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Khaled Bichara hat den ägyptisch-schweizerischen Tourismuskonzern Orascom wieder auf die Spur gebracht. Nun ist der CEO bei einem Unfall ums Leben gekommen.
«Ich bin ein Tournaround-Manager», hatte Khaled Bichara vor vier Jahren im Interview mit unserer Zeitung gesagt. Dabei wirkte er eher wie ein Weltenbummler als wie ein harter Sanierer. Der gross gewachsene Ägypter übernahm damals die CEO-Funktion beim Immobilienentwickler Orascom Development mit Hauptsitz in Altdorf. Das börsenkotierte Unternehmen baut Tourismusstädte in verschiedenen Regionen der Welt.
Bicharas Aufgabe: Einerseits die Touristen wieder nach Ägypten locken und anderseits das gross angelegte, aber teure Feriendorf in Andermatt vorantreiben. Zu diesem Zeitpunkt hatte der studierte Informatikingenieur keine Ahnung vom Tourismusgeschäft. Der begeisterte Fan des italienischen Fussballklubs AS Roma hatte Internetfirmen aufgebaut und sich in der Start-up-Szene einen Namen als «ägyptischer Steve Jobs» gemacht. Zu Orascom kam er, weil er sein Unternehmen an Naguib Sawiris verkauft hatte. Naguib ist der Bruder des ägyptischen Investors Samih Sawiris, der Orascom 1989 in Ägypten gegründet hat. Im Zuge der Initiierung des Andermatt-Projekts verlegte Sawiris den Hauptsitz der Gruppe 2008 nach Altdorf. Im gleichen Jahr brachte er Orascom an die Börse.
Dieses Unternehmen sollte Bichara nun also wieder auf die Spur bringen. Sein Vorgänger auf dem CEO-Posten hatte die Krise, die durch viele Terroranschläge ausgelöst worden war, nicht in den Griff bekommen. Bichara aber sorgte dafür, dass die Touristen nach und nach wieder die ägyptischen Resorts von Orascom besuchten.
Mit Bichara schien Sawiris den richtigen Mann für die Führung des Konzerns gefunden zu haben. Denn der Turnaround ist mittlerweile in Reichweite. Erst am Mittwoch erschien auf der Wirtschaftsplattform «The Market» ein längeres Stück, in dem Bichara darlegt, wie sich das Kerngeschäft in Ägypten erholt habe. «Dieses Jahr wird mehr als eine Destination profitabel sein. Ich rechne mit schwarzen Zahlen für El Gouna, Taba, Salalah im Oman und O-West, unser Wohnbauprojekt in Kairo.» Nach der Rückkehr der deutschen Touristen sei schon bald wieder mit britischen Gästen zu rechnen. «Über die ganze Gruppe betrachtet sind wir auf dem richtigen Weg, um wieder in die Gewinnzone zu kommen», sagte er.
Auch die einstige Armeehochburg Andermatt mausert sich langsam zum profitablen Feriendorf. Eine Milliarde Franken hat Sawiris bislang hier investiert. Zwar gehört die Gesellschaft Andermatt Swiss Alps nur zu 49 Prozent Orascom, denn die Mehrheit hält Sawiris direkt. Orascom hat allerdings die Option, die Mehrheit zu kaufen. Und zuletzt gab es Hinweise, dass dies bald geschehen könnte. In Andermatt plant Orascom den Bau eines dritten grossen Hotels neben dem The Chedi und dem 2018 eröffneten Radisson Blu. «Wir haben in Andermatt noch nicht genügend Hotelzimmer», sagte Bichara gegenüber «The Market». Sie seien nötig, um die kritische Masse für die gesamte Destination zu erreichen. Auf seine Bilanz angesprochen sagte er: «Wir stehen etwa auf halbem Weg zum erfolgreichen Turnaround.»
Khaled Bichara ist in der Nacht auf Freitag bei einem Autounfall in Kairo ums Leben gekommen. «Im Namen des Verwaltungsrats, des Managements und der Mitarbeitenden sprechen wir der Familie von Khaled Bichara unser tiefstes Beileid und Mitgefühl aus. Unsere Gedanken sind in dieser schweren Zeit bei ihnen», teilte Orascom am Freitag mit. Bichara wurde 48 Jahre alt. Er hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.