Einer schlechten Nachricht folgt die nächste: Der Aktienkurs fällt tief, und die Analysten senken ihre Ratings.
(sda/mim) Die Aktien des Luzerner Stahlherstellers Schmolz+Bickenbach (S+B) haben am Dienstag vorerst keinen Halt gefunden. Nach der Gewinnwarnung von vergangener Woche – bereits die zweite im laufenden Jahr – äussern sich Experten noch einmal kritischer zum Unternehmen, das in Luzern den Hauptsitz hat und im Swiss-Steel-Stahlwerk in Emmenbrücke Hunderte Angestellte beschäftigt.
Wie unsere Zeitung Ende August berichtete, gab es bei Swiss Steel dieses Jahr zwei Mal Kurzarbeit. Die NZZ schrieb zudem kürzlich in Bezug auf S+B, dass «je länger die Flaute in der Stahlbranche andauert, desto mehr drängen sich Pläne für einen Stellenabbau grösseren Ausmasses auf». Dazu sagte S+B-Sprecherin Andrea Geile am Dienstag, man sei mit Personalabbaumassnahmen traditionell äusserst zurückhaltend. «Die Fachkräfte, die wir dabei verlieren, können wir in einem kommenden wirtschaftlichen Aufschwung nicht wieder zurückholen. Zudem ist unsere Schweizer Einheit schon sehr schlank aufgestellt, so dass wir bezüglich Personalabbau auch kaum Spielraum haben», sagte sie. Entsprechend wolle man die Krise mit anderen Massnahmen meistern, «wie zum Beispiel weiterer Kurzarbeit falls notwendig, dem Abbau von Ferien- und Gleitzeitkonten und anderen generellen Kostensenkungsmassnahmen», so Geile.
Vor der Gewinnwarnung im Juli notierten die Titel noch bei über 46 Rappen, dieser Wert hat sich mittlerweile in etwa halbiert. Nachdem die Aktie bereits am Montag bei gutem Handelsvolumen deutlich nachgegeben hatte, fiel der Kurs am Dienstagvormittag um knapp vier Prozent auf 21 Rappen.
Der Stahlproduzent hatte am vergangenen Mittwoch die Prognose für den Betriebsgewinn im Gesamtjahr deutlich gesenkt. Die Stahlnachfrage habe sich im dritten Quartal aufgrund der zahlreichen politischen Unsicherheiten und Handelskonflikte noch einmal abgeschwächt.
Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat inzwischen das Kreditrating auf «B-» von zuvor «B» gesenkt. Die Ratingagentur sieht den Stahlproduzenten wegen der hohen Schuldenlast in arger finanzieller Bedrängnis. Sollten sich die Automobil- und die Maschinenindustrie 2020 nicht deutlich erholen - und dies sei nicht das Basisszenario -, sei die Kapitalstruktur nicht mehr nachhaltig, so S&P. Und wenn das Unternehmen in den kommenden Wochen von den Eigentümern oder von den wichtigsten Banken keine Unterstützung erhalte, sei eine weitere Abstufung des Ratings wahrscheinlich.
Die UBS hat gleichzeitig ihre Empfehlung «Buy» für den Titel gestrichen. Die Bank sieht die schlechten Nachrichten mittlerweile zwar eingepreist, sie reduziert aber das Kursziel auf 26 von zuvor 65 Rappen massiv und führt den Titel lediglich noch mit «Neutral». Die vom Stahlproduzenten dringend benötigte Normalisierung der Endmärkte sei ausgeblieben, hiess es dazu bei der UBS.