Sag mir, wo du wohnst, und ich sage dir, wie viel du verdienst: Die neueste Statistik der Eidgenössischen Steuerverwaltung liefert spannende Ergebnisse.
Daniel Ballmer
«Vielleicht ist unser guter Wein ein Grund hierherzuziehen», scherzt Peter Burch. Der Gemeindepräsident von Biel-Benken hat gut lachen. Seine Gemeinde zählt zu den Baselbieter Kommunen mit den höchsten Einkommen. 79093 verdient der Biel-Benkemer im Durchschnitt. Übertroffen wird dies nur noch von Bottmingen, wo das reine Äquivalenzeinkommen im Mittelwert 79425 Franken aufweist. «Hier wohnen einige sehr gute Steuerzahler», kommentiert Gemeindepräsidentin Anne Merkofer. Es folgen auf den Rängen 3 bis 5 die Gemeinden Pfeffingen, Binningen und Arlesheim.
Zum zweiten Mal nach 2003 hat die Eidgenössische Steuerverwaltung die Einkommen nach Gemeinden aufgeschlüsselt. Grundlage war dieses Mal das Jahr 2006. Für den Raum Basel ergibt sich dabei ein ähnliches Bild wie in anderen Agglomerationen. In den grossen Städten wie Basel haben die Menschen zwar durchschnittlich ein gutes Einkommen, die Reichen aber wohnen in den umliegenden Gemeinden. Für den Baselbieter Steuerverwalter ist dies keine Überraschung: «Schliesslich konzentriert sich auch das Steuersubstrat im Speckgürtel», sagt Peter Nefzger. «Für uns spielt es aber natürlich keine Rolle, wo im Kanton jemand seine Steuern zahlt.»
Auch die Bottmingerin Merkofer und der Biel-Benkemer Burch sind von der guten Rangierung wenig überrascht: «Ein Grund ist sicher die Nähe zur Stadt, die attraktiven Wohnlagen in der Agglomeration.» Auch sind die Steuern im Bezirk Arlesheim meist tiefer als im Rest des Kantons, was Besserverdienende zusätzlich anlockt. Zum Gesamtpaket hinzu kämen eine gute Infrastruktur und Dienstleistungen wie Tagesschulen, ergänzt Merkofer. Entsprechend würden in Bottmingen viele Villen und luxuriöse Eigentumswohnungen gebaut. «Wer dort einzieht, nagt nicht am Hungertuch.» Kehrseite der Medaille: In Bottmingen sind kaum mehr günstige Wohnungen zu finden. «Hier suchen wir nach Lösungen», sagt Merkofer, «denn wir wollen vermehrt auch wieder junge Familien anlocken.» Dennoch seien gute Steuerzahler natürlich in allen Gemeinden gerne gesehen, versichert Amtskollege Burch. «Das lässt sich aber kaum steuern.»
Ein Lied davon singen können gerade Gemeinden in den Randgebieten. Doch es gibt eine Ausnahme: Nusshof. Die gerade mal 101 statistisch erfassten Steuerpflichtigen erreichten hier im 2006 ein durchschnittliches Einkommen von 78386 Franken. Das bedeutet eine Zunahme von 8,47 Prozent im Vergleich zum 2003. Ganz so einfach kann Gemeindepräsident Paul Richener das Geheimnis des Erfolgs auch nicht erklären: «Aber mit 55 Prozent haben wir sicher einen vergleichsweise interessanten Steuerfuss.» Auch sei Nusshof mit dem nahen Autobahnanschluss gut gelegen. Weiter hat die Gemeinde zusätzliches Bauland erschlossen, um Leute anzulocken. «Das Bauland ist bei uns günstig», wirbt Richener. «Viel mehr können wir gar nicht machen. Als Gemeinde hat man nur wenig Spielraum.»
Und die Gemeinden am Schluss der Rangliste?Hier rangieren Oberbaselbieter Dörfer wie Oltingen mit einem durchschnittlichen Einkommen von 43615 Franken, Langenbruck (45 503 Franken) oder Rothenfluh (45660 Franken). Das entspricht einem jährlichen Äquivalenzeinkommen von über 30000 Franken weniger als in den SpitzenGemeinden. Dies ist auch Christoph Gerber bewusst. «Wir haben hier eine eher ländliche Bevölkerung.
Der Durchschnitts-Oltinger ist Normalverdiener», erklärt der Gemeindepräsident von Oltingen. Als wichtigsten Grund für das häufige Ausbleiben von Grossverdienern sieht er die hohen Steuersätze im Oberbaselbiet. «Für Besserverdienende ist das natürlich nicht gerade attraktiv. Bei ihnen schenkt das ein.» Steuersenkungen aber seien in den meisten Gemeinden kein Thema. Infrastrukturen und andere Ausgaben müssten ja trotzdem getätigt werden. «Gretchenfrage: Wie ist aus diesem Teufelskreis auszubrechen?», fragt sich nicht nur Gerber. «Es müsste einfach mal ein mehrfacher Milliardär nach Oltingen ziehen. Einer würde uns schon reichen.»