Finanzmarkt
Ein Börsenjahr für Anfänger: Fast überall gab es etwas zu verdienen

Im ausklingenden Jahr gab es für Börsenanleger fast überall etwas zu verdienen. Am meisten glänzten die Aktien kleiner Unternehmen – sowohl in der Schweiz als auch im Ausland.

Daniel Zulauf
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Im ausklingenden Jahr gab es für Börsenanleger fast überall etwas zu verdienen.

Im ausklingenden Jahr gab es für Börsenanleger fast überall etwas zu verdienen.

2017 war ein hervorragender Jahrgang für Finanzmarktinvestoren. Es war eines dieser seltenen Jahre, in denen die Anleger fast schon grobfahrlässig vorgehen mussten, um ihr Vermögen auch nur ein bisschen zu schmälern. Möglich gewesen wäre dieses Kunststück zum Beispiel mit einer Geldmarktanlage in Dollar. Diese wirft zwar eine Verzinsung von rund 1 Prozent ab. Doch weil der Dollar in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 4 Prozent auf den Franken verloren hat, hätte ein Verlust von über 2 Prozent resultiert.

Etwas Geld zu verlieren gab es 2017 auch im Schweizer Obligationenmarkt – wenn auch dort nur in homöopathischen Dosen. Ein gemischtes Portefeuille aus Anleihen staatlicher und privater Franken-Schuldner ergab 2017 eine negative Rendite von 0,2 Prozent. Damit die Nachfrage nach bestehenden, tiefverzinslichen Schuldpapieren zurückgeht und deren Marktwert entsprechend sinkt, muss die Nationalbank zuerst ein hinreichend klares Signal aussenden, dass sie die Zinsen in absehbarer Zeit zu erhöhen gedenkt. So weit dürfte es aber frühestens 2019 kommen.

Aussergewöhnlich gut verdient haben die Anlegerinnen und Anleger dagegen mit ihren Investitionen in die Aktienmärkte. Dabei wurden die Aussenseiterwetten deutlich besser honoriert als jene auf die immer gleichen Favoriten. Der Index für Schweizer Nebenwerte (SPI Extra) legte in den zurückliegenden zwölf Monaten um über 30 Prozent zu. Im Vergleich dazu liegt der Swiss Market Index (SMI) mit einem Zuwachs von 14 Prozent deutlich zurück. Das Börsenbarometer bildet die 20 wertvollsten Schweizer Firmen nach Börsenwert ab.

Schweiz am Wochenende

US-Technologiewerte glänzen

Die starke Performance der sogenannten «Small-Cap-Aktien» war allerdings kein spezifisch schweizerisches Phänomen. Auch mit europäischen oder japanischen Nebenwerten hätte ein in Franken rechnender Investor 2017 gegen 30 Prozent verdienen können. In den USA war der gleiche Effekt schon im Vorjahr zu beobachten gewesen. Heuer glänzten in Amerika vorab bekannte Namen wie Apple, die Google-Mutter Alphabet, Microsoft, Amazon oder Facebook an der Technologiebörse Nasdaq.

Die Unternehmen stellen übrigens in dieser Reihenfolge die fünf wertvollsten Börsenfirmen der Welt dar. Ihr aggregierter Marktwert beträgt aktuell 3355 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Nestlé, Novartis, Roche, UBS und ABB – die fünf wertvollsten Firmen an der Schweizer Börse – bringen zusammen 820 Milliarden Franken auf die Waage.

Schweiz am Wochenende

Aus dem Muster des diesjährigen Kursfeuerwerks in vielen Aktienmärkten lässt sich die steigende Risikobereitschaft der Anlegergemeinde herauslesen. So unterliegen kleinkapitalisierte Aktien typischerweise grösseren Kursschwankungen als die Dividendenwerte von Grossunternehmen. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen. So sind kleinere Gesellschaften mit ihrer oft industriellen Prägung den Konjunkturzyklen stärker ausgesetzt als typische Multis.

Die Konjunktur in den USA brummt schon seit geraumer Zeit und hat mit einem Wirtschaftswachstum von über 3 Prozent ein Tempo erreicht, das im Urteil vieler Ökonomen schon deutlich über dem langfristigen Expansionspfad liegt. Die Anfang Dezember beschlossene Steuerreform könnte das US-Wachstum sogar noch weiter beschleunigen. In diesem Klima wiegt die Hoffnung der Investoren auf weitere Gewinnsteigerungen der Unternehmen offensichtlich stärker als die Furcht vor weiteren Leitzinserhöhungen, welche die Konjunktur irgendwann auch wieder bremsen dürfte.

Risikofreudige Anleger belohnt

Während die US-Notenbank die Normalisierung der Zinsen bereits in Angriff genommen hat, dürfte dieser Schritt in Europa noch länger auf sich warten lassen. Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) mit der Schweizerischen Nationalbank im Anhänger hat im zurückliegenden Jahr immer neues renditesuchendes Kapital in die Aktienmärkte gepresst.

Börsenbeobachter warnen schon seit geraumer Zeit, dass diese Liquiditätshausse abrupt zu Ende gehen könnte, wenn sich die EZB zu einem raschen Kurswechsel gezwungen sieht. Von einer Inflationsentwicklung, die eine solche Korrektur bewirken könnte, ist derzeit allerdings nichts zu erkennen. Seit dem Sieg von Emmanuel Macron bei den französischen Präsidentschaftswahlen sind die Zuversicht in Europa und der Glaube an den Euro spürbar gestiegen.

Nur jede fünfte Aktie im Minus

Vor diesem Hintergrund kann Europa mit einer fortgesetzten Beschleunigung des Wirtschaftswachstums rechnen. Davon haben die Aktienmärkte jedoch schon ein gutes Stück vorweggenommen, wie auch die Kursentwicklung der Schweizer Börse zeigt. Von den über 200 an der Hauptbörse kotierten Schweizer Aktien hat im laufenden Jahr nur jedes fünfte Papier einen Kursverlust erlitten. Mit dem Halbleiterhersteller AMS und dem Solaranlagenbauer Meyer Burger stehen die Aktien von zwei Firmen an der Spitze der Rangliste, die als ausgesprochen schwankungsanfällig gelten.

Wenig nachhaltig wirkt der Kursanstieg der Nationalbank-Aktie, zumal die Aktionäre im Unterschied zu den Kantonen nicht von einer höheren Gewinnausschüttung profitieren dürften. Firmen wie Von Roll, Leonteq oder Tornos sind im Berichtsjahr teilweise aus sehr tiefen Lagen hochgekommen. Auch in der Rangliste der «Large Caps» schnitten 2017 die Aussenseiter besser als die ganz Grossen. Die Börse honorierte 2017 fast jeden, der sich getraute, zu investieren. Risikofreudige Anleger wurden jedoch besonders reich belohnt.