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Den Sparern bläst ein immer härterer Wind ins Gesicht. Seit Jahren verdienen sie kaum noch Geld mit ihren Sparkonten, in wenigen Tagen gibt es gar nichts mehr. Zumindest bei der UBS. Die Grossbank senkt auf den 1. Juni den Zins auf dem gewöhnlichen Sparkonto für Erwachsene auf 0,00 Prozent.
Auch bei anderen Konten senkt die UBS die Zinsen: Der Zins auf dem Jungendsparkonto wird von 0,5 auf 0,25 Prozent halbiert. Auch die Zinsen der gebundenen Gelder für die Dritte Säule (Fiscakonto) werden gesenkt, von 0,2 auf 0,15 Prozent.
"Wenn es keinen Zins mehr gibt, fragen sich die Kunden natürlich zu Recht, ob man überhaupt noch von einem Sparkonto sprechen darf", sagt Silvan Wehrli, Analyst beim Vergleichsdient Moneyland.ch. Wehrli weist darauf hin, dass die UBS möglicherweise bald weitere Senkungen vornehmen könnte. Für Sparbeträge über 500'000 Franken gelte gemäss UBS «zurzeit» ebenfalls ein Zinssatz von 0,00 Prozent. Laut Wehrli könnte diese Formulierung darauf hindeuten, dass die Grossbank auf Spargeldern ab 500 000 Franken in Zukunft Negativzinsen auf dem Sparkonto verlangen könnte.
Die Zinssenkung der UBS dürfte Signalwirkung haben. Da sich die übrigen Schweizer Banken bei den Zinsen und Kosten häufig an den Grossbanken orientierten, könne sich die neue Zinssenkung der UBS auch auf die Kunden anderer Banken negativ auswirken, heisst es bei Moneyland.
Die Sparzinsen bei anderen Schweizer Banken liegen zwar noch deutlich höher, sind aber im historischen Vergleich ebenfalls sehr tief. Im Durchschnitt betragen die Zinssätze auf den Sparkonten für Erwachsene gemäss Berechnungen von Moneyland gerade noch 0,07 Prozent. Bei Sparkonten für Jugendliche sind es im Durchschnitt 0,55 Prozent und auf Säule-3a-Konten 0,23 Prozent.
Mit null Prozent Zins auf dem Sparkonto ist ein historischer Tiefpunkt erreicht. Anfang der 1990er-Jahre warfen die Sparkonten noch über fünf Prozent Zins ab. Danach ging es steil nach unten, bereits 2003 wurde erstmals die Marke von einem Prozent unterschritten, die nur im Jahr 2008 nochmals kurz durchbrochen wurde, danach sind die Zinsen bis heute kontinuierlich gegen Null gefallen.
Die Ökonomen rätseln seit Jahren über die Gründe für das tiefe Zinsniveau. Der Basler Volkswirtschaftler Peter Kugler nennt neben der "extrem expansiven Geldpolitik" der Notenbanken weitere Erklärungen für das Phänomen: "Ein Grund war, dass in den letzten 20 Jahren der Anteil der Bevölkerung im sparintensiven Alter zwischen 40 und 60 Jahren hoch und die Investitionsneigung seit der jüngsten Finanzkrise reduziert war", schrieb er in einem Aufsatz in der "Volkswirtschaft". Dieses Überangebot an Ersparnissen habe den Realzins stark gesenkt. Diese Tendenz sei dadurch verstärkt worden, dass China mit besonders hohen Sparüberschüssen schrittweise in die Weltwirtschaft integriert worden sei, ist der emeritierte Professor überzeugt.
Wie andere Ökonomen glaubt auch Kugler, dass die heutige Zinssituation langfristig nicht bestehen bleibt. Er geht davon aus, dass sich die Geldpolitik normalisieren wird und der Krisenmodus im Anleger- und Investitionsverhalten überwunden wird. Doch wann die Zinsen ändern, kann auch Kugler nicht voraussagen: "Das Timing ist noch sehr ungewiss."