ENERGIE: Kleinkunden würden derzeit von offenem Strommarkt profitieren

Wäre der Strommarkt schon liberalisiert, würden Kleinkunden derzeit weniger zahlen. Davon zeigt sich der abtretende Direktor des Bundesamtes für Energie, Walter Steinmann, überzeugt. Er glaubt aber nicht an eine rasche Öffnung: Die Gemeinden verdienen gut am Monopol.

Drucken
Walter Steinmann ist überzeugt: Er glaubt aber nicht an eine rasche Öffnung. Die Gemeinden verdienten gut am Monopol.

Walter Steinmann ist überzeugt: Er glaubt aber nicht an eine rasche Öffnung. Die Gemeinden verdienten gut am Monopol.

Vorgesehen ist die Strommarktliberalisierung für alle Kunden eigentlich schon vor mehreren Jahren. Doch es gibt derzeit keine Anzeichen, dass es nächstens soweit sein wird. Der Bundesrat werde sich Mitte 2017 wieder mit dem Thema beschäftigen, sagte Steinmann im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Samstag.

Die Signale seien nicht sehr ermutigend, sagte Steinmann. Er verweist auf Gemeinde- und Städteverbände: «Fakt ist, dass insbesondere die kleinen Elektrizitätswerke von der heutigen Situation profitieren. Sie erzielen mit den gefangenen Kunden gute Gewinne, die zu grossen Teilen in die Kassen der Gemeinden fliessen.»

Eine Liberalisierung wäre aus Steinmanns Sicht derzeit einfacher, weil viele Kleinkunden angesichts des tiefen Strompreises wohl profitieren würden. Heute ist der Markt lediglich für Grosskunden liberalisiert.

Umbruch so oder so

Steinmann, der Ende Monat in Pension geht, geht aber davon aus, dass sich die Branche «mit oder ohne volle Marktöffnung neu strukturieren» müsse. «Es wird unter den 700 Elektrizitätswerken wohl vermehrt zu Kooperationen oder Zusammenschlüssen kommen.»

Mittelfristig könnten sich laut Steinmann auch neue Modelle entwickeln, wie Kunden Strom beziehen: «Flexibilität wird einen Wert bekommen. Vielleicht wird der Strom zu gewissen Zeiten gratis sein.» Dafür müsse man bereit sein, zu anderen Zeiten keinen Strom zu beziehen. Der Strom könnte in Spitzenzeiten auch deutlich teurer werden.

Steinmann wurde 2001 Chef des Bundesamtes für Energie. In seine Amtszeit fällt damit die Energiestrategie 2050, mit der der Bund die Energiewende und den Atomausstieg schaffen will. Nachfolger von Steinmann wird Benoît Revaz, der zuletzt beim Beratungsunternehmens E-CUBE Strategy Consultants arbeitete.

sda