Zwischen dem Neuenburger- und Genfersee ballen sich immer mehr Produktionsbetriebe: Der US-Pharmakonzerns Celgene ist nicht der einzige ausländische Konzern, der die Region entdeckt hat.
Die 5800-Seelen-Gemeinde Boudry liegt etwas unscheinbar am Neuenburgersee rund 15 Autominuten von der Kantonshauptstadt entfernt. Buchstäblich auf der grünen Wiese befindet sich am Rand des Dorfs der europäische Hauptsitz des US-Pharmakonzerns Celgene mit rund 600 Mitarbeitern.
Ein geschwungener Glasbau fügt sich relativ massvoll in die Landschaft. An einem der Enden des Gebäudekomplexes befindet sich die Produktion. Dort stellen rund 100 Mitarbeiter zwischen 80 und 85 Prozent aller Medikamente, die Celgene weltweit vertreibt. Der Rest sind Büroarbeitsplätze.
Celgene ist nicht der einzige ausländische Pharmakonzern, der die Region zwischen Genfer- und Neuenburgersee entdeckt hat. Die irische Shire beschäftigt in Neuenburg selber 600 Mitarbeiter, bei der belgischen UCB im freiburgischen Bulle sind es 400. Letztere Firma produziert biotechnologisch hergestellte Medikamente gegen Autoimmunkrankheiten wie rheumatoide Arthritis oder Morbus Crohn. Auch bei Shire handelt es sich um Biotech-Präparate. Hier sind es vorwiegend Arzneimittel gegen die Bluterkrankheit (Hämophilie).
Sowohl UCB als auch Celgene haben in der Schweiz auf der grünen Wiese gebaut. «Die Schweiz ist in Europa vermutlich der grösste Standort von Pharmafirmen», sagt Tuomo Pätsi, Verantwortlicher für Onkologie und Hämatologie. «Entsprechend finden wir hier die nötigen Fachkräfte, auch dank der vielen Universitäten und Fachhochschulen, die junge Menschen ausbilden.»
Celgene finde hier aber nicht nur Fachkräfte für die Produktion, sondern auch Mitarbeiter, die in der klinischen Entwicklung neuer Medikamente tätig seien, sagt der Finne weiter. «Daneben verfügt die Schweiz aber auch über Talente für Konzernfunktionen im Finanzbereich, Personal oder in der Administration.»
Neben dem Hauptsitz in New Jersey in den USA ist Boudry der wichtigste Standort für Celgene. «Es geht hier aber nicht um die Massenproduktion von Arzneimitteln. Unsere Wirkstoffe sind sehr zielgerichtet, weshalb auch die Mengen viel kleiner sind», sagt Pätsi. Wichtig für die Standortwahl sei ein entsprechendes Grundstück gewesen, das auch genügend Reserven für den Ausbau bietet. Das habe man in Boudry gefunden.
Über mögliche steuerliche Vorteile spricht Pätsi nicht gerne. Man könne jedoch davon ausgehen, dass mögliche steuerliche Vorteile, die der Kanton Neuenburg geboten habe, eine Rolle spielten.