarten. Entscheidend wird sein, wie glaubwürdig die neue Führung den Skandal aufräumt. Sollten die Absatzzahlen tatsächlich sinken und sollte es nicht gelingen, innert nützlicher Frist die Glaubwürdigkeit wieder herzustellen, wird die Aktie weiter fallen. VW könnte zum Übernahmekandidaten werden.

8. Sind andere Firmen betroffen?

In deutschen Medien wurde schon über eine Ausweitung des Skandals auf die Branche spekuliert, insbesondere gab es Gerüchte um BMW. Die Münchner Firma dementierte aber, Abgaswerte manipuliert zu haben. Dass weitere Firmen bei Abgastests gemogelt haben, ist nicht auszuschliessen.