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Wirtschaft
Der ehemalige Alpiq-Chef Giovanni Leonardi erklärt am Podium von Pro Natura Aargau warum ihn das am Freitag beschlossene Massnahmenpaket des Bundesrats zum Atomausstieg nicht überzeugt.
Herr Leonardi, der Bundesrat hat am Freitag beschlossen, dass der Energieverbrauch innert 35 Jahren um 35 Prozent gesenkt werden soll. Ist das realistisch?
Giovanni Leonardi: Nur wenn der Bürger mitmacht. Ich wurde vor 50 Jahren geboren, damals haben wir viel weniger Energie gebraucht zum Leben. Ich bin trotzdem glücklich und zufrieden aufgewachsen. Aber schaffen wir es, 2020 weniger Energie als heute zu brauchen? Das ist die Frage. Ich weiss nicht, ob das klappt.
Was muss sich im Strommarkt ändern, damit dieses Ziel erreicht werden kann?
Früher hatten wird das Strommonopol, das gut funktionierte. Heute ist der Markt halboffen und es funktioniert nicht. Wir müssen den Markt jetzt definitiv auftun und ihn spielen lassen. Zurück ins Monopol können wir nicht mehr.
Dann sind Subventionen nicht die Lösung?
Nein, Subventionen sind der falsche Weg und eine Verschwendung von Mitteln. Mit Subventionen fördern wir bloss die Stromproduktion im Sommer. Wir brauchen den Strom aber im Winter. Es ist, als würden wir die Erdbeerproduktion im Sommer fördern, wenn sowieso schon ein Überschuss vorhanden ist. Genau das tut der Bund nun auch weiterhin.
Deshalb will nun der Nationalrat den Bau von Wasserkraftwerken in Landschaften von nationaler Bedeutung erleichtern.
Ich bin in den Alpen aufgewachsen, bin auch heute regelmässig in den Bergen. Wir können nicht alles opfern für den Atomausstieg. Ich bin darum überzeugt, dass dieser Beschluss auf heftigen Widerstand stossen wird.
Wie gut ist die Übergangslösung des Bundesrates mit Gaskraftwerken?
Es ist die einzige und akzeptiere Möglichkeit, die wir haben. Auch wenn wir dafür zumindest in der Stromproduktion für eine gewisse Zeit höhere CO2-Emissionen in Kauf nehmen müssen.
Schafft die Schweiz mit den neuen Massnahmen den Ausstieg aus der Kernenergie bis 2029?
Die Strategie ist sehr, sehr ehrgeizig. Das Massnahmenpaket ist noch unklar. Den Ausstieg bis 2029 zu erreichen wird hart.
Warum sind Sie als ehemaliger Strombaron nun im Vorstand von Pro Natura Aargau?
Pro Natura will sich künftig vertieft mit Energie und Energieeffizienz beschäftigen. Johannes Jenny, der Geschäftsführer von Pro Natura, hat mich darum bei einer Wanderung im Tessin überzeugt, im Vorstand mitzumachen.