CHINA: «Palace»-Investor Gao Yunfeng bleibt der Zentralschweiz treu

Gao Yunfeng lässt sich von verschärften Kontrollen offenbar nicht beirren: Der chinesische Investor hält auch weiter an seinen Plänen in der Schweiz fest.

Felix Lee, Peking
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Der Investor Yunfeng Gao möchte das Hotel Palace kaufen. (Bild: Roger Gruetter (Neue LZ))

Der Investor Yunfeng Gao möchte das Hotel Palace kaufen. (Bild: Roger Gruetter (Neue LZ))

Unter Chinas Investoren macht sich derzeit Nervosität breit. Noch vor einem Jahr hatte die Führung in Peking chinesische Unternehmen aufgefordert, weltweit zu expandieren. Überall tauchten plötzlich bis dahin weitgehend unbekannte Namen wie HNA, Anbang oder Wanda auf, die im Ausland mit Milliarden auf Einkaufstour waren.

Nun geht Peking dieser Kaufrausch offenbar zu weit. Die chinesische Machtzentrale hat die ihr unterstellte Bankenaufsicht beauftragt, die Kreditvergabe der besagten Firmen zu überprüfen. Seitdem gehen die Aktien von HNA und Wanda auf Talfahrt. Wanda etwa muss vor kurzem erst erworbene Übernahmen sogar schon wieder abstossen.

Ein chinesischer Investor lässt sich von diesen verschärften Kontrollen offenbar nicht beirren: Gao Yunfeng hält auch weiter an seinen Plänen in der Schweiz fest. Rund 100 Millionen Franken steckt er derzeit in den Umbau des Hotels Europäischer Hof in Engelberg, das er mit einem Neubau ergänzt und zu einem neuen Fünfsternehaus erweitern ­möchte. Fast ebenso viel hat sein Gemeinschaftsunternehmen Eberli Sarnen AG in den Kauf und Ausbau eines Hotelkomplexes auf Melchsee-Frutt gesteckt. Und im Dezember 2015 erwarb Gao das Fünfsternehotel Palace in Luzern, in dessen Umbau er Schätzungen zufolge ebenfalls rund 100 Millionen Franken investieren wird. An Eberli ist Gao zu einem Drittel beteiligt. Über eine weitere von ihm gegründete Gesellschaft, Han’s Europe, wickelt er den Umbau des Hotels Europäischer Hof in Engelberg ab. Zusammengenommen ist Gao damit einer der grössten chinesischen Einzelinvestoren in der Schweiz.

Unternehmer in der Laserbranche

Der studierte Flugzeugbauer Gao Yunfeng war erst Lehrer an der Nanjing-Universität für Luft- und Raumfahrt. 1996 gründete er Han’s Laser-Technology. Das Unternehmen mit heute rund 10000 Mitarbeitern in der südchinesischen Industriemetropole Shenzhe hat sich auf die Herstellung von Lasergeräten spezialisiert. Es beliefert auch Apple. Wie so viele reiche Chinesen der letzten zehn Jahre hat er sein Vermögen aber vor allem über Immobiliengeschäfte gemacht. Das US-Wirtschaftsmagazin «Forbes» führte den 50-Jährigen 2015 auf Platz 378 der 400 reichsten Chinesen. Sein Vermögen wurde auf 890 Millionen US-Dollar geschätzt. Seine Investments gelten in China als seriös. Anders als derzeit eine Reihe von Investoren in Fernost ist er in den chinesischen Medien nicht negativ aufgefallen.

In der Schweiz hat Gao eine Reihe von Gesellschaften gegründet, über die er seine Investitionen verwalten lässt. Mit der First Swiss Hotel Collection AG hat er eine Gesellschaft nach Schweizer Aktienrecht ins Leben gerufen, der er als Verwaltungsratspräsident vorsitzt. «Zweck der Gesellschaft ist in erster Linie das Halten der Hotelimmobilie sowie das Betreiben des Hotels Palace», heisst es auf der firmeneigenen Webseite. Die Gesellschaft behält sich vor, weitere Unternehmungen gleicher oder ähnlicher Art zu erwerben. Sein Vizepräsident ist der Luzerner Toni Bucher, der Verwaltungsratspräsident des Immobilienentwicklers Eberli in Sarnen. Gao und seine Familie fühlen sich mit der Schweiz sehr eng verbunden. Es gehe ihm bei den Hotels nicht nur ums Geschäft, er könnte sich die Schweiz auch als neue Heimat für seine Familie vorstellen, hört man.

Felix Lee, Peking