Der Basler Detailhändler Coop bricht im Kampf um tiefe Preise ein Tabu. In Printinseraten kündigt Coop an, sechs der hierzulande umsatzstärksten Magazine aus seinen Kiosk-Regalen zu werfen.
Coop, die zweitgrösste Kioskbetreiberin der Schweiz, stellt die Magazine als «Wechselkurs-Profiteure» an den Pranger, weshalb sie «bis auf Weiteres» nicht mehr in Coop-Geschäften erhältlich sein würden, wie die «Schweiz am Sonntag» berichtet. Betroffen sind der renommierte «Spiegel», die Klatschhefte «Freizeit Revue», «Gala» und «Neue Post», das Modemagazin «Vogue» und das Disney-Comic-Heft «Micky Maus».
Offensichtlich blieben die Preisverhandlungen seit der Aufgabe des Mindestkurses erfolglos. Bei der grössten Kioskkette Valora habe es bisher keine Auslistungen gegeben, sagt Sprecherin Stefania Misteli in der «Schweiz am Sonntag». Über angedachte Massnahmen könne man nichts sagen.
Fakt ist, dass die deutschen Verlage seit Jahren die Schweizer Kunden schröpfen. Beim Micky-Maus-Magazin des Ehapa-Verlags ist der Aufpreis am grössten. Kostet das Comicheft in Deutschland 2.99 Euro, so sind es in der Schweiz 6 Franken – ein Aufpreis von umgerechnet 89 Prozent. Beim «Spiegel» sind es 4.60 Euro gegenüber 7.40 Franken – ein Plus von 53 Prozent.
Erst kürzlich sprach Preisüberwacher Stefan Meierhans in der «Schweiz am Sonntag» von «stark überhöhten» Preisen. Doch sein Zuständigkeitsbereich reicht zu wenig weit ins Ausland, um an der heutigen Situation etwas zu ändern. Da nützten bislang auch seine Gespräche mit den Verlagen zusammen mit dem deutschen Botschafter nicht.
Das Problem liegt im Vertriebssystem. Die Schweizer Kioske arbeiten «in Kommission» und verkaufen die Zeitschriften im Auftrag der Verlage. Somit können sie den vorgegebenen Verkaufspreis nicht ändern.