Digital Economic Forum im KKL Luzern: «Nervt Sie die Digitalisierung nicht auch?»

Erstmals fand am Dienstag in Luzern das Digital Economic Forum statt. Die Teilnehmer blieben weitgehend zahm – mit einer Ausnahme.

Gregory Remez
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Nahmen am Podium im KKL Luzern teil (von links): Entrepreneur Ariel Lüdi, Brack-Gründer Roland Brack, Luzerner FDP-Ständerat Damian Müller, Forschungsleiter Digital Business Engineering an der HSLU, Clemente Minonne, Stöckli-CEO Marc Gläser und Moderatorin Katja Stauber. (Bild: Pius Amrein, 13. August 2019)

Nahmen am Podium im KKL Luzern teil (von links): Entrepreneur Ariel Lüdi, Brack-Gründer Roland Brack, Luzerner FDP-Ständerat Damian Müller, Forschungsleiter Digital Business Engineering an der HSLU, Clemente Minonne, Stöckli-CEO Marc Gläser und Moderatorin Katja Stauber. (Bild: Pius Amrein, 13. August 2019)

Geradezu vernichtend waren die ersten Reaktionen ausgefallen, nachdem die Stadt Luzern zu Beginn des Jahres ihre Digitalstrategie vorgestellt hatte. Es fehle an konkreten Ideen und Massnahmen, lautete einer der zahlreichen Vorwürfe. Weiter fehle es am Dialog zwischen der Politik und der Wirtschaft, vor allem im Bereich der «Smart City», der «vernetzten Stadt», in der die Abläufe des öffentlichen Lebens mit intelligenter Technik optimiert werden.

«Ich wundere mich, dass wir im Jahr 2019 noch derartige Podien brauchen»: Ariel Lüdi, Entrepreneur und Investor

Letzterer Vorwurf scheint gar bis nach Zürich durchgedrungen zu sein. Denn nachdem dort im Mai bereits die fünfte Auflage des sogenannten Digital Economic Forums (DEF) stattgefunden hatte, entschieden sich die Verantwortlichen, die Veranstaltung heuer erstmals auch in Luzern auszutragen. Am ersten DEF Zentralschweiz sollten «Experten aus Wissenschaft, Industrie und Handel sowie Politik über die Herausforderungen der Digitalisierung diskutieren», schrieben die Veranstalter in der Vorankündigung. Und so trafen sich am Dienstag Stöckli-CEO Marc Gläser, Brack-Gründer Roland Brack, HSLU-Forscher Clemente Minonne, Entrepreneur Ariel Lüdi sowie der Luzerner FDP-Ständerat Damian Müller im KKL Luzern zu einem Digitalisierungspodium.

Kritische Fragen gekonnt umschifft

Es war der erwartet kurzweilige, insgesamt jedoch zahme Abend mit den gängigen Buzzwords. Angeregt sprachen die Teilnehmer während ihrer 20-minütigen Präsentationen jeweils über die «Industrie 4.0», die «Digitalisierung als Chance und Risiko», über «Big Data» und den «Datenschutz» sowie über «Kryptowährungen» und «Blockchain». Kritische Rückfragen von der Moderatorin des Abends, der ehemaligen «Tagesschau»-Sprecherin Katja Stauber, wurden in der anschliessenden Podiumsdiskussion gekonnt umschifft.

So entgegnete etwa Roland Brack auf den Vorwurf, dass der Online- und Versandhandel aus ökologischer Sicht durchaus angreifbar sei, lediglich: «Wir haben den Onlinehandel ja nicht erfunden. Wir bedienen lediglich ein Konsumentenbedürfnis, das bereits da war.» Stauber sprach denn auch zum Abschied von einer engagierten, aber sehr diplomatischen Runde.

Einzig Ariel Lüdi, der sich einst mit dem Verkauf der E-Commerce-Firma Hybris an den Softwaregiganten SAP zum Millionär gemacht hatte und ­heute von der ehemaligen Hammerschmiede in Cham aus als ­Investor und Unterstützer von Software-Start-ups fungiert, vermochte das Publikum zu animieren. So fragte der gebürtige Aargauer gleich zu Beginn seiner Präsentation: «Nervt Sie die Digitalisierung nicht auch ein bisschen?» Um dann in provokantem Ton weiterzufahren: «Ich verstehe gar nicht, wieso wir hier darüber sprechen. Ich bin nun seit 30 Jahren in der Softwarebranche tätig, ein Profidigitalisierer quasi, und manchmal wundere ich mich, dass wir im Jahr 2019 noch Digitalisierungspodien brauchen. Wir machen ja auch keine Elektrizitätspodien, wo wir über die Chancen und Risiken der Elektrizität diskutieren.» Mit solchen Spitzen vermochte Lüdi die rund 70 Zuschauer im KKL immer wieder zu amüsieren.

Ob jedoch seine Anregung, dass nämlich gerade Unternehmer aus der Zentralschweiz ihre Zusammenarbeit sowohl untereinander als auch mit den Behörden intensivieren sollten, gehört oder wie so vieles im aktuellen Digitalisierungsdiskurs verhallen wird, wird sich weisen.