Bonny-Stiftung
Junge Gründer statt Ökonomen und alt Bundesräte: Die Plattform Liber-thé erhält den begehrten Freiheits-Preis

Es ist der finanziell gewichtigste Preis der Schweiz: Der mit 100'000 Franken dotierte Bonny-Preis für die Freiheit geht in die Westschweiz.

Florence Vuichard
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Ausgezeichnet: Nicolas Jutzet, Diego Taboada und Jérémie Bongiovanni.

Ausgezeichnet: Nicolas Jutzet, Diego Taboada und Jérémie Bongiovanni.

ZVG

«Zeitenwende» ist das Wort der Stunde: Der Angriffskrieg gegen die Ukraine hat vielen deutlich gemacht, dass Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist. Und diese Zeitenwende nimmt nun auch die Bonny Stiftung für die Freiheit zum Anlass, ihren Kompass neu zu kalibrieren, wie Beat Brechbühl ausführt, Managing Partner bei der Wirtschaftskanzlei Kellerhals Carrard und Vizepräsident der Stiftung. Statt wie bis anhin liberale Geister für ihr Lebenswerk auszuzeichnen, wird der mit stolzen 100’000 Franken dotierte Bonny-Preis für die Freiheit fortan auch an «tatkräftige Menschen, die sich Grosses vornehmen» verliehen.

Vor einem Jahr zeichnete die Stiftung alt Bundesrat Kaspar Villiger aus, 2022 geht der Preis, der heuer zum zehnten Mal vergeben wird, an die drei jungen Gründer der Plattform Liber-thé: an Jérémie Bongiovanni, Nicolas Jutzet und Diego Taboada. Die drei teeliebenden Romands, die zwischen 25 und 27 Jahre alt sind, haben im Mai 2019 die digitale Medienplattform gegründet, auf der sie Texte, Interviews und Podcasts zum Thema Liberalismus publizieren respektive – in Form eines Freiheits-Tee – den interessierten Kreisen einflössen. Oder wie die drei es selbst ausdrücken: «Liber-thé, le média qui infuse la liberté».

In Zukunft wollen die drei Preisträger vor allem Youtube-Videos produzieren, was ihre Anpassungsfähigkeit an den Markt belege. Diese Eigenschaft sowie das Grundkonzept haben die Bonny-Stiftung überzeugt, wie Brechbühl am Donnerstagabend in seiner Laudatio vor über 450 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur im Berner Kursaal festhielt. «Ihre Idee von Freiheit ist ganzheitlich, weil es für sie keine wirtschaftliche Freiheit ohne gesellschaftliche Freiheit gibt und umgekehrt.» Liberalismus sei für sie kein Auslaufmodell, sondern eine moderne politische Philosophie, die den Einzelnen als kleinste Minderheit verteidige und ihm Verantwortung für die menschliche Gemeinschaft übertrage.

Von der HSG über das Liberale Institut zu Avenir Suisse

Bongiovanni schliesst derzeit sein Studium an der HSG ab, und arbeitet für Staatsrechtsprofessor Rainer J. Schweizer an einem Kommentar zur Bundesverfassung, Jutzet studiert ebenfalls an der HSG und ist für das Liberale Institut als Referent für die Westschweiz tätig. Taboada hat sein Studium an der London School of Economics abgeschlossen und ist Mitarbeiter bei der Denkfabrik Avenir Suisse. Ihre mittels Spenden und Förderbeiträge finanzierte Plattform betreiben sie unentgeltlich in ihrer Freizeit, die 100’000 Franken von der Bonny Stiftung sind da sicher willkommen.

Zu den früheren Bonny-Preisträgern gehören nebst alt Bundesrat Villiger etwa der frühere NZZ-Wirtschaftschef Gerhard Schwarz, Marco Solari, der Präsident des Filmfestivals Locarno, Peter Gomez, der frühere HSG-Professor und Präsident der «Freude der FDP» sowie die Unternehmerin Franziska Tschudi.

Beat Brechbühl, Managing Partner bei der Wirtschaftskanzlei Kellerhals Carrard und Vizepräsident der Bonny-Stiftung für die Freiheit.

Beat Brechbühl, Managing Partner bei der Wirtschaftskanzlei Kellerhals Carrard und Vizepräsident der Bonny-Stiftung für die Freiheit.

ZVG