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Die Zuverlässigkeit und der Fahrkomfort des neuen Doppelstockzugs habe markant gesteigert werden können, sagt der kanadische Hersteller. Dennoch sind erst 13 der bislang 25 gelieferten Züge unterwegs.
Bombardier geht in die Offensive. Der kanadische Hersteller hat an einer Medienkonferenz über die Verbesserung an seinem neuen Doppelstockzug informiert. Der FV Dosto sorgte mit Ausfällen und Verspätungen für Ärger bei den Pendlern und erhielt bald den Übernamen «Pannenzug».
Er sei sich bewusst, dass der Zug ein emotionales Thema sei. Sowohl die SBB als auch Bombardier hätten Lehrgeld bezahlt, sagte Stéphane Wettstein, Geschäftsführer von Bombardier Schweiz. Doch nun habe der Fernverkehrszug deutliche und messbare Fortschritte gemacht.
Eine wichtige Kennzahl für Bombardier und die SBB ist die zurückgelegte Distanz zwischen zwei Pannen. Diese sei über die letzten zehn Monate um den Faktor 7 auf rund 6900 Kilometer gestiegen, sagt Wettstein. Im Umkehrschluss heisst das aber auch, dass der Zug zu Beginn nach knapp 1000 Kilometer eine Panne hatte. Das ist ungefähr fünfmal die zurückgelegte Strecke zwischen Basel und Chur, wo der Zug unter anderem im Einsatz ist.
Zu den zahlreichen ergriffenen Massnahmen gehören etwa der Austausch der Türsensoren und die Optimierung der entsprechenden Software. Gerade zu Beginn des Jahres kam es immer wieder zu Türstörungen, weshalb die neuen Züge im Bahnhof stehen blieben.
Ein weiterer kritischer Punkt sind die starken Erschütterungen und Vibrationen, die vor allem im oberen Stock zu spüren sind. Auch hier habe eine angepasste Software für deutliche Verbesserungen gesorgt. Die zuvor spürbaren Schwingungen hätten damit um bis zu 75 Prozent reduziert werden können, sagte Wettstein.
Als Techniker sei ihm bewusst, dass beim Empfinden des Fahrtkomforts auch Gefühle im Spiel seien, sagte Wettstein. «Ein kleiner Tipp für alle, die immer noch unzufrieden sind: Nutzen Sie das Unterdeck. Das ist stabiler.»
Erstaunlich sind die hohen Pünktlichkeitswerte, die Bombardier für die beiden letzten Monate ausweist. Im September hatten 98 Prozent der Züge nie mehr als eine Verspätung von drei Minuten, im Oktober gar 99 Prozent. Dabei sind Betriebsstörungen, die keinen direkten Zusammenhang mit dem Dosto haben, nicht eingerechnet. Doch auch wenn dies berücksichtigt wird, sind die Pünktlichkeitswerte noch immer fast ähnlich.
Auf diese fast unglaublichen Werte angesprochen, sagte Wettstein, man müsse zwischen den Fakten unterscheiden und dem, «was man halt so glaubt». Bombardier und die SBB würden täglich die Pünktlichkeit messen. Angesichts der rund 1800 Fahrten, welche die SBB mit dem Dosto pro Monat zurücklegten, sei in den beiden vergangenen Monaten im Schnitt lediglich in 30 Fällen eine Verspätung von mehr als drei Minuten aufgetreten.
Bombardier hat inzwischen 25 der 62 bestellten Züge an die SBB ausgeliefert. Im Einsatz sind derzeit jedoch lediglich 13. Die restlichen Fahrzeuge würden als technische Reserve, für Tests oder für Schulungen verwendet oder gewartet, sagen die SBB dazu.
Offenbar ist das Vertrauen der SBB in den neuen Zug noch immer nicht so gross, wenn nur gut die Hälfte der ausgelieferten Züge auch tatsächlich auf den Schienen unterwegs ist.
Unklar ist weiterhin, wann der neue Doppelstockzug auf der Strecke zwischen Genf und St. Gallen zum Einsatz kommt. Eine wichtige Voraussetzung sei, dass der Zug im Schnitt rund 8000 Kilometer ohne Panne fahren kann. Dies werde Bombardier voraussichtlich im Frühjahr stabil erreichen, sagte Wettstein.
Die SBB wollen keine Prognose wagen. Auf dieser Strecke werde der neue Zug dann eingesetzt, wenn genügend betriebstaugliche Fahrzeuge zur Verfügung stünden, sagt ein Sprecher. «Einen Termin können wir heute nicht nennen»