Finanzplatz
Angst vor Bankenpleite: Firmen streuen ihre Guthaben

Schweizer Unternehmen überwachen die Bonität ihrer Hausbanken, um den möglichen Verlust ihrer Guthaben zu verhindern. Denn im Falle eines Konkurses müssten Anleger für ihre Bank geradestehen.

Isabel Strassheim
Drucken

Es gibt ein neues Bankenmonitoring: Es sind nicht mehr nur die Banken, die die Bonität ihrer Kreditnehmer überwachen, sondern inzwischen trauen auch die Bankkunden selbst ihrem Geldhaus nicht mehr per se und behalten ihre Bonität im Auge.

Die generelle Gefahr einer Bankenpleite treibt Firmen um. «Das Risiko wird von vielen Unternehmen ganz klar gesehen und entsprechend handeln sie», sagt Peter Renggli vom Treuhänder und Unternehmensberater PwC Schweiz.

Im Riskmanagement von vielen Unternehmen sei mittlerweile auch ein Monitoring derjenigen Banken integriert, bei denen ein Unternehmen Bargeldkonten und Geldanlagen unterhält.

Nur 100 000 Franken sind sicher

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma hatte diesen August klargestellt, dass pro Bankkunde ein Guthaben von bis zu 100 000 Franken garantiert ist.

Darüber hinaus gehende Einlagen können im Fall des Konkurses eines Geldhauses in neues Eigenkapital der Bank umgewandelt werden, um zu dessen Rettung beizutragen.

Statt einer Rettung per staatliche Hilfe (Bail-out) ist eine Konkursabwehr oder -abwicklung über das Geld der Bankkunden vorgesehen (Bail-in). Im Krisenfall müssen die Anleger für ihre Bank geradestehen.

«Unternehmen streuen ihre Konten deswegen bei verschiedenen Banken und haben für diese unterschiedliche Limiten für ihre Bargeldbestände und Geldanlagen eingeführt», sagt Renggli.

Je nachdem, wie hoch sie das Risiko für eine Bank einschätzen, deponieren sie ihr Vermögen nur in einer bestimmten Höhe. Dabei beziehen sie auch Auslandsbanken ein.

Bei der Risikobewertung orientieren sich Unternehmen nicht allein an dem von Ratingagenturen vergebenen Noten für die einzelnen Bankhäuser.

Standard & Poor’s oder Moody’s versehen ihre Ratings zwar mit einem Ausblick, aber sie sind nachlaufend orientiert. «Deshalb haben Unternehmen ein vorsorgliches eigenes Monitoring derjenigen Banken eingeführt, mit denen sie geschäften», so Renggli.

Als frühe Anzeichen für mögliche Schwierigkeiten einer Bank gelten steigende Renditen der Obligationen des Geldhauses wie auch die Ausschläge der Credit Default Swaps. Schätzt der Markt das Ausfallrisiko einer Bank höher ein, lässt sich das daran ablesen – und Unternehmen können ihre Einlagen bei dieser Bank umgehend reduzieren.

Hohe Barbestände – auch im Tresor

Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Unternehmen ihr Geld nur kurzfristig angelegt haben oder bar halten. Deswegen steigen in ihren Bilanzen auch die liquiden Mittel.

«Cash is king» heisst das Motto bei Konzernen und auch bei mittleren oder kleinen Unternehmen schon seit Ausbruch der Finanzkrise. Nicht nur, weil sie ihr Vermögen schnell von einer Bank zur anderen zügeln wollen.

Sondern auch, weil sie möglichst liquid sein wollen, um bei einer Bankenkrise nicht auf Kredite angewiesen sein zu müssen – die dann womöglich eben wegen der Bankenkrise gar nicht gewährt werden.

Einige Unternehmen, wie wohl auch Privatpersonen, nehmen das Lob aufs Bargeld wörtlich: Sie lagern hohe Summen im eigenen Tresor oder im Bankenschliessfach.

Dort ist das Vermögen bei einer Bankpleite sicher. Der steigende Umlauf an 1000er-Noten ist ein Indiz dafür.

Er deute darauf hin, dass Banknoten nicht nur als Zahlungs-, sondern in erheblichem Umfang auch als Wertaufbewahrungsmittel verwendet würden, stellte die Schweizerische Nationalbank bereits Ende 2012 fest.