Die Schweizer Warenhauskette testet eine Kooperation mit dem französischen Sporthändler. Wie andere Beispiele zeigen, könnte daraus mehr entstehen. Zudem haben vermehrt französische Manager bei Manor das Sagen.
Manor-Chef Jérôme Gilg bleibt seiner Strategie treu: Der Schweiz-Franzose, der die grösste Schweizer Warenhauskette seit 2019 führt, lagert vermehrt Teile seines Sortiments aus. Neuerdings verkauft Manor Trekking-Hosen, Shirts, Schuhe und Wanderstöcke des französischen Sporthändler Decathlon.
Sprecher Andreas Richter bestätigt entsprechende Informationen von CH Media. Es handle sich dabei um einen Test in zehn ausgewählten Manor-Warenhäusern, darunter jene in Aarau, Basel, Chur, Genf, Lausanne und Sargans. Die Produkte sind Eigenmarken von Decathlon für das «Outdoor»-Segment.
Ziel während der Testphase sei es, «die Performance von Decathlon-Produkten gegenüber anderen Sortimenten zu testen». Heisst: Manor will herausfinden, ob die oft günstigen Decathlon-Artikel erfolgreicher sind als das bisherige Sortiment. Zu letzterem gehören pikanterweise auch Manor-Eigenmarken. Die Partnerschaft mit Decathlon kommt nicht von ungefähr. 2018 hat das Familienunternehmen Maus Frères, zu dem auch Manor gehört, seine 23 Athleticum-Filialen an den französischen Konzern verkauft.
Decathlon ist ein Handelsriese mit einem jährlichen Umsatz von rund 13 Milliarden Franken, 1600 Filialen und knapp 100'000 Angestellten. Seit 2017 ist der Konzern daran, in der Schweiz zu expandieren und Boden gut zu machen gegenüber Konkurrenten wie der Migros-Tochter SportXX oder Ochsner Sport, der zur deutschen Deichmann-Gruppe gehört. Im Mai gab Decathlon, das sich als «Ikea des Sports» sieht, bekannt, in der Schweiz 200 neue Stellen schaffen zu wollen.
Eine Ausweitung des Tests auf weitere Standorte sei derzeit nicht geplant, sagt Manor-Sprecher Richter. Doch es ist klar, dass dies zum Thema würde, sollte der Test erfolgreich verlaufen. Ein solches Vorgehen passt zur Methode von Manor-Chef Gilg: So hat er erst kürzlich eine grosse Partnerschaft mit dem französischen CD-, Computerspiel- und Buchverkäufer Fnac angekündigt - nach einer längeren Testphase.
In 27 Manor-Häusern wird schon bald ein so genannter Shop-in-Shop stehen. Dabei bezahlt Fnac eine Miete für eine Fläche bis zu 1000 Quadratmeter, welche die Kette mit dem eigenen Sortiment bewirtschaftet.
Zudem sicherte sich Manor vor einigen Jahren, noch bevor Gilg CEO wurde, die exklusive Partnerschaft für den Shop-in-Shop-Betrieb von Sephora. Die erfolgreiche Make-up-Marke gehört zum französischen Luxusgüter-Konzern LVMH. Auch den eigenen Online-Shop baut Gilg zu einem Marktplatz um, auf dem andere Händler ihre Waren verkaufen können.
Der Vorteil dieser Shop-in-Shop-Strategie ist, dass Manor einen Teil der Verantwortung an Spezialisten auf ihrem Gebiet abgeben und neue Marken an Land ziehen kann. Dafür sichert sich der Händler fixe Mieteinkommen für die Warenhäuser an oftmals teuren Standorten. Hingegen gibt der Händler damit einen Teil seiner Unabhängigkeit bei der Sortimentsgestaltung ab.
Zufall oder nicht: Bei allen drei Fällen handelt es sich um Kooperationen mit französischen Firmen. Intern ist diese Tatsache ein Thema, wie CH Media weiss. Denn seit Anfang Jahr führt der Franzose Thierry Guibert die Manor-Inhabergruppe Maus Frères mit Sitz in Genf. Zuvor war er für die Modemarke Lacoste zuständig, die ebenfalls zum Konzern gehört.
Erst kürzlich ernannte Guibert zudem den Landesgenossen Alexandre Nodale zu seinem Stellvertreter. Von 2012 bis 2015 amtete dieser schon einmal als Guiberts Nummer 2, als er Chef der französischen Möbelkette Conforama war. Manor-Chef Jérôme Gilg hat nebst dem Schweizer auch einen französischen Pass.