Baumeisterverband: Tiefe Umsätze rechtfertigen das Angebot

Gewerkschaften und Baumeisterverband feilschen auch heuer um die Arbeitsbedingungen. Dabei steht in diesem Herbst nicht der Lohn im Zentrum der Verhandlungen.

Raphael Bühlmann
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Flaue Bautätigkeit: der Baumeisterverband erwartet eine entgegenkommen der Gewerkschaften. (Bild: Ana Birchler-Cruz)

Flaue Bautätigkeit: der Baumeisterverband erwartet eine entgegenkommen der Gewerkschaften. (Bild: Ana Birchler-Cruz)

Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres sind die Umsätze der Schweizer Baufirmen gegenüber Vorjahr zurückgegangen. Das Bauhauptgewerbe hat noch 9.4 Milliarden Franken umgesetzt - 1.1 Prozent weniger als im Vorjahr. Dies geht aus der neusten Quartalsstatistik des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV) hervor. Das zweite Quartal sei dabei noch schwächer ausgefallen als das erste. Die Auftragseingänge schrumpften in den ersten sechs Monaten um 8 Prozent und deuteten auf eine weitere Konsolidierung in der zweiten Jahreshälfte hin. Der SBV geht davon aus, dass die Umsätze im Gesamtjahr das Niveau des Vorjahres nicht erreichen werden.

Der Baumeisterverband nimmt diese Entwicklung in die Lohndiskussion auf. Für den SBV beweisen die sinkenden Umsätze, dass das im August den Gewerkschaften unterbreitete Angebot bezüglich Lohn, Frührente Bau und Arbeitsbedingungen als «äusserst grosszügig» zu bewerten sei. Konkret heisst das: weiterhin in Rente mit 60 - monatlich 150 Franken höhere Löhne für alle - nicht länger arbeiten. «Die Konjunkturentwicklung auf dem Bau zeigt, dass für weitergehende Forderungen der Gewerkschaften kein Spielraum bleibt», schreibt der SBV in einer Mitteilung. Um wettbewerbsfähig zu bleiben und qualifizierte Arbeitsplätze erhalten zu können, brauche es flexible Arbeitszeiten. «Die Gewerkschaften müssen jetzt einen Schritt auf die Baumeister zukommen», so der SBV.

"Hitze sorgt für Umsatztief"

Die Gewerkschaft Unia kontert auf Anfrage, dass ein konjunktureller Vergleich mit dem Vorjahr mit Vorsicht anzustellen sei. Dies erstens, weil das Baujahr 2016/2017 ein Ausnahmejahr mit sehr hoher Bautätigkeit war und zweitens weil es im ersten Halbjahr zuerst wegen grosser Kälte im Winter und dann wegen der Hitze im Sommer zu Einstellungen von Baustellen kam. «Unter dem Strich bewegen wir uns immer noch auf sehr hohem Niveau», sagt Nico Lutz von der Unia. Er rechnet für das Gesamtjahr mit ähnlichen Umsätzen wie im Vorjahr.

Der Leiter für den Bausektor bei der Gewerkschaft betont zudem, dass weder Rentenalter noch Lohn Anlass der Auseinandersetzung seien. Problematisch sei viel mehr, dass der Baumeisterverband den Arbeitnehmern ein ganzes Paket zur Annahme vorgelegt habe. Darin enthalten seien unter anderem 300 Arbeitsstunden, die der SBV zusätzlich flexibilisieren will. Für Lutz ein Unding, da die Branche bereits heute klare Unterschiede zwischen Sommer- und Winterarbeitszeit kenne. «Kann der Arbeitgeber noch einmal über 300 Stunden verfügen, werden die Arbeiter in der Hochsaison zu stark beansprucht». Ebenfalls ein Dorn im Auge ist der Gewerkschaft, dass sämtliche Bestimmungen betreffend Arbeitseinschränkungen bei Schlechtwetter gestrichen werden sollen. «Diese Forderungen gefährdet schlicht die Gesundheit der Arbeitnehmer», mahnt Lutz.