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Wirtschaft
Es geht um Psychologie, aber auch um konkrete Umsatzeinbussen bei Unternehmen: Die Ausbreitung des Corona-Virus verunsichert Anleger rund um den Globus. Die grosse Frage: Zeigen die Börsen gerade eine Überreaktion - oder kommt das Schlimmste erst noch?
Die Gesundheitsbehörden von Peking über Rom bis Bern versuchen zu beruhigen. Obwohl sich das Corona-Virus immer weiter ausbreitet, teilte heute der Direktor der Weltgesundheitsorganisation mit: «Es besteht kein Grund zur Panik.» Die Behörden betonen unentwegt, die Erkrankung sei nicht viel schlimmer als eine normale Grippe.
Das ist die eine Realität. Die andere: An den Börsen wurden in den vergangenen Tagen Billionen von Franken vernichtet, weil die Anleger fürchten, das Virus werde die Wirtschaft stark treffen. An den letzten vier Handelstagen sind die grossen Aktienmärkte, je nach Land, um 7 bis 10 Prozent gesunken; heute Mittwoch zeigte sich erstmals wieder eine gewisse Stabilisierung. Trotzdem: Die «Financial Times» vergleicht das Tempo des Rückgangs bereits mit den Anfängen der Finanzkrise 2008/2009.
Haben die Märkte überreagiert? Kann sein. Oder hat Star-Ökonom Nouriel Roubini recht? Der sagt zu den Kursrückgängen: «Das Schlimmste kommt noch.» Kann sein.
Offensichtlich ist, dass das Börsenbeben nicht nur psychologische, sondern auch realwirtschaftliche Ursachen hat. Touristen und Geschäftsreisende sagen Flüge ab, Handys aus chinesischer Produktion werden nicht mehr geliefert, auch die Schmuck- und Uhrenindustrie spürt einen sofortigen Rückgang.
Die Wahrscheinlichkeit für eine globale Rezession ist immer noch tief, aber sie steigt seit ein paar Tagen deutlich an. Diese Unsicherheit wiederum führt dazu, dass Unternehmen Investitionen vorerst aufschieben.
Schon morgen könnten die Märkte aus diesem Teufelskreis ausbrechen. Oder das Gegenteil könnte geschehen! Seriöse Prognosen sind zurzeit unmöglich. Eines aber gilt es zu beachten: Die Börsen hatten noch vor einer Woche ein historisches Höchst erklommen. Der Swiss Market Index ist nun wieder etwa da, wo er vor drei Monaten lag. Und rund 10 Prozent höher als vor einem Jahr. Von einem Crash zu sprechen, ist verfehlt. Im Moment.