Negativzinsen
Der Postfinance laufen die Kunden davon

Heute entscheidet die Schweizerische Nationalbank (SNB), ob sie die Zinsen noch weiter senkt. Eine weitere Senkung hätte einschneidende Konsequenzen für die Postfinance, die einen Teil ihres Geldes bei der Nationalbank anlegen muss.

Andreas Schaffner
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Postfinance leidet besonders unter den Negativzinsen (Archiv)

Postfinance leidet besonders unter den Negativzinsen (Archiv)

Keystone

Die Postfinance war eine der Gewinnerinnen in der Finanzkrise. Sie hat ihre Kundengelder seit 2008 mehr als verdoppelt. 4,3 Milliarden Franken an Neugelder konnten allein im 2013 akquiriert werden. Neidisch schauten die Konkurrenten in den letzten Jahren zu, wie immer mehr Geld in das Finanzinstitut mit Staatsgarantie floss.

Doch mit der Einführung von Negativzinsen durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) Ende Januar kehrte die Stimmung: Die Sorge um die Post-Tochter hat zugenommen – sogar unter Konkurrenten in der Bankenwelt. Sie wissen ganz genau, dass die Postfinance anders als eine klassische Bank keine Kredite vergeben darf. Das wurde ihr anlässlich der Verselbstständigung im Sommer 2013 auch verwehrt.

Es blieb der Postfinance nichts anderes übrig, als einen Teil der Gelder bei der Nationalbank zu parkieren. Ende Januar waren es rund 40 Milliarden Franken. Doch das Parkieren bei der SNB ist teuer geworden. Einlagen über einem Freibetrag, der abhängig ist von den gesetzlich geforderten Mindestreserven, müssen zu einem Strafzins von 0,75 Prozent verzinst werden. Bei der Postfinance waren Ende Januar rund 10 Prozent der 40 Milliarden – also zwischen 3 und 4 Milliarden Franken – von Negativzinsen betroffen.

Das Ziel der SNB ist es, damit den Franken zu schwächen, was unter anderem die Schweizer Exportwirtschaft konkurrenzfähiger machen soll. Diese Massnahme, vor allem gegen ausländische Anleger gerichtet, trifft viele Schweizer Geldinstitute – allen voran die Privatbanken, die wie die Postfinance wenige bis gar keine Kredite vergeben. Sie versuchen nun mit zusätzlichen Gebühren, Negativzinsen auf Grosskunden zu überwälzen. Das gleiche haben auch einige grosse Kantonalbanken – so etwa die ZKB – gemacht. Alle senken den Zins auf ihren Sparkonten.

Grössere Kunden springen ab

Nun wird klar, dass die Einführung der Negativzinsen bei der Postfinance Auswirkungen hat. «Wir stellen bei denjenigen Kunden, bei welchen wir eine Guthabengebühr eingeführt haben, grosse Saldoveränderungen fest», sagt Postfinance-Sprecher Johannes Möri gegenüber der «Nordwestschweiz», ohne konkrete Zahlen zu nennen. Die Volatilität in diesem Markt sei ganz klar spürbar. Aktuelle Zahlen über die Belastung mit Negativzinsen seien daher kaum zu geben.

Heute werden im Rahmen der Jahresberichterstattung die Zahlen für das Jahr 2014 bekannt gegeben. Doch sie spiegeln die Ereignisse der letzten Monate kaum wider. Gleichzeitig mit der Berichterstattung der Post kommuniziert auch die SNB ihren Zinsentscheid. Auch davon hängt ab, ob sich die Situation der Postfinance in diesem Jahr sogar noch verschärft.

Gut möglich, dass nun der politische Druck zunimmt, dass die Post-Tochter Kredite vergeben darf. Ob das sinnvoll ist in einer Zeit, in der die Immobilienpreise nicht mehr das Wachstum versprechen wie in der Vergangenheit, sei dahingestellt. Eine weitere Möglichkeit, das Geld der Postfinance anzulegen, bieten einzelne Banken an, die noch unter der SNB-Schwelle sind. Doch auch die warten ab, ob die SNB heute die Konditionen verschärft.