Trumps Milliarden
ABB-Chef Spiesshofer: «Die USA werden im Bereich Infrastruktur Gas geben»

Wie ABB-Chef Ulrich Spiesshofer den Amerikanern seine Roboter und Stromnetze schmackhaft machen will. Durch Trump könnten sich für die Schweizer Firma in den USA lukrative Geschäfte ergeben.

Fabian Hock
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ABB-Chef Ulrich-Spiesshofer.

ABB-Chef Ulrich-Spiesshofer.

Alex Spichale

Herr Spiesshofer, der US-Markt ist der grösste für ABB. Und es passiert gerade viel. Sind Sie für das, was kommen wird, gerüstet?

Ulrich Spiesshofer: In den letzten sieben Jahren haben wir in den USA mehr als zehn Milliarden Dollar investiert. Wir sind einer der grossen Industrie-Investoren der letzten Jahre. Wir haben heute 20'000 Mitarbeiter an 60 Standorten, die lokal forschen, entwickeln, produzieren, vertreiben. Im Bereich der Stromnetze sind wir Marktführer. Das gilt seit der Akquisition der Firma Baldor auch für die Antriebe. Auch im Robotikbereich haben wir investiert. Insgesamt haben wir ein US-Team, das wenig importiert, wenig exportiert, sondern die Produkte lokal für den US-Markt herstellt.

Im Bereich Infrastruktur stehen grosse Investitionen an. Von einer Billion Dollar ist die Rede unter Präsident Trump. Kann ABB davon profitieren?

Die USA werden im Bereich Infrastruktur Gas geben. Hier werden massive Investitionsprogramme kommen. Da wir auf der Energieversorgungsseite Marktführer sind, gehen wir davon aus, dass wir daran partizipieren. Ein weiteres Thema ist das Zurückholen von Arbeit in die USA – diese Arbeit wird nur wettbewerbsfähig sein, wenn sie mit Automatisierung kombiniert wird. Mit unserem Komplettangebot an Robotern bis zur Antriebstechnik sind wir hier gut aufgestellt. Ich bin mittel- und langfristig optimistisch, dass es in den USA in die richtige Richtung geht. Kurzfristig gibt es im Moment natürlich sehr viel Nervosität. Wir sind aber langfristig orientiert und steuern da durch.

In Houston haben Sie Ihre neue Digital-Strategie ABB Ability lanciert. Welche Rolle spielt sie bei künftigen Projekten in den USA?

ABB Ability wird eine ganz entscheidende Rolle spielen. Das sehen wir schon jetzt bei den Kundenreaktionen kurz nach der Lancierung. Die Kunden sind begeistert, sie sagen: Genau das brauchen wir, um Wert zu generieren und die amerikanische Wirtschaft nach vorne zu bringen. Die Amerikaner sind sehr offen für alles, was mit Software zu tun hat.

Funktioniert das US-Geschäft komplett autonom oder gibt es Verbindungen mit den Tätigkeiten in der Schweiz?

Wir machen in den USA ungefähr acht Milliarden Dollar Umsatz. Weniger als 20 Prozent davon wird importiert oder exportiert. Unsere Mannschaft dort haben wir so aufgestellt und auch viel investiert, damit sie heute relativ unabhängig arbeitet. Wir haben natürlich gewisse Leistungsbeziehungen zwischen Europa und den USA, das ist jedoch ein relativ kleiner Prozentsatz. Im Bereich der Motoren haben wir die komplette Wertschöpfung hier in den USA, bei den Transformatoren auch. Im Bereich Robotik waren wir früher nicht präsent, hier haben wir ein neues Werk in der Nähe von Detroit aufgebaut. Insgesamt sind wir in den USA sehr gut aufgestellt.