Die Arbeitslosigkeit stieg im August leicht an. Betroffen waren vor allem Junge auf Jobsuche. Die meisten von ihnen sind Schul- und Lehrabgänger.
Rainer rickenbach
Über alle Altersklassen betrachtet stieg die Arbeitslosenzahl im August leicht um 0,1 auf 3,2 Prozent. In der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen nahm die Quote der Arbeitslosen indes überdurchschnittlich stark zu, sie stieg von 3 auf 3,6 Prozent. Konkret waren gemäss den Statistikzahlen Ende August 3400 Jugendliche und junge Erwachsene mehr bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren gemeldet als noch im Juli.
In Tat und Wahrheit dürften es mehr Schul- und Lehrabgänger ohne Arbeit gewesen sein. Denn mit der letzten Revision der Arbeitslosenversicherung nahmen die Wartefrist für Arbeitslosengelder zu und die Leistungen ab. «Viele Jugendliche melden sich darum gar nicht mehr bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren», sagt Fabian Maienfisch, Sprecher beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Die statistischen Zahlen zur Jugendarbeitslosigkeit seien darum nicht mehr so aussagekräftig wie vor ein paar Jahren.
Die hohe Zahl junger Stellensuchender sei für den August ohnehin charakteristisch, sagte Boris Zürcher, der Leiter der Direktion Arbeit beim Seco, gestern an einer Telefonkonferenz. «Im Sommer schliessen viele die Schule sowie Lehren ab, und nicht alle Abgänger finden sofort eine Stelle», erklärte er. Vor einem Jahr war die Zahl der arbeitslosen Berufsneulinge in der Tat ähnlich hoch wie vor zehn Tagen. Zürcher folgert darum aus den neusten Zahlen, die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit sei nicht ungewöhnlich.
Trotzdem: Die Jungen gelten bei den Arbeitsmarkt-Fachleuten trotz statistischen Unschärfen als Frühindikatoren. Steht die Konjunktur auf der Kippe und droht die Zahl der Arbeitslosen in die Höhe zu schnellen, stehen die Jungen zuerst ohne Arbeit da. Und die Konjunkturaussichten haben sich seit der Aufhebung des Euro-Unterkurses im Januar merklich eingetrübt.
Zürcher glaubt darum, dass nicht nur die saisonale, sondern auch die wirtschaftliche Entwicklung ihre Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlässt. «Drei Viertel des gesamtem Anstiegs der Arbeitslosigkeit sind saisonal bedingt. Das restliche Viertel ist auf die schwächere Konjunktur zurückzuführen, die der Franken-Schock mit sich gebracht hat», so Zürcher. Der Frankenschock wirkt sich nicht so sehr auf die Auftragslage aus, Arbeit ist in den meisten Betrieben genügend vorhanden. Doch die Margen sind im Keller, die Firmen verdienen wenig daran (siehe Interview Seite 13)
In den höheren Altersgruppen waren die Arbeitslosenzahlen im August stabil. Bei den 50-Jährigen und Älteren entwickelte sie sich sogar leicht zurück. Nach Branchen betrachtet leidet vor allem der Detailhandel. Der Einkaufstourismus, die sinkenden Konsumentenpreise und die Konkurrenz durch den Internet-Versandhandel setzten ihm stark zu. Die Zahl der arbeitslosen Frauen und Männer nahm in dieser Branche im August um 530 Personen zu. «Einen leichten Anstieg gab es aber in fast allen Branchen», so Zürcher. Die Mehrheit der registrierten Arbeitslosen sind weniger als ein halbes Jahr ohne Stelle.
Boris Zürcher rechnet damit, dass die Zahl der Arbeitslosen bis Ende Jahr schweizweit monatlich um rund 4000 Personen zunimmt. Trifft die Prognose ein, sind in dreieinhalb Monaten rund 150 000 Personen bei den Regionalen Arbeitszentren gemeldet. Auch dabei spielen vor allem saisonale Gründe eine Rolle: Im Winter wird weniger gebaut, was für die Beschäftigung auf dem Bau und bei den Zulieferern Folgen hat.
In den Zentralschweizer Kantonen blieben die Arbeitslosenzahlen im August stabil.