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Eine einst kleine Firma aus Baar ist mittlerweile an der Börse 24 Milliarden Franken wert. Ihr Erfolgsrezept sind Privatmarktinvestitionen. Nun steht die Partners Group vor dem Ritterschlag: Sie gehört bald zum erlauchten Kreis des Swiss Market Index (SMI) der Schweizer Börse.
Alfred Gantner, Marcel Erni und Urs Wietlisbach – die drei Herren im Alter zwischen 52 und 59 Jahren spielen seit 24 Jahren die Hauptrolle in der Partners-Group-Saga. Sie erzählt eine der ganz seltenen und sicher die spektakulärste Erfolgsgeschichte, die der Schweizer Finanzplatz in den vergangenen zehn Jahren hervorgebracht hat.
In zehn Tagen erhält die Firma mit Sitz in Baar quasi den Ritterschlag. Ein knappes Vierteljahrhundert nach ihrer Gründung steigt sie in den «Swiss-Market-Index», den Kreis der zwanzig wertvollsten Gesellschaften an der Schweizer Börse, auf. Aktueller Marktwert: rund 24 Milliarden Franken – etwa gleich viel wie die Credit Suisse oder das Zweieinhalbfache der Bank Julius Bär.
Vom Gründertrio Gantner, Erni und Wietlisbach besitzt jeder einen Anteil von rund zehn Prozent. In der ständigen globalen Reichstenliste des US-Magazins Forbes stehen die drei unmittelbar vor dem Sprung unter die ersten 999. Die Partners Group betreibt eine Form von Vermögensverwaltung – allerdings eine weit lukrativere als jene der Banken.
Das Geschäft von Partners Group sind sogenannten Privatmarktanlagen. Dazu gehören Eigenkapitalinvestitionen in Firmen, deren Aktien nirgends öffentlich gehandelt werden. Im Jargon spricht man von «Private Equity». Partners Group investiert auch in nicht handelbare Schuldpapiere von Unternehmen und sie betreibt verschiedene Formen von Immobilienfinanzierungen.
Das Geld für die Investitionen kommt ausschliesslich von qualifizierten Investoren. Diese haben mindestens den Anspruch genau zu wissen was sie wollen, was sie tun und was sie erwarten können. Rund die Hälfte sind Pensionskassen und etwa ein Fünftel sind vermögende Privatanleger, die von Banken vermittelt werden. Etwa ein Drittel der Kunden stammt aus dem deutschsprachigen Raum, ein knappes Viertel aus Grossbritannien und etwa ein Sechstel aus Nordamerika.
Das von Partners Group verwaltete Vermögen beläuft sich aktuell auf 96,3 Milliarden Dollar – rund 45 Prozent davon liegt in Private-Equity-Fonds. Etwa ein Viertel in kollektiven Anlagegefässen für Fremdkapitalfinanzierungen und der Rest steckt in der einen oder anderen Form im Immobilienmarkt.
Privatmarktanlagen bergen im Prinzip ein grösseres Risiko für den Investor, weil er seine Anlage nicht jederzeit über die Börse verkaufen kann. In der Regel bleiben Privatmarktinvestoren während mindestens fünf Jahren in einem Objekt investiert, wobei die Vermögensverwalter (Partners Group) die verbindlich zugesagten Investitionen schrittweise abrufen können.
Für die Inkaufnahme dieser Risiken lassen sich die Investoren und die Anlageverwalter mittels Prämien entschädigen. Zum Beispiel verlangen sie bei einer Eigenkapitalfinanzierung mehr Aktien für das einbezahlte Kapital als dies ein Investor verlangen könnte, wenn sich die Firma mittels Ausgabe von neuen Aktien über die Börse finanzieren würde.
Privatmarktanlagen haben im Lauf der vergangenen Jahrzehnte im Vergleich zu klassischen Finanzmarktanlagen weit überdurchschnittliche Renditen gebracht. Im Zug der Finanzkrise ist die Nachfrage nach solchen Anlagen buchstäblich explodiert. Das ultratiefe Zinsniveau hat ein eine globale Jagd nach Rendite befeuert, die auch bei der Partners Group zu einem Boom geführt hat.
2006, also nur zwei Jahre vor der grossen Krise, kam Partners Group in der Schweiz an die Börse. Die Aktien wurden zum Preis von 63 Franken ausgegeben. Inzwischen kosten sie fast 900 Franken. Viele der 1500 Mitarbeitenden sind seit Jahren bei der Firma tätig. Jahr für Jahr fallen ihnen neue Anrechte auf Mitarbeiteraktien zu. 2019 waren gemäss Geschäftsbericht knapp 1,6 Millionen solcher Mitarbeiteraktien zum durchschnittlichen Bezugsreis von 662 Franken ausstehend. Könnten die Papiere sofort verkauft werden ergäbe sich für deren Eigentümer ein Gewinn von um die 350 Millionen Franken.
Doch die Partners-Group-Angestellten müssen den grossen Reibach erdulden. Erst nach mehreren Jahren können sie frei über ihre Anteile verfügen. Wer die Firma vorher verlässt, muss seinen Schatz unberührt zurücklassen. Dies ärgert Renate (Name geändert) bisweilen noch heute. Sie verliess vor einigen Jahren die Firma, weil ihre Familienpläne mit den Erwartungen des Managements an den bedingungslosen Einsatz der Mitarbeiter nicht in Einklang zu bringen waren.
Meistens aber denkt Renate, dass die Kündigung vor dem grossen Aufstieg auch ein Glücksfall war. Wäre sie länger geblieben hätte sie die Scheidung vom Betrieb ein Millionenvermögen gekostet. «Ich weiss nicht, ob ich den Schritt dann noch getan hätte», sagt sie.
Dabei haben Frauen bei der Partners Group keinen leichten Stand. Im über 100-köpfigen Senior Management ist nur jedes zehnte Mitglied weiblich. Partners-Group-Mitbegründer Alfred Gantner ist Mitglied der Mormonen-Kirche, deren Bischof er bis vor einem Jahr noch war. Auch sein CEO David Layton gehört jener Glaubensgemeinschaft an, die unter anderem ein sehr konservatives Modell der geschlechtlichen Rollenverteilung hochhält.
Was die Zukunft für das Privatmarktgeschäft bereit hält, bleibt abzuwarten. So lukrativ die langjährige Bindung für die Investoren in der Vergangenheit gewesen war, so unangenehmen kann sie werden, wenn die Konjunkturerholung weniger schnell vorankommt als es jetzt gerade den Anschein macht.