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Wirtschaft
Der Chef der grössten Bierbrauerei der Schweiz spricht über den Einkaufstourismus und sein Rezept,um Kunden wiederzugewinnen.
Thomas Amstutz: 2015 war ein herausforderndes Geschäftsjahr. Wir spüren die Folgen des Einkaufstourismus. Der hat dazu geführt, dass unsere Kunden, die Detailhändler, mehr Aktionen machen mussten, um Kunden in die Geschäfte zu locken. Das Ganze ging jedoch auf Kosten unserer Marge. Wichtig ist: Wir haben das Biervolumen praktisch gehalten. Dies war möglich durch Innovationen wie «Braufrisch». Das hat uns enorm geholfen im letzten Jahr. Es war unsere erfolgreichste Neulancierung in den letzten zehn Jahren.
Wir werden noch eine Weile damit zu kämpfen haben. Doch der Franken bleibt nicht ewig so hart wie jetzt. Wichtig ist, dass wir uns auf die Zeit danach vorbereiten. Wir dürfen die Kunden nicht verlieren. Ich bin überzeugt, dass wir sie nur zurückholen, indem wir auf Innovationen setzen und aufzeigen, dass wir stolz auf unsere Schweizer Produkte sein können.
Das ist historisch gesehen unser wichtigster Abnehmer. Inzwischen hat es sich jedoch gedreht. Die Gastronomie besonders im ländlichen Raum ist enorm unter Druck. Hier sind wir im täglichen Kontakt mit unseren Kunden und versuchen sie auch zu unterstützen. Wir bieten ihnen etwa im Bereich Getränkehandel immer mehr Leistungen an. Oder wir zeigen auf, wie die Wirte dank der Digitalisierung Kosten einsparen können. Wir haben hier eigene Programme und Apps entwickelt und nehmen konzernweit, also im grossen Carlsberg-Konzern, eine Vorreiterrolle ein. Unsere eigenen Ergebnisse können wir in diesem Bereich verbessern, indem wir bei der Lieferung von Weinen zulegen.
In der Schweiz beschäftigen wir 1300 Mitarbeitende an 21 Standorten. Daran wird sich im grösseren Stil nichts ändern. Wir schauen sicher, wie wir in allen Bereichen effizienter werden können. Doch dies ist ein laufender Prozess.
Wir gehen davon aus, dass der Import sich bei 25 Prozent einpendeln wird. Für uns ist klar, dass wir mit unseren 1.70 nicht gegen die 30 Rappen ankämpfen können.
Als Marktführer mit einem Anteil von rund 42 Prozent am Biermarkt freuen wir uns, wenn die Biervielfalt in der Schweiz grösser wird, und fördern auch die Bierkultur aktiv. Und wir sind enorm daran interessiert, dass sich die Bierkultur weiterentwickelt. Viele Jungunternehmer, die mit eigenen Bieren erfolgreich sind, haben bei uns als Brauer angefangen. Wir sind schweizweit das Kompetenzzentrum für Bier. Und als Unternehmen bieten wir die grösste Biervielfalt an. Wir brauen 40 Markenbiere. Für uns ist es wichtig, dass wir in den Regalen der Grossverteiler ausreichend Platz dafür haben.
Es ist immer einfacher, auf den Grossen herumzuprügeln. Wir Brauer freuen uns echt, wenn ein anderer Brauer mit einem neuen Geschmack kommt. Ich habe kein Problem damit, auch ein Bier von der Konkurrenz zu trinken. Unsere Lehrlinge haben gerade jetzt unglaublich spannende Biersorten kreiert und selber gebraut. Als Marktführerin in der Schweiz müssen wir jedoch unsere wichtigste Marke pflegen. Gleichzeitig versuchen wir, firmenintern Innovationen zu fördern.
Vorgestern haben wir das Jubiläum mit unseren Mitarbeitern gewürdigt. Es wird auch sonst noch einzelne Attraktionen geben. Am Tag der offenen Tür etwa erwarten wir einen Rekordansturm.
Uns hilft ein guter Sommer mehr. Aber Sie haben recht: Wir unterstützen landesweit rund 7000 kleinere Events und sind Sponsor diverser Grossanlässe. Wir stellen etwa am Schwing- und Älplerfest sicher, dass das Bier während der zwei Tage gekühlt und in ausreichender Menge vorhanden ist. Immerhin trinkt jeder Teilnehmer in diesen Tagen ein Liter Bier! Die Logistik, die dahinter steckt, ist gewaltig. Während der Fussball-Europameisterschaft werden wir diverse Public-Viewing-Orte beliefern. Wir können nur hoffen, dass die Schweiz möglichst weit kommt.