Eigenkapitalrenditen: Schweizer Grossbanken im Hintertreffen

Das ungenügende Rentabilitätsniveau nagt weiter an der Substanz von Europas Banken. Weiter Effizienzmassnahmen scheinen unausweichlich. Doch erst die Erschliessung neuer Geschäftsfelder verspricht langfristige Perspektiven.

Daniel Zulauf
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Credit Suisse CS Filiale am Paradeplatz Zürich. (Bild: Philipp Schmidli)

Credit Suisse CS Filiale am Paradeplatz Zürich. (Bild: Philipp Schmidli)

Nach drei verlustreichen Jahren scheint der Umbau bei der Credit Suisse Früchte zu tragen. Die Finanzanalysten trauen der Grossbank im laufenden Jahr einen Gewinn von rund 2,5 Milliarden Franken zu. Doch abgeschlossen ist die Arbeit damit noch lange nicht. Das eingesetzte Eigenkapital der Bank wird bei diesem Gewinn gerade mal mit 5,8 Prozent verzinst. Zum Vergleich: die Eigenkapitalrendite der 50 grössten Banken Europas lag 2017 mit 7,1 Prozent deutlich höher, wie das Beratungsunternehmen zeb in einer Studie zeigt. Aber selbst dies ist im Urteil der Berater zu wenig. Das eingesetzte Kapital erzeugt durchschnittliche Kosten von 10 Prozent. Diese Schwelle erreicht auch die UBS laut Analysten nur knapp. Und die Situation von Europas Top-Banken ist eigentlich noch trüber.

Erfolgchancen durch Vereinfachung

Zwar hat sich das Rentabilitätsniveau in den letzten fünf Jahren deutlich erhöht (siehe Grafik). Doch die Erholung sei durch tiefere Kosten für Rechtsstreitigkeiten und andere Sondereffekte zustande gekommen, schreiben die zeb-Autoren. Deshalb sehen auch die Prognosen wenig vielversprechend aus. In einer Modellrechnung würde die Eigenkapitalrendite der untersuchten Banken bis 2022 wieder auf ungenügende 4,2 Prozent zurückfallen. Soweit werde es aber nicht kommen, glaubt Peter Rek, geschäftsführender Partner von zeb. «Die Banken wissen, dass sie etwas unternehmen müssen. Die Signale des Kapitalmarktes sind deutlich genug», sagt er. «Die grössten Erfolgsaussichten haben die Banken, denen es gelingt ein wahres Alleinstellungsmerkmal herauszuarbeiten und alles andere zu vereinfachen und zu standardisieren», heisst es in der Studie.

Anstrengungen in dieser Richtung gibt es auch bei den Schweizer Grossbanken. «Der Margendruck in der Bankbranche macht kostengünstigere, effizientere Leistungen und Angebote nötig», sagt der Luzerner Harald Egger, der als Indienchef der UBS seit Anfang Jahr in Mumbai lebt und von dort auch das «Group Sourcing» verantwortet. In der Schweiz sorgten Egger und die UBS mit der Verlagerung von über 1000 Verwaltungsfunktionen an kostengünstigere Standorte wie Schaffhausen, Biel und Mano für Aufsehen. Standardisierte Prozesse seien, gemäss Egger, Voraussetzung für das gute Gelingen solcher Verschiebungen. Dasselbe gelte für Strategien mit Drittfirmen (Vendoren). 2017 waren weltweit 26000 Leute, vorwiegend in Indien (11000), als externe Mitarbeiter für die UBS tätig. Jüngst hat die Grossbank aber viele davon direkt angestellt. Dies mit der Absicht neue Dienstleistungen zu entwickeln, die die Bank dereinst von der Konkurrenz abheben sollen. Dazu gehören auch robotergestützte Beratungsleistungen. «Die UBS braucht immer mehr optimierte technische Prozesse. Daraus ergibt sich ein stark wachsender Bedarf an Softwareingenieuren», erklärt Egger das Engagement in Indien. Nach Jahren des Kostenabbaus scheinen diese Möglichkeiten langsam ausgereizt zu sein.