Tierschutz
Ein Kaninchen zu Ostern: Warum das Geschäft mit den putzigen Tieren alles andere als herzig ist

Gerade zu Ostern und im Frühling werden Kinder gerne mit Hasen beschenkt. Das Geschäft mit den herzigen Pelzträgern boomt im Netz. Das hat Schattenseiten – nicht nur für Zoohandlungen.

Philipp Felber
Drucken
Kaninchen sind beliebte Haustiere. Und gerade im Frühjahr geniessen die Nager den Auslauf im saftiggrünen Gras.

Kaninchen sind beliebte Haustiere. Und gerade im Frühjahr geniessen die Nager den Auslauf im saftiggrünen Gras.

mauritius images

Ein kleines Häschen hoppelt im saftigen Gras herum, umkurvt die Osterglöckchen, sein Näschen hält es in die Höhe. Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen im Frühling ist sie angebrochen: die Zeit der Kaninchen. Gerade zu Ostern und im Frühling werden Kinder gerne mit Hasen beschenkt. Während früher beim lokalen Kaninchenzüchterverein oder auf dem Bauernhof die Häschen gekauft wurden, passiert dies heute zunehmend im Internet.

«Hasen zu verschenken», «Zwergkaninchen gratis», «Junge, süsse Hasen für 10 Franken»: Auf Internetplattformen werden Kaninchen und Hasen zu Tausenden angeboten. Einige für nur wenig Geld, andere gar gratis.

Den Verkauf im Internet beobachtet Martina Schybli vom Schweizer Tierschutz skeptisch. «Es ist ein zweischneidiges Schwert. Grundsätzlich wäre es ja eigentlich nichts anderes als ein Kleininserat», sagt Schybli. Aber es komme öfter vor, dass unseriöse Angebote gemacht werden. «Wenn ich in einem Inserat lese: ‹Sofort abzugeben›, dann frage ich mich schon, wie seriös dies ist.»

Internet ist günstiger

Für Käufer sei es extrem schwierig herauszufinden, was genau hinter einem Inserat steht, sagt Schybli. Dabei sei der persönliche Kontakt zum Verkäufer am wichtigsten. Es gebe aber Plattformen, die praktisch anonyme Inserate zulassen würden.

Ein Beispiel: Auf einer Internetseite wurde dieser Tage ein Inserat geschaltet mit dem Inhalt: «Schweren Herzens müssen wir unsere ein Jahr alten Zwerghasen verschenken, da unsere jüngere Tochter allergisch ist.» Offenbar wurde da nicht im Voraus geklärt, ob das Kind eine Allergie hat. Ein Tier sei denn auch nicht als spontanes Geschenk geeignet, sagt Martina Schybli.

Doch Tiere zu verschenken, ist nicht nur an Ostern beliebt. Auch vor anderen Feiertagen oder wenn ein Film mit einem tierischen Hauptdarsteller läuft – momentan etwa «Peter Hase» –, werden mehr Tiere verschenkt.

Das geht zum Teil so weit, dass in Deutschland viele Heime vor Feiertagen wie Ostern keine Tiere mehr abgeben. «Sie haben zu oft die Erfahrung gemacht, dass viele Tiere unüberlegt übernommen wurden, ohne sich im Klaren darüber zu sein, was eine Haltung überhaupt nach sich zieht», sagt Martina Hasselberg von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten.

Zudem: Im Internet sind die Preise für Hasen und Kaninchen meist deutlich tiefer als im Fachhandel. Ein Pärchen kastrierter Zwergkaninchen kostet im Fachhandel meist über 200 Franken. Im Internet findet man ein solches Pärchen für knapp über 100 Franken.

Auch beim Schweizer Verband zoologischer Fachgeschäfte sieht man den Verkauf über das Internet nicht gerne. «Da gibt es kompetente Züchter, aber eben auch viele nicht seriöse Anbieter», sagt Verbandspräsidentin Therese Schumacher. Käufer müssten sich besonders beim Kauf über das Internet gut informieren über die Haltung der Tiere.

Seit dem 1. März muss, wer in der Schweiz einen Hund verkaufen will, verschärfte Regeln beachten. Mit der neuen Verordnung müssen Anbieter von Hunden künftig in Verkaufsinseraten, egal ob im Internet oder sonst wo, ihre Adresse sowie die Herkunft der Hunde angeben. Durch diese Massnahme werde der Verkauf von illegal importierten Hunden erschwert, sagt Schumacher. Bei Kaninchen ist der Verkauf nicht reguliert.

Ausgehoppelt

Wie viele Kaninchen in der Schweiz gehalten werden, ist unklar. Der Verband für Heimtiernahrung weist für 2016 eine Zahl von 484 500 aus, welche als Haustier gehalten werden. Frühere und aktuellere Zahlen gibt es nicht.

Hinzu kommt, dass sich der Heimkaninchenmarkt mit dem Schlachtkaninchenmarkt überschneidet. Dabei ist eigentlich nur eines klar: Kaninchen sind weit weniger beliebt als Hunde oder Katzen. Und es könnten in Zukunft weniger werden. Denn: «Es gibt einen Trend dazu, dass weniger Kaninchen als Haustiere gehalten werden», sagt Martina Schybli.

Das habe damit zu tun, dass die Bereitschaft je länger, je mehr fehle, sich um ein Tier zu kümmern. «Wer ein Tier hält, muss sich bewusst sein, dass man ein längerfristiges Engagement eingeht und sein Leben nach dem Tier ausrichten muss.» Bei den Kaninchen komme hinzu, dass zunehmend ein Bewusstsein da sei, dass Kaninchen keine Streicheltiere sind.

Vielmehr haben Kaninchen den Drang zu flüchten und sind deshalb keine idealen Kuschelpartner für Kinder. Zudem brauchen Hasen und Kaninchen entsprechenden Auslauf und die Möglichkeit zu graben.

Während der gesamte Heimtiermarkt in den letzten Jahren stets stark wuchs, gab es bei den Kaninchen nur ein kleines Plus. Bei den beiden Grossen im Schweizer Heimtiermarkt klingelten in den letzten Jahren die Kassen: Qualipet steigerte den Umsatz von 142 Millionen Franken (2010) auf 169 Millionen Franken (2016).

Bei Fressnapf Schweiz stieg der Umsatz in der gleichen Zeit von 75 Millionen Franken auf 90 Millionen Franken. Aber: Gemessen am Umsatz habe Fressnapf in den letzten Jahren im Bereich Nager, worunter auch die Kaninchen gelistet werden, nur ein kleines Wachstum verzeichnet, sagt eine Sprecherin auf Anfrage. Qualipet-Chef Rolf Boffa spricht gar von einer Stagnation beim Geschäft mit Nagern.