DIERIKON: Komax platzt aus allen Nähten – und baut aus

Das Technologieunternehmen blickt auf ein wachstumsstarkes Jahr zurück. Im Sommer sollen die Bauarbeiten am Neubau in Dierikon beginnen.

Maurizio Minetti
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Die Produktionsstätte der Komax in Dierikon. Bild: Corinne Glanzmann (26. Januar 2016)

Die Produktionsstätte der Komax in Dierikon. Bild: Corinne Glanzmann (26. Januar 2016)

Maurizio Minetti

maurizio.minetti@luzernerzeitung.ch

Die Anekdote geht so: An einer Messe stellt das Dieriker Technologieunternehmen Komax seine Kabelverarbeitungsmaschinen aus. Nebenan hat eine chinesische Firma ihren Stand platziert. Die Maschine aus China hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit jener von Komax. Der Vertreter der chinesischen Firma geht rüber zu Komax und fragt, ob man ihm denn helfen könne bei einem Problem – die Maschine sei ja gleich. Der Hersteller aus China ist nicht etwa ein lizenzierter Wiederverkäufer der Schweizer Maschinen. Es handelt sich vielmehr um eine der vielen Nachahmerfirmen, die Komax und anderen westlichen Traditionsunternehmen das Leben schwermachen.

Ob sich die Geschichte tatsächlich so abgespielt hat, weiss Komax-CEO Matijas Meyer nicht. Sie sei aber durchaus plausibel, sagte er gestern im Gespräch am Rande der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Es sei ein Fakt, dass Firmen aus China Maschinen von Komax, aber auch von anderen Herstellern zum Teil schamlos kopierten. Meyer sprach von einem «Eldorado» für Trittbrettfahrer.

Bis zu 700 Angestellte in Dierikon

Für Firmen aus der Schweiz, die sich ihre Forschung und Entwicklung teuer erkaufen müssen, gibt es vor diesem Hintergrund nur eins: weiter innovativ bleiben und investieren. Das macht Komax auch. Bekanntlich soll in Dierikon für einen hohen zweistelligen Millionenbetrag ein neuer Produktionsstandort entstehen. Der Spatenstich sei für diesen Sommer geplant, sagte Meyer. Einsprachen gebe es bisher nicht. Ziel ist, dass Komax bis 2019 die beiden Standorte in Rotkreuz und Küssnacht auflöst und dann 600 bis 700 Personen in Dierikon ansiedelt. Damit würden doppelt so viele Leute in Dierikon arbeiten wie heute.

Zu früh kommt der Ausbau nicht, denn Komax platzt derzeit aus allen Nähten. Der gute Bestellungseingang (siehe Box) dürfte anhalten. «Nach den ersten beiden Monaten dieses Jahres gehen wir davon aus, dass die Dynamik in der Automobilindustrie hoch bleibt und weiterhin ein grosser Bedarf an Automatisierungslösungen für die Kabelverarbeitung besteht», teilte Komax gestern mit. Um allerdings nachzuschieben: «Dies unter der Voraussetzung, dass die politischen und weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen stabil bleiben.»

Für Komax ist die Aussage zur Politik nicht nur eine Floskel, denn mit dem neuen Produktionsstandort in Mexiko steht die Luzerner Firma im Visier von US-Präsident Donald Trump, der Unternehmen unter Drohung hoher Strafzölle dazu zwingen will, ihre Produktion von Mexiko in die USA zu verlagern. Trumps Drohungen richteten sich seit seinem Amtsantritt Anfang Jahr vor allem gegen Autohersteller. Komax macht den allergrössten Teil ihres Umsatzes mit Firmen, die für Autohersteller Kabel verbauen.

Komax-Chef Matijas Meyer liess gestern durchblicken, auch bei einer allfälligen Verlagerung der mexikanischen Produktion nach Amerika profitieren zu können: «Unsere Kunden müssten in den USA neue Kapazitäten aufbauen und würden so neue Maschinen brauchen.» Zudem seien die Löhne in den USA ja höher als in Mexiko, also müsste ein potenzieller Komax-Kunde in den USA den Automatisierungsgrad erhöhen – und entsprechend in Maschinen investieren. Solche Gedankenspiele sind aber rein hypothetisch: Pläne, den neuen Standort in Mexiko bereits wieder aufzugeben, hat Komax nicht.

Nach dem Verkauf der Medtech-Sparte und dem bereits erfolgten Abschied von der Solarbranche konzentriert sich Komax nunmehr voll und ganz auf die Produktion von Maschinen für die Kabelverarbeitung. Jedoch möchte Komax die Abhängigkeit von der Autobranche reduzieren und künftig stärker in den Sektoren Industrie, Telekom oder Luftfahrt wachsen. CEO Matijas Meyer betonte aber, dass die Wachstumsmöglichkeiten in der Automobilindustrie aufgrund der immer grösser werdenden Menge an zu verarbeitenden Kabeln weiterhin gross seien: «Das Nervensystem eines Fahrzeugs wird immer komplexer», sagte er vor allem in Anspielung auf die Entwicklung autonomer Fahrzeuge.