Seit die Lärmschutzwände entlang der A3 montiert werden, ist Mumpf wieder als Wohngemeinde gefragt. Land für ein Industriegebiet fehlt aber nach wie vor.
Lilly-Anne Brugger
Als die Autobahn 3 Mitte des letzten Jahrhunderts geplant wurde, erhoffte man sich in Mumpf anfänglich einen Standortvorteil. Eine Autobahnauffahrt in Mumpf sollte das Dorf sowohl als Wohn- als auch als Arbeitsort interessant machen. Doch es kam anders. Statt die Entwicklung von Mumpf zu stärken, verhinderte die Autobahn diese. Den Autobahn-Schock überwand Mumpf erst in diesem Jahrtausend: Seit dem Jahr 2000 nahm die Bevölkerung um gut 300 Personen zu. Das ist etwas mehr als halb so viel wie in den 50 Jahren davor.
«Wenn man von Mumpf spricht, denkt man immer an Verkehr und Lärm. Das ist aber nicht so. Im Dorf gibt es viele grüne Flecken», sagt Gemeindeammann Jürg Müller. Gleichzeitig muss er aber auch zugeben: «Die Autobahn hat viel Lebensqualität zerstört.» Doch seit letztem Jahr gewinnt Mumpf diese Lebensqualität Stück für Stück zurück: Die neuen Lärmschutzwände halten endlich einen grossen Teil des Verkehrslärms ab. Die Einwohner von Mumpf sind froh darüber - und die Bautätigkeit boomt.
In diesem Jahr wird fast so viel Land überbaut wie in den letzten vier Jahren zusammen. Gebaut werden vor allem Wohnhäuser - auch in nächster Nähe zur Autobahn. Dieser Boom soll weiter anhalten. Im Gebiet Rheinfeld, dort grenzt Mumpf an Wallbach, läuft momentan die Baulanderschliessung, damit in den nächsten drei Jahren auch dort Wohnhäuser gebaut werden können. Mit bis zu 500 zusätzlichen Einwohnern rechnet Gemeindeammann Müller in diesem Gebiet, das in nächster Nähe zum Rhein liegt.
«Bevölkerungswachstum ist unsere einzige Möglichkeit, mehr Steuereinnahmen zu generieren», sagt Müller. Da es in Mumpf kaum Industrie gibt - und wegen der Enge des Dorfes auch keine Industriezone ausgeschieden werden kann -, hat die Gemeinde nur wenige Steuereinnahmen von Handwerk und Industrie. Dementsprechend sieht es in der Gemeindekasse aus. «Finanziell sind wir schon am Anschlag», meint Müller, «und in den nächsten Jahren müssen wir in unsere Infrastruktur investieren.»
Neben der Sanierung der Kantonsstrasse, hier muss die Gemeinde rund 40 Prozent der Kosten selber bezahlen, werden auch einige Dorfstrassen saniert. Ausserdem steht die Sanierung des Primarschulhauses an. Deshalb zeigt sich Mumpf auch offen gegenüber Gemeindefusionen. «Langfristig können wir uns dagegen nicht verschliessen», meint Müller.
«Es ist aber nicht nur wichtig, wie es in einem Dorf aussieht, es ist auch wichtig, dass die Dorfgemeinschaft funktioniert», sagt Müller. In Mumpf tut sie das. Es gibt einige sehr aktive Vereine wie beispielsweise den Pontonierfahrverein, die Frauengemeinschaft oder die turnenden Vereine. Und: Junge Mumpfer zieht es nach einigen Jahren in der Ferne häufig wieder ins Dorf zurück. Bestes Beispiel dafür ist Gemeindeammann Jürg Müller.
Er ist in Mumpf aufgewachsen, hat anschliessend in Zürich, Lenzburg und Stein gewohnt und ist vor 14 Jahren wieder nach Mumpf zurückgekehrt. «Heutzutage wird die Lebensqualität als sehr wichtig angesehen», sagt Müller. Mumpf könne diese Lebensqualität mit der Lage am Rhein bieten, ist Müller überzeugt. «Dank den neuen Lärmschutzwänden wird die Lebensqualität in Mumpf sogar immer grösser.»