Mutterschaftsurlaub bis Ende Oktober für Jasmin Staiblin, die als Chefin von ABB Schweiz 6300 Mitarbeiter führt. Nach der Pause will sie ihr Amt wieder aufnehmen.
Niklaus Mäder
In der Schweiz die rare Ausnahme: Eine Frau schafft es in das Topmanagement eines bedeutenden Unternehmens und wird trotz der beruflichen Belastung Mutter. Zu diesen Ausnahmepersönlichkeiten zählt seit neustem Jasmin Staiblin, seit 2006 Leiterin von ABB Schweiz und damit Chefin über 6300 Mitarbeiter. Die 39-jährige studierte Ingenieurin wurde dieser Tage Mutter, wie die Mittelland Zeitung exklusiv erfuhr. Der Name des Neugeborenen und den Geburtstermin hält die ABB-Pressestelle aus Rücksicht auf die Privatsphäre geheim.
Topmanagement: 5 Prozent Frauen
Zu den raren Frauen, die ebenfalls Familie und Karriere unter einen Hut bringen, gehört Magdalena Martullo, älteste Tochter von Christoph Blocher. Sie leitet seit 2004 die Geschicke der Ems-Chemie und hat drei Kinder. Eine andere Mutter, Nicole Loeb Furrer, führt die Berner Warenhaus-Gruppe Loeb. Im Gegensatz zu Staiblin übernahmen jedoch Loeb Furrer und Martullo Unternehmen, die sich im Besitz ihrer Familie befanden.
Statistisch schaffen es weiterhin kaum Frauen in Führungspositionen. Gemäss einer Studie der Headhunter-Firma Guido Schilling finden sich in den Geschäftsleitungen der grössten 100 Unternehmen nur fünf Prozent Frauen. Zudem bleiben Frauen, die in Führungspositionen aufsteigen, meist kinderlos: Gemäss einer Untersuchung der Beratungsfirma Choice trifft dies für 75 Prozent zu - Tendenz steigend.
Staiblin nimmt nun bis Ende Oktober Mutterschaftsurlaub, daraufhin will sie ihre Funktion wieder übernehmen. In der Zwischenzeit erfüllt ihre Aufgaben Peter Smits, Verwaltungsratspräsident der ABB Schweiz und Leiter Region Zentraleuropa.
Wie Staiblin später die Kinderbetreuung organisieren wird, ist nicht bekannt. Sollte sie aber für ihr Kind einen Krippenplatz suchen, ist sie bei ihrem Konzern an der richtigen Adresse. Die ABB unterhält in der Schweiz 11 Krippen, in denen 550 Kinder betreut werden. Ihr Personalchef Renato Merz forderte im Herbst in einem Referat in Aarau, die Schweiz müsse mehr Tagesschulen und Kinderkrippen schaffen, um als Werkplatz attraktiv zu sein.