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Wirtschaft
Noch immer sind die meisten Flugzeuge der Lufthansa-Tochter am Boden. Nun geht Swiss-Chef Dieter Vranckx in die Offensive. Im Interview spricht er über sein Treffen mit Bundespräsident Guy Parmelin, die Flottenplanung und seine Hoffnung für den Sommer.
Herr Vranckx, Sie sind seit Anfang Jahr neuer Swiss-Chef. Für Sie als Schweiz-Belgier zuerst die Frage: Welche Schokolade bevorzugen Sie?
Dieter Vranckx: Ganz klar Schweizer Schokolade!
Weniger süss sieht es nach wie vor in der Aviatik aus. Wie ist die aktuelle Situation der Swiss?
Wir sind noch immer in einer schwierigen Situation, die vergleichbar ist mit der im vierten Quartal 2020.
Dieses war äusserst schlecht, der Umsatz lag 75 Prozent unter dem Vorjahr. Das klingt also nicht sehr optimistisch.
So ist nun mal die Realität. Nichtsdestotrotz hoffen wir auf das Sommergeschäft und setzen alles daran, unsere Kapazitäten rechtzeitig wiederaufzubauen, um davon profitieren zu können.
Die Hotelplan-Chefin Laura Meyer sagte kürzlich gegenüber CH Media, dass es Anzeichen für mehr Ferien-Buchungen gibt. Sehen Sie die auch?
Es gibt gewisse Anzeichen für mehr Buchungen, ja. Aber in unserer neuen Welt erfolgen die Buchungen viel kurzfristiger. Die meisten Buchungen gehen erst zwei bis vier Wochen vor Abflug ein. Jetzt haben wir April. Deshalb ist es schwierig, schon jetzt eine Prognose für Juni, Juli und August abzugeben.
Ein Blindflug?
Ich möchte nicht von einem Blindflug sprechen. Aber es ist eine ganz andere Situation als wir sie vor Corona kannten, als Monate im Voraus gebucht wurde.
Die USA sind für die Mehrheit der ausländischen Touristen noch immer zu. Haben Sie Hoffnung, dass der wichtigste Markt der Swiss bald wieder öffnet?
Hoffnung habe ich immer. Und sobald sich in den USA eine Lockerung anbahnt, werden wir bereit sein und Flugzeuge am Start haben. Wir müssen die Situation auf der ganzen Welt von Woche zu Woche, von Monat zu Monat neu anschauen, da sich die Einreisebestimmungen immer wieder ändern können.
Zürich-Kloten wirkt zurzeit eher wie ein Steh- als ein Flughafen. Rundherum sind Flugzeuge parkiert. Können Sie bereits sagen, wie stark die Flotte verkleinert wird?
Wir befinden uns immer noch in der Analysephase. Deshalb kann ich zur zukünftigen Flottengrösse noch nichts Konkretes sagen. Aber klar ist, dass sie angepasst werden muss.
Spielen Sie da auf Zeit, um eine allfällige, rasche Erholung abzuwarten?
Schauen Sie: Es gibt das Krisenmanagement für das Jahr 2021. Da geht es um kurzfristige Planbarkeit, das Hochfahren, das Sommergeschäft. Und dann gibt es die langfristige Planung. Wie wird der Markt in Zukunft aussehen? Mehr kann ich dazu noch nicht sagen.
Wie viel der vom Bund gebürgten Bankkredite in der Höhe von 1,3 Milliarden Franken haben Sie inzwischen gezogen?
Bis heute haben wir deutlich weniger als die Hälfte des Kredites gezogen.
Sie haben diese Woche Bundespräsident Guy Parmelin Ihre Anliegen im direkten Gespräch mitgeteilt – und Forderungen für eine Verbesserung der Lage gestellt. Das heisst, Sie sind bisher nicht zufrieden mit dem Support aus Bern?
Es geht um drei Kernbotschaften, die wir zusammen mit dem Flughafen Zürich und zahlreichen anderen Marktteilnehmern an den Bundespräsidenten gerichtet haben. Wir, das ist eine Allianz aus über 40 Partnern, Personalverbänden, Airlines, Wirtschafts- und Tourismusverbänden. Wir möchten alle gemeinsam eine klare Botschaft nach Bern schicken.
Sie fordern einfachere Ein- und Ausreiseregeln, schnelles Testen und Impfen und einen digitalen Impfpass. Was ist am dringendsten?
Alle drei Punkte sind dringend und funktionieren als Einheit. Die Reisefreiheit muss wieder gewährleistet sein. Es braucht einen digitalen Gesundheitspass. Und wir müssen die Geschwindigkeit beim Impfen erhöhen. Die Testkapazitäten müssen weiter ausgebaut werden und wir müssen die Tests als Teil unseres normalen Lebens weiternutzen. So können wir bei vermindertem Risiko wieder reisen.
Wann rechnen Sie damit, dass Ihre Crew komplett geimpft ist?
Unsere Vorbereitungen für die Impfung unser fliegendes Personals laufen auf Hochtouren. Sobald Impfstoff in ausreichender Menge verfügbar ist, möchten wir so schnell es geht so viele operative Angestellte wie möglich impfen. Auf freiwilliger Basis. Dafür sind wir mit den zuständigen Behörden in Kontakt.