EINKOMMEN: Die Urner haben es am besten

Im Kanton Uri bleibt Ende Monat am meisten frei verfügbares Einkommen übrig. Das geht aus einer Studie der Credit Suisse hervor. Grundsätzlich gilt: Je städtischer eine Region ist, desto teurer ist das Leben dort.

Rainer Rickenbach
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Urner Pendler warten auf den Tellbus, der sie nach Luzern bringt. (Bild: Urs Hanhart (Altdorf, 23. September 2016))

Urner Pendler warten auf den Tellbus, der sie nach Luzern bringt. (Bild: Urs Hanhart (Altdorf, 23. September 2016))

Rainer Rickenbach

rainer.rickenbach@luzernerzeitung.ch

Was bleibt übrig, wenn Steuern, Krankenkassenprämie, Kinderkrippe und Miete bezahlt sind? Dieser Frage gehen die Ökonomen der Credit Suisse regelmässig nach. Sie nehmen sich dabei Haushalte des Mittelstandes vor. Wie schon vor fünf Jahren schneidet Uri in diesem schweizerischen Vergleich am besten ab. Die Urner kommen beim sogenannten «Regional Disposable Income»-Indikator auf einen Wert von mehr als 1,9 Punkten. Der nationale Durchschnitt liegt bei 0 Punkten (siehe Grafik). «Mit geringen Wohnkosten, einer attraktiven Belastung durch Steuern und weitere Abgaben präsentiert sich Uri zusammen mit Glarus aus finanzieller Sicht am attraktivsten», schreiben die Studienverfasser.

Ebenfalls gut im Rennen sind Obwalden und Nidwalden. Luzern und Schwyz belegen einen Mittelfeldplatz. Durchschnittlich am wenigsten bleibt in der Zentralschweiz den Zugern übrig, wenn sie ihre Fixkosten bezahlt haben. Sie stehen aber immer noch etwas besser da als der schweizerische Durchschnitt.

Tiefe Steuern allein machen noch nicht glücklich

«Die Steuerbelastung ist in der Zentralschweiz tief. In den eher ländlichen Regionen Innerschwyz, Uri, Ob- und Nidwalden sowie Luzern ohne Stadt und Agglomeration sind auch die Wohnkosten und Krankenkassenprämien nicht sehr hoch. Darum bleibt den Mittelstandshaushalten in der Zentralschweiz mehr verfügbares Einkommen übrig als etwa in Genf oder Zürich», sagt Thomas Rühl, Mitautor der CS-Studie.

Grundsätzlich gilt: Je städtischer eine Region, desto teurer ist das Leben dort. Zug zum Beispiel zählt zu den Gebieten mit den höchsten Immobilienpreisen und Mieten. Darum schneidet der Kanton trotz seinen sehr tiefen Steuern für alle Einkommensklassen und den tiefen Krankenkassenprämien nicht sonderlich gut ab. Selbst im strukturschwachen Hochsteuerkanton Jura bleibt den Bewohnern mehr verfügbares Einkommen übrig als in Zug. Ein Vergleich zwischen Altdorf und der Stadt Luzern verdeutlicht das Kostengefälle zwischen einer mittelgrossen Schweizer Stadt und einem kleinen, eher ländlich geprägten Kantonshauptort. Einem Rentner-Ehepaar mit einem Jahreseinkommen von 80 000 Franken und einer 100 Quadratmeter grossen Mietwohnung bleiben in Altdorf 36 000 Franken übrig, wenn es für Steuern, Krankenkassenprämien und Miete aufgekommen ist. In der Stadt Luzern hat ein Rentner-Ehepaar nur 26 500 Franken übrig, wenn die Rechnungen für die Fixkosten beglichen sind. Die Stadt Luzern liegt gemäss Berechnungen der CS-Ökonomen sogar minim unter dem schweizerischen Durchschnitt. Auch Familien mit und ohne externe Kinderbetreuung fahren in Luzern um mehrere tausend Franken schlechter als in Altdorf. Innerhalb des Kantons Luzern sind die Unterschiede beträchtlich. Sehr gut fallen die RDI-Werte bei Landgemeinden wie Eschenbach, Gisikon oder Ballwil aus. Auch Agglomerationsgemeinden wie Kriens, Ebikon Adligenswil und Rothenburg brauchen den Vergleich mit der Stadt nicht zu scheuen. Mit minus 0,53 Punkten kommt hingegen das steuergünstige Meggen wegen der hohen Wohnkosten sogar auf einen schlechteren Wert als die Stadt Luzern mit minus 0,07 Punkten. Zum Vergleich: Die Stadt Zürich steht bei minus 1,87 Punkten.

Bei den Krankenkassenprämien bewegt sich die Zentralschweiz näher beim schweizerischen Durchschnitt als bei den Steuern. Die Unterschiede in diesem Kostenblock macht nebst den Prämienregionen die Grosszügigkeit der Kantone bei den Prämienverbilligungen aus. Unter dem Strich ist im Kanton Zug die Krankenversicherung schweizweit am günstigsten. Ebenfalls unterdurchschnittlich fallen die Prämienrechnungen in den Luzerner Landgemeinden, Uri, Ob- und Nidwalden aus. Schwyz und die Agglomeration Luzern sind leicht unterdurchschnittlich, die Stadt Luzern überdurchschnittlich. Über 25-Jährige zahlen im schweizerischen Mittel jährlich 5140 Franken für die obligatorische Krankenversicherung.

Pendlerfreundliche Kantone Obwalden und Uri

Sieben von zehn Erwerbstätigen arbeiten in der Schweiz ausserhalb ihres Wohnortes. Sie pendeln im Durchschnitt 14,5 Kilometer pro Arbeitsweg und sind dafür etwa eine halbe Stunde unterwegs. Das ist mit Kosten verbunden. Die CS-Ökonomen haben sie auf Gemeindeebene ermittelt und die steuerlichen Abzüge dafür gerechnet. «Uri und Obwalden kennen sehr grosszügige Abzugsmöglichkeiten für die Arbeitswegkosten der Pendler. Im Kanton Uri bestehen sogar Abzugsmöglichkeiten für Pendler, die zu Fuss zur Arbeit gehen», sagt Rühl. Noch kennt auch der Kanton Luzern grosszügige Abzüge von Pendlerkilometern. Das dürfte sich aber bald ändern, denn wie der Bund beginnen auch die Kantone nach und nach die Kilometerabzüge einzuschränken. In Luzern ist es beschlossen, aber noch nicht umgesetzt. Nidwalden und Zug (bis 6000 Kilometer) und Schwyz (bis 8000 Kilometer) haben das Bundesregime (bis 3000 Kilometer) mit einer höheren Beschränkung bereits übernommen.

Zum ersten Mal haben die Studienautoren Kinderbetreuungskosten und Familienzulagen in die Studie aufgenommen. In der Romandie fahren die Eltern finanziell besser als in der Deutschschweiz. Im Vergleich teuer zu stehen kommt die Fremdbetreuung von Kindern in der Zentralschweiz.

Bild: Quelle: CS / Grafik: mop

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