Volkswagen
Abgasskandal erreicht die Schweiz: Wie gross ist Imageschaden für Amag?

Wie viele Autos des VW-Konzerns mit der manipulierten Software in der Schweiz herumfahren, ist noch unklar. Bereits jetzt ist klar: Der Skandal schadet dem wichtigsten VW-Importeur: Amag.

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Morten Hannesbo, CEO von Amag, posiert vor dem neuen Logo der Amag in Luzern (Archivbild).

Morten Hannesbo, CEO von Amag, posiert vor dem neuen Logo der Amag in Luzern (Archivbild).

Keystone

Der VW-Abgasskandal weitet sich aus: Seit Donnerstag ist bekannt, dass die Manipulations-Software nicht nur in VW-Modellen in den USA steckt, sondern auch in europäischen Dieselmodellen von VW, Audi, Seat und Skoda.

So bestätigte Audi, dass insgesamt vier Modellreihen betroffen seien. Konkret geht es um den Motor vom Typ EA 189, der im A3, A1, A4 und A6 eingebaut ist. Skoda teilte mit, dass die Modelle der Reihen Fabia, Roomster, Octavia und Superb aus den Jahren 2009 bis 2013 teilweise mit dem manipulierten Dieselmotor ausgerüstet wurden.

VW bezahlt Rückrufaktion – reicht das?

Wie viele davon in der Schweiz gelandet sind, ist weiterhin unklar. Doch der Skandal bedeutet nichts gutes für den Importeur Amag, der die ganze Palette der VW-Gruppe von Audi, VW und Seat über Skoda bis Porsche und Bentley führt.

«Wenn nicht nur vier einzelne Modelle, sondern die vier Marken VW, Audi, Seat und Skoda potenzielle Mängel bei Dieselautos haben, verschärft das die Problemlage für Amag schlagartig», schreibt der «Tages-Anzeiger» am Freitag.

Sobald über die ­Vehikelidentifikationsnummer (VIN) geklärt sei, wie viele dieser Dieselautos über die Jahre in der Schweiz verkauft wurden, «rollt eine Rückrufaktion an, um die Mängel zu beheben». Immerhin: VW hat versprochen, die Kosten für die Rückrufe zu übernehmen.

Gemäss «Tages-Anzeiger» fahren seit mehreren Jahren 37 Prozent der neu immatrikulierten Auto mit einem Dieselmotor. «Auch wenn nur ein Teil der von Amag verkauften Dieselmodelle das Softwareproblem haben sollte, können rasch Tausende, im schlimmsten Fall gar Zehntausende von Fahrzeugen vom Rückruf betroffen sein», heisst es weiter.

Amag wird Kaufanreize bieten müssen, heisst es in dem Bericht. Trage VW diese Kosten nicht, schmälere dies die Marge von Amag. Und Importeure seien den Herstellern weniger wichtig als Tochterfirmen.

Und was ist mit den Besitzern von «Schummelautos» aus dem Hause VW? Schliesslich werden Fahrer von energieeffizienten Autos in vielen Kantonen finanziell belohnt. Beat Keller, Stabschef des Berner Strassenverkehrsamtes, bezeichnet eine Rückforderung gegenüber dem «Blick» aber als unrealistisch. «Man würde die falschen bestrafen», so Keller.

Grosskunden und Politiker fordern Aufklärung

Am Freitag will der Basler SP-Nationalrat Beat Jans eine Interpellation zu den Abgasmanipulationen einreichen, berichtet der «Blick» weiter. Er fordert, «Schummelautos» aus dem Verkehr zu ziehen. Schliesslich habe die Schweiz Klimaziele, die sie erreichen müsse.

Gemäss «Blick» fordern auch VW-Grosskunden wie Coop, dessen Dienstflotte aus VW- und Skoda-Dieselautos besteht, Aufklärung. Genauso das Carsharing-Unternehmen Mobility, das 300 Dieselfahrzeuge des VW-Konzerns im Angebot führt.

Derweil befürchten Volkswagen-Vertreter Auswirkungen auf die Verkäufe. "Der Fall sei ganz ganz schlecht", sagt ein VW-Vertreter gegenüber "20 Minuten". Jetzt müssten die Garagen für etwas geradestehen, das sie nicht selbst verschuldet haben, und wir Verkäufer müssen uns Fragen stellen, deren Antworten wir auch nicht wissen", sagt er weiter. Seit Anfang Woche sollen die Verkäufe von Dieselautos bereits zurückgegangen sein: Von rund 37 Prozent auf knapp 28 Prozent, wie "20 Minuten" schreibt. (watson/az)