Der französische Industriekonzern will in Baden und Birr bis zu 750 Stellen streichen. Der neue Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann, der sich in der Vergangenheit für den Werkplatz eingesetzt hat, müse aktiv werden.
«Die Schweiz muss überproportional bluten», sagte gestern Stefan Studer, Geschäftsführer von Angestellte Schweiz, der stärksten Arbeitnehmerorganisation in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM). Es habe zwar bereits im Vorfeld Gerüchte über einen Stellenabbau gegeben, «doch die Zahl der Entlassungen ist viel höher, als wir erwartet haben». Studer vermutet, dass es dem Konzern in der Schweiz wegen des «liberalen Kündigungsrechts» relativ leicht falle, massiv Stellen abzubauen.
Unklarheit über Ankündigung
Auch über die Art und Weise, wie die Alstom-Mitarbeitenden informiert wurden, ist Studer empört: «Die Mitarbeitenden haben davon aus den Medien erfahren.» Das sagen auch die Gewerkschaft Unia sowie Alstom-Angestellte selber (vergleiche Text unten). Alstom-Sprecher Daniel Schmid sagt hingegen, der Konzern habe die Mitarbeitenden gestern Nachmittag informiert.
Gemäss gut informierten Quellen könnte genau dieser Punkt noch entscheidend werden: Falls Alstom die Mitarbeiter tatsächlich nicht vorab über den Stellenabbau informiert hat, könnte der europäische Betriebsrat des Konzerns auf Vertragsbruch klagen. Die Folge davon: Der Stellenabbau würde vor Gericht landen, ein definitiver Entscheid über Entlassungen wäre zeitlich in weiter Ferne.
Hoffen auf Schneider-Ammann
Zum jetzigen Zeitpunkt wollen die Gewerkschaften jedoch in Verhandlungen treten mit der Geschäftsleitung. Das Ziel: möglichst wenig Kündigungen, ein griffiger Sozialplan sowie ein sozialverträglicher Abbau. Studer: «Wir haben uns bis jetzt immer gefunden.» Nicht zuletzt ruhen die Hoffnungen auf Johann Schneider-Ammann, dem neuen Volkswirtschaftsminister. «Er soll sich für den Werkplatz Schweiz einsetzen und das Schweizer Recht an europäische Mitwirkungsverfahren anpassen», fordert Studer.